Bayerns FFP2-Maskenpflicht ist richtig und wichtig
19 Januar 2021
Das Tragen von FFP2-Masken im öffentlichen Raum ist laut Prof. Christian Kähler ein wichtiger Schritt zu mehr Sicherheit vor einer direkten und indirekten SARS-CoV-2 Infektion.
Das Tragen von FFP2-Masken im öffentlichen Raum ist laut Prof. Christian Kähler, Leiter des Instituts für Strömungsmechanik und Aerodynamik an der Universität der Bundeswehr München, aus zwei Gründen ein wichtiger Schritt zu mehr Sicherheit vor einer direkten und indirekten SARS-CoV-2 Infektion. Einerseits sind hochwertige FFP2-Masken in der Lage die relevanten Tröpfchen und Aerosolpartikel beim Ein- und Ausatmen recht zuverlässig aus dem Luftstrom herauszufiltern. Das gelingt mit OP-Masken und Mund-Nasen-Bedeckungen nicht, wie der Wissenschaftler in einer Veröffentlichung im Journal of Aerosol Science nachgewiesen hat. Andererseits zeichnen sich sehr gute FFP2-Masken dadurch aus, dass sie fest am Gesicht anliegen und keinen Spalt am Maskenrand aufweisen, durch den Aerosolpartikel und Tröpfchen in größeren Mengen ungehindert ein- und austreten können. Aufgrund dieser beiden Eigenschaften bieten hochwertige FFP2-Masken einen sehr guten Fremd- und Selbstschutz. Mund-Nasen-Bedeckungen, OP- und minderwertige FFP2-Masken hingegen liegen nicht dicht am Gesicht an, so dass Aerosolpartikel und kleine Tröpfchen ungehindert aus- und eingeatmet werden können.
Mund-Nasen-Bedeckungen und OP-Masken bieten einen guten Schutz bei Unterhaltungen von Angesicht zu Angesicht und 1,5 m Abstand, da die unmittelbare Ausbreitung der Aerosolpartikel nach vorne verhindert wird. Durch den Luftwiderstand des Maskenmaterials treten die Aerosolpartikel aber am Maskenrand aus. Folglich wird der Raum mit Viren kontaminiert, was zu indirekten Infektionen führen kann. Durch das seitliche Austreten der Aerosolpartikel können aber auch Personen, die seitlich stehen (Bushaltestelle, Ampel,…) oder sitzen (Schule, Büro, Bus, Bahn, Flugzeug,…) direkt infiziert werden. Gute FFP2-Masken sind in der Lage diese Nachteile wirksam zu verhindern (© iStockphoto / Pascal Skwara)
FFP2-Masken bieten sehr guten Schutz in allen Situationen, in denen sich Personen über längere Zeit nahekommen
Der Nutzen der Mund-Nasen-Bedeckungen und OP-Masken besteht laut Kähler im Wesentlichen darin, dass sie die Ausbreitung der Aerosolpartikel in Blickrichtung reduzieren und große Tropfen und Schleimbrocken, wie sie beim Husten und Niesen entstehen, abfangen. Daher bieten sie nur einen guten Schutz vor einer direkten Infektion, wenn sich Personen von Angesicht zu Angesicht unterhalten und einen Abstand von mindestens 1,5 m einhalten. Sitzen die Personen hingegen im Büro, der Schule oder im öffentlichen Nahverkehr nebeneinander, dann bieten diese Masken keinen wesentlichen Schutz, da die Aerosolpartikel seitlich austreten und direkt zur benachbarten Person strömen und eingeatmet werden können. FFP2-Masken minimieren diese Infektionsmöglichkeit und daher bieten sie einen sehr guten Schutz in allen Situationen, in denen sich Personen über längere Zeit nahekommen. Daher ist es laut Kähler sehr wichtig, dass insbesondere alle Personengruppen, die zu anderen Menschen oft keine ausreichenden Abstände einhalten können, wie z.B. Ärzte, Krankenschwestern, Pflegepersonal, Lehrpersonal, Kellner und Schüler, gute FFP2- oder FFP3-Masken tragen, um sich selbst und andere zu schützen. Auf diese Masken kann nur dann verzichtet werden, wenn andere wirksame Schutzvorkehrungen vorhanden sind.
Aber auch in Räumen, in denen die Raumluft mit Viren belastet ist, bieten FFP2-Masken einen sehr guten Schutz, so dass auch die indirekte Infektionsgefahr minimiert wird. Vor dieser Infektionsgefahr bieten OP-Masken und Mund-Nasen-Bedeckungen überhaupt keinen Schutz, weil ja alle Aerosolpartikel ungehindert in den Raum austreten. Da diese Infektionsmöglichkeit in Innenräumen auftreten kann, ist die Forderung FFP2-Masken in Gebäuden und Verkehrsmitteln zu tragen ein sehr wichtiger Schritt, der mehr Sicherheit vor einer SARS-CoV-2 Infektion verspricht.
FFP2-Masken schützen besser vor direkter und indirekter Infektion
Von den Kritikern der FFP2-Masken werden regelmäßig drei Argumente aufgeführt. Einerseits wird behauptet, dass die Menschen nicht in der Lage seien FFP2-Masken richtig zu tragen. Wer unterstellt, dass die Bevölkerung nicht schlau genug oder unfähig sei FFP2-Masken richtig zu tragen, unterschätzt die Fähigkeiten der Menschen. Wem einmal richtig erklärt wurde, worauf bei der Auswahl der Masken zu achten ist, um eine hochwertige Maske zu finden, die zum Gesicht passt, was beim Auf- und Absetzen einer FFP2-Maske wichtig ist und wie man den korrekten Sitz einer guten FFP2-Maske einfach prüfen kann, wird die Nutzung der Masken sicher beherrschen und nie mehr verlernen. Entscheidend ist, dass diese Masken, selbst wenn nur 90% der Menschen sie richtig tragen, die Gesellschaft viel besser schützen, da die FFP2-Maske diese 90% im Alltag weitgehend sicher vor einer direkten und indirekten Infektion schützt und von diesen 90% der Menschen auch keine Gefahr für die anderen 10% ausgeht.
Auch Personen, die diese Masken möglicherweise nicht richtig aufsetzen oder zu große Masken tragen, sind daher viel besser vor einer SARS-CoV-2 Infektion geschützt als mit einer OP-Maske oder Mund-Nasen-Bedeckung. Als zweites Argument wird von den Kritikern behauptet, dass sich die Menschen sicher fühlen würden, wenn sie FFP2-Masken nutzen und dann wird unterstellt, dass sie sich unvorsichtig verhalten würden. Diese Annahme ist zweifelhaft. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Nutzung von Schutzvorkehrungen (Sicherheitsgurt, Skihelm,…) aus zwei Gründen den Schutz erhöhen. Zum einen, weil die Nutzung der Schutzvorkehrung eine höhere Sicherheit bietet. Zum anderen, weil die Beschäftigung mit der möglichen Gefahr in der Regel zu einem vorsichtigeren Verhalten führt. Die Personen werden daher nicht nur durch die FFP2-Maske selbst, sondern auch durch Einsicht geschützt. Schließlich wird als dritter Kritikpunkt gegen die FFP2-Masken hervorgebracht, dass diese kaum verfügbar und teuer seien. Dieser berechtigte Kritikpunkt lässt sich durch staatliche Unterstützung leicht beheben. Und wenn der Staat hier tätig wird, dann sollte er auch dafür sorgen, dass nur hochwertige FFP2-Masken verwendet werden, die auch die europäische Norm EN149:2001 erfüllen.
Konsequente Nutzung hochwertiger FFP2- und FFP3-Masken ist entscheidend
Gegenwärtig besteht die wesentliche Strategie der Regierenden darin die Kontakte zu reduzieren. Kontaktbeschränkungen und die Schließung von ganzen Wirtschaftszweigen sind nicht nur höchst unbefriedigend für die Bevölkerung (Freiheitsbeschränkung) und sehr teuer für die Gesellschaft (Schuldenlast), sondern stärken auch systemkritische Kräfte (Demokratiegefährdung). Das Problem besteht laut Kähler nicht in den Kontakten an sich, sondern in dem schlechten Schutz vor einer Infektion, wenn Kontakte stattfinden. Daher kann die konsequente Nutzung guter FFP2- und FFP3-Masken nicht nur Begegnungen wieder sicher ermöglichen und das Wirtschaftsleben weitgehend normal erhalten, sondern auch einen Beitrag zur Sicherung der Demokratie leisten. Darauf hat der Wissenschaftler bereits im März in zahlreihen Briefen an Politiker auf Landes- und Bundesebene und in einer Studie hingewiesen.
In Bereichen, in denen das Tragen von FFP2-Masken aufgrund der Dauer nicht möglich ist, müssen andere Schutzvorkehrungen getroffen werden. Auch dieses Thema hat Kähler mit seinen Mitarbeitern wissenschaftlich analysiert und Schutzkonzepte für Schulen, Büros und Restaurants entwickelt. In Klassenzimmern oder Büros könnten laut seinen Studien mobile Raumluftreiniger und transparente Schutzwände mit umlaufender Kante zwischen benachbarten Plätzen leicht installiert werden, um kurzfristig für Sicherheit von einer direkten und indirekten SARS-CoV-2 Infektion zu sorgen, siehe auch das Webinar von Prof. Kähler über Schutzkonzepte für Schulen (ab Minute 4:39) und die Aerosolmessung im Obermentzinger Gymnasium. Es wäre laut Kähler wünschenswert, wenn in einem Land wie Deutschland, das mit Stolz auf seine Hochtechnologie und Ingenieure schaut, Technologien wie FFP2-/FFP3-Masken, mobile Luftreiniger und transparente Schutzwände vermehrt zum Schutz der Menschen genutzt würden, statt nur auf langfristig problematische und gesellschaftlich stark belastende Methoden wie Kontaktbeschränkungen, einen Lockdown, die 15-km-Regel, Lüften, usw. zu setzen. Das wäre nicht nur billiger, sondern auch besser für Staat, Wirtschaft, Gesellschaft und die Demokratie. Es ist daher gut, dass Bayern jetzt diesen Schritt geht. Und es bleibt zu hoffen, dass auch weitere technische Lösungen zum Schutz der Menschen etabliert werden, denn die Pandemie ist noch lange nicht vorbei und die nächste Pandemie kommt bestimmt.
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Titelbild: © iStockphoto / Mrkit99