Handwerk trifft Forschung: Strategieworkshop Digitalisierung

9 März 2020

Zur Veranstaltungsreihe „Handwerk trifft Forschung“ luden die Universität der Bundeswehr München und die Handwerkskammer für München und Oberbayern.

Unter dem Titel „Strategieworkshop Digitalisierung – Zukunftstrends verstehen, Prozesse optimieren, Mitarbeiter motivieren“ stellten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unserer Universität in sechs Kurzvorträgen digitale Helfer für unternehmerische Prozesse speziell auch für Handwerksbetriebe vor. Prof. Eva-Maria Kern, Vizepräsidentin für Forschung, begrüßte am 5. März rund 50 Gäste aus dem Handwerk im Casino der Universität. „Die Idee der Veranstaltung soll es sein, unkompliziert ins Gespräch zu kommen und durch die Vorträge passende Impulse für den eigenen Betrieb zu erhalten“, so Vizepräsidentin Kern. „Es würde mich sehr freuen, wenn aus dem heutigen Abend gemeinsame Projekte entstehen“, so Dr. Hartwig von Bülow von der Handwerkskammer für München und Oberbayern.

Handwerk 4.0 oder digital egal?

Unter diesem Titel startete Prof. Andreas Karcher vom Institut für Angewandte Informatik in seinen Kurzvortrag: „So ironisch es klingen mag, aber es trifft den Kern. Kein Handwerksbetrieb kann heute noch auf das Internet verzichten.“ Sein Credo: Niemand muss selbst umfassende IT-Kompetenzen besitzen. Denn eine digitale Infrastruktur, die Terminanfragen, Kundendaten und Aufträge zentral vereint, können durch Cloudcomputing bereitgestellt werden.

Gemeinsam widmeten sich Prof. Thomas Braml vom Institut für Konstruktiven Ingenieurbau, und Prof. Philipp Rauschnabel vom Institut für Organisationskommunikation, der Frage, wie ein digitales Planen, Bauen und Überwachen in der Baubranche möglich ist. Die beiden stellten die Arbeit mit digitalen Zwillingen vor. Darunter ist ein digitales Abbild eines realen Produkts oder Prozesses gemeint, das in allen Bereichen – in der Planung, der Umsetzung und der Überwachung – eingesetzt werden kann.

Einen Einblick in den 3D-Druck und die additive Fertigung gewährten die Wissenschaftler Alexander Atzberger und Sebastian Weber vom Institut für Technische Produktentwicklung den Gästen. Durch das Einscannen von Ersatzteilen, die digitale Verarbeitung und die anschließende Konstruktion des Gegenstands, könne die Lagerung von Ersatzteilen in hoher Zahl der Vergangenheit angehören und die additive Fertigung on Demand realisiert werden.

Zukunftstrends verstehen und umsetzen

Der Organisationskommunikation und der Digitalen Transformation im Hinblick auf das Personalmanagement widmeten sich Dr. Julian Hajduk vom Institut für Organisationskommunikation und Prof. Rafaela Kraus, Vizepräsidentin für Entrepreneurship und den Hochschulbereich für Angewandte Wissenschaften. Sie sprach von einer doppelten Herausforderung durch die Digitalisierung: „Ich muss sowohl das Unternehmen digital transformieren, als auch die Mitarbeiter nicht aus den Augen verlieren und mitnehmen.“ Mithilfe vom Business Model Canvas könnten Unternehmen herausfinden, wie sie bestimmte Bereiche Digitalisieren können. Hajduk machte deutlich, dass durch schlechte oder unzureichende Unternehmenskommunikation Kundenaufträge ausbleiben können. Wohingegen besonders gute Kommunikation zur Weiterempfehlung des Betriebs führen kann.

Den Abschluss bildete Dr. Silja Meyer-Nieberg vom Institut für Technische Informatik mit der Frage „Künstliche Intelligenz: Hilfe oder Hindernis?“ Für viele Betriebe stelle KI noch immer eher ein Hindernis dar. Doch Meyer-Niebergs Appell ist es: „Handwerker müssen keine KI-Experten sein. Sie müssen lediglich wissen, welche Techniken Ihnen weiterhelfen und wer den Ansatz für die Firma mitentwickeln kann.“

Impulse für weitere Zusammenarbeit

Die zahlreichen Nachfragen aus dem Publikum machten deutlich: Das Interesse und die Möglichkeiten für gegenseitige Unterstützung ist vorhanden. Kooperationen in Form von Forschungsprojekten oder Bachelorarbeiten mehr als denkbar. Die Impulse, die jetzt auf Seiten der Handwerksbetriebe und auch der Wissenschaftler gesetzt wurden, konnten die Teilnehmer anschließend gemeinsam konkretisieren.


Titelbild: Die Organisatoren und Referenten der Veranstaltung „Handwerk trifft Forschung“ (v. li. n. re.):
Dr. Silja Meyer-Nieberg, Sebastian Weber, Prof. Philipp Rauschnabel, Günter Herrmann, Prof. Rafaela Kraus, Prof. Thomas Braml, Dr. Hartwig von Bülow, Dr. Julian Hajduk, Prof. Eva-Maria Kern, Alexander Atzberger und Prof. Andreas Karcher (© Universität der Bundeswehr München, Foto: Siebold, Bildbearbeitung: Nietsch)