Familie im Wandel: Jahrestagung Familie in der Hochschule

28 November 2022

Vom 22. – 23. November 2022 fand an der Universität der Bundeswehr München die achte Jahrestagung des Vereins „Familie in der Hochschule“ statt. Die Veranstaltung wurde von der Familienservicestelle der Universität ausgerichtet.

Wie hat sich die Lebensrealität von Familien verändert und auf welche Weise spiegelt sich dies an den Hochschulen wider? Welche Herausforderungen kommen dabei auf Hochschulleitungen zu und wie kann es gelingen, diesen gesellschaftlichen Wandel als Chance für die Wissenschaft bzw. für die Hochschulen zu nutzen? Welche Antworten finden Hochschulen, Politik und Gesellschaft auf veränderte Formen der Verteilung von Sorgearbeit und geteilter Verantwortung in familiären Strukturen? Wie gelingt die Vereinbarkeit von Studium, Beruf, Wissenschaft und Pflege und welche Verantwortung tragen dabei die unterschiedlichen Akteurinnen und Akteurinnen?  All diesen Fragestellungen widmete sich die achte Jahrestagung des Vereins „Familie in der Hochschule e.V.“, die vom 22. November 2022 an der UniBw M in Präsenz unter dem Titel „Familie im Wandel. Vielfalt als Impuls zur Weiterentwicklung des Hochschulsystems“ ausgerichtet wurde.

Grußwort von der Verteidigungsministerin

Die Veranstaltung begann mit der Begrüßung der mehr als 160 Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die Präsidentin der Universität der Bundeswehr München, Prof. Merith Niehuss, gefolgt von einem Grußwort in Form einer Videobotschaft von Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht. In dieser ging sie auf die aktuelle Weltsituation ein und machte deutlich, vor welchen gewaltigen Aufgaben die Bundeswehr momentan stehe. Dabei betonte sie auch die Wichtigkeit der Familie in dieser Krisensituation: „Eine Bundeswehr mit hoher Kampfkraft und schneller Verfügbarkeit muss auch das private Umfeld fest im Blick haben, gerade wenn es darum geht, das familiäre Miteinander, Betreuung, Erziehung, Pflege zu organisieren. Wir können diese Herausforderungen nur bewältigen, wenn unsere Frauen und Männer wissen: Wir sind für Euch da, wir kümmern uns, wir halten zusammen. Fürsorge und Unterstützung sind tragende Pfeiler unserer Einsatzbereitschaft“, so die Ministerin in ihrer kurzen Ansprache. Im Anschluss gaben die Moderatorin Prof. Sonja Kretzschmar, Prodekanin der Fakultät für Betriebswirtschaft an der Universität der Bundeswehr München, und Moderator Prof. Dr. Frank Ziegele, Geschäftsführer des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE), den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Überblick über den Ablauf der Tagung.

„Bunt statt normal? Familie und Familienleben in Deutschland“

Die Keynote mit dem Titel: „Bunt statt normal? Familie und Familienleben in Deutschland“ hielt Prof. Norbert Schneider, Direktor des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung i. R. und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Demographie. In seinem Vortrag beschäftigte er sich mit den Fragestellungen: Was ist das Wesen der Familie im Wandel? Wie ist die aktuelle Lage der Familie? Welche Herausforderungen bringt der Wandel der Familie für die Gesellschaft und was bedeuten diese Veränderungen für die Hochschulen? Sein Fazit zur Situation der Familie im heutigen Deutschland: Die Vielfalt der Familie müsse als Normalität, nicht als Krise gesehen werden, und es sei wichtig, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf als ein Thema zu begreifen, dass Männer wie Frauen in gleicher Weise angehe. Weitergehende Geschlechtergerechtigkeit erfordere eine stärkere Integration der Männer in die Familienarbeit, auch mit den Zielen, gleiche Teilhabechancen zu schaffen und ökonomische Abhängigkeiten zu vermeiden. „Wir müssen wegkommen von einer strukturorientierten hin zu einer lebenslauforientierten Betrachtung, und wir brauchen Kreativität und Flexibilität statt Strukturkonformität.“ Der Wandel in Bezug auf die Familie müsse als Chance begriffen werden, auch im internationalen Wettbewerb, so Schneider.

Anregende Podiumsdiskussion

In der an den Vortrag anschließenden Podiumsdiskussion sprachen Prof. Rafaela Kraus, Vizepräsidentin für Angewandte Wissenschaften, Entrepreneurship und Chancengerechtigkeit der UniBw M, Dr. Thomas Metker, Leiter der Familienabteilung im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Prof. Norbert Schneider und Christel Baumgärtner, Studentin an der Hochschule München über die Themen „Herausforderungen des Wandels in der Familie für die Hochschule als Arbeitgeber“ und „Pflegeverantwortung als Teil von Familienarbeit“. Prof. Kraus betonte, dass die Organisationskultur innerhalb der Hochschulen eine große Rolle innerhalb des aktuellen Wandels in der Familie spiele und das Erwartungsmanagement funktionieren müsse. Erwartungen zu erfüllen sei aber nur über einen Kulturwandel möglich. Dieser müsse vom oberen Management vorgelebt werden, ergänzte Dr. Metker. Dabei sollten alle Bereiche der Hochschule miteinbezogen werden. „Wir können es uns nicht leisten, auf die Bedürfnisse der Studierenden nicht einzugehen“, so Vizepräsidentin Kraus. Auch in der Pflegethematik stünden große Veränderungen an, so Prof. Schneider. Die Belegschaften altern überall, und damit werde es viel mehr Menschen geben, die mit der Pflegeproblematik, häufig abrupt konfrontiert würden; aber die Zahl derjenigen, die innerhalb der Familie die Pflege übernommen haben, würde in der Zukunft stark abnehmen. So entstünde eine Lücke, die es zu schließen gelte. Darum sei die Sensibilisierung für dieses Thema besonders wichtig. Neue Services und Strukturen müssen in diesem Segment geschaffen werden, so Prof. Kraus.

Fünf neue Mitglieder

Im Rahmen der Veranstaltung traten dem Verein "Familie in der Hochschule" fünf neue Institutionen bei: die Technische Universität Dresden, die Universität Duisburg-Essen, die Musikhochschule Lübeck, die Hochschule RheinMain und die Hochschule Konstanz. Mit dem Beitritt verpflichten sie sich zu den in der Charta festgeschriebenen Zielen und Qualitätsstandards für eine familiengerechte Hochschule.

 Der Verein „Familie in der Hochschule“ ist aus einem vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE), acht Hochschulen und der Robert-Bosch-Stiftung geförderten Projekt hervorgegangen, welches das Ziel verfolgt, die Hochschulen familienfreundlicher zu gestalten. „Familie in der Hochschule“ versteht sich als Netzwerk von Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen, die ein familienorientiertes Profil anstreben und damit verbunden eine stetige Verbesserung der Studien-, Arbeits- und Forschungsbedingungen umsetzen.


Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.familie-in-der-hochschule.de


Titelbild (v.l.n.r.): Prof. Sonja Kretzschmar, Dr. Thomas Metker, Prof. Rafaela Kraus, Prof. Norbert Schneider, Christel Baumgärtner, Dr. Frank Ziegele, Dr. Kornelia Reischl, Leiterin der Familienservicestelle der UniBw M, und Sandra Wiegand, Vorstandsmitglied des Vereins „Familie in der Hochschule“ (© Universität der Bundeswehr München/Siebold)