Dies academicus 2019 an der Universität der Bundeswehr München

31 Oktober 2019

Am 25. Oktober 2019 folgten wieder zahlreiche Gäste aus Politik, Militär, Wissenschaft und Industrie der Einladung der Präsidentin der Universität der Bundeswehr München, Prof. Merith Niehuss, und nahmen am diesjährigen Dies academicus teil. Den Höhepunkt der akademischen Feier bildete die Auszeichnung von sieben exzellenten Nachwuchsforschern.

Das Studienangebot wächst

Die Präsidentin der Universität, Prof. Merith Niehuss, begrüßte herzlich alle Gäste und ging dann in ihrer Festrede auf Lehre, Forschung und die Bautätigkeit an der Universität im letzten Jahr und in der nahen Zukunft ein. „Die Lehre, die Auswahl und Zusammensetzung der Fächer, dient, wie an allen Universitäten und Hochschulen, in erster Linie den Studierenden“, betonte Niehuss. Die Bundeswehr brauche in hohem Maße Spezialisten in allen technischen Bereichen und in der IT, diese bilde die Universität der Bundeswehr München aus für die Jahre, die die studierten Soldatinnen und Soldaten im Dienst der Bundeswehr stehen. Aber auch für die Zeit danach sollen die Studierenden hier einen qualifizierten akademischen Abschluss erwerben. Auch für die vielfältigen nicht-technischen Aufgaben benötigt die Bundeswehr den akademisch ausgebildeten Offizier. Insgesamt braucht sie die Führungspersönlichkeiten, die im universitären Bereich oder im Bereich der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) studieren. Einen Ausblick gab Prof. Niehuss auf die geplanten neuen Studiengänge, um die Attraktivität des Studienangebots weiter zu steigern. So werden im HAW-Bereich an der Fakultät für Betriebswirtschaft der Studiengang Human Resource Management und im universitären Bereich mit sechs neuen Professuren die Fachrichtung Kulturwissenschaft aufgebaut, die regional den erweiterten Mittelmeerraum umfasst, sprachlich Französisch und Arabisch lehren wird und fachlich von der Islamwissenschaft über Politik, Soziologie und Geschichte bis zum juristischen Umgang mit Kulturgütern reichen wird.

Unter den Forschungserfolgen der Universität im letzten Jahr freute sich Prof. Niehuss besonders über die Zusage der EU für das große übergreifende Projekt CONCORDIA im Januar, an dem unter der Leitung des Forschungsinstituts CODE zahlreiche Universitäten und Institutionen mitarbeiten.

Krisenfrüherkennung mit KI-Unterstützung

In seinem Festvortrag „Krisen frühzeitig erkennen – wie geht das? Ein Werkstattbericht“ gab Prof. Carlo Masala, Professur für Internationale Politik, Einblick in seine laufende Forschung zur Krisenfrüherkennung. An seinem Institut wird an einer IT-unterstützten Methode zur Krisenfrüherkennung gearbeitet. Durch die Auswertung von qualitativen Quellen in Kombination mit der Einschätzung von Experten gelingt diesem System eine Innovation: es könne auch einzelne Regionen und sogar Städte genau eingegrenzt werden, an denen sich innerhalb der nächsten 12 bis 16 Monate Krisenherde bilden könnten oder sich vorhandene Konflikte extrem zuspitzen könnten. Prof. Masala betonte, dass die IT-unterstützte Krisenfrüherkennung niemals zur Ersetzung von Menschen als Analysten gedacht sei, es handele sich vielmehr um Unterstützung in der Einschätzung und Auswertung von Daten. Die Quellen, die in eine Analyse einfließen, seien außerdem enorm wichtig, so Prof. Masala. „Nur gute Daten erzeugen gute Ergebnisse.“, betonte er mehrfach, daher verwende er in seinem System nur frei zugängliche Daten und immer mindestens zwei unabhängige Berichte über ein Ereignis. Bei allen Vorteilen, die Künstliche Intelligenz (KI) bei der Auswertung von großen Datenmengen biete, eine „Blackbox-KI“ darf nach Masalas Auffassung nie die Grundlage für Entscheidungen bilden. Immer müsste von menschlichen Analysten und Experten hinterfragt werden, welche Daten warum benutzt würden um anschließend verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen, die zum Beispiel einen Einsatz deutscher Soldatinnen und Soldaten zur Folge haben könnten. Die Vorhersagen, die in der Krisenfrüherkennung getroffen werden, könnten nie zu 100 Prozent sicher sein und nur einen Zeitraum von ungefähr 12 bis 16 Monaten abdecken, die Forschung gebe nur Daten weiter, keine Empfehlungen an die Politik. Politiker müssten am Ende immer selbst Schlüsse ziehen und entscheiden, ob sie in eine Krisenregion eingreifen sollen, bzw. im Vorfeld nicht-militärische Maßnahmen ergreifen, um einen Konflikt zu verhindern.

Preise für hervorragende Leistungen

Im Anschluss zeichnete Vizepräsidentin Prof. Eva-Maria Kern sieben Nachwuchswissenschaftler der Universität für ihre Promotionen mit Forschungspreisen aus, die von unterschiedlichen Institutionen und Unternehmen gestiftet wurden (siehe Liste weiter unten). Den Sonderpreis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für hervorragende akademische und soziale Leistungen erhielt in diesem Jahr Oberleutnant Madani Drave aus Mali. Die Lehrpreise des Studentischen Konvents erhielten in diesem Jahr Prof. Annika Sehl, Professur für Digitalen Journalismus, sowie zum wiederholten Male Dr. Sören Kleine vom Institut für Theoretische Informatik, Mathematik und Operations Research. Ein neu gestifteter Preis, der mit 10.000 Euro dotierte Ulrich L. Rohde-Preis für MINT Fächer, wurde an Prof. Rainer Marquardt verliehen. Zum Abschluss der Feier ehrte die Präsidentin Prof. Matthias Heinitz und Prof. Hermann Rumschöttel für ihre besonderen Verdienste für die Universität jeweils mit der Universitätsmedaille.

Die Big Band der Universität „At Ease“ unter Leitung des Dirigenten Florian Dormann begleitete wie im vergangenen Jahr den Dies academicus musikalisch und begeisterte das Publikum mit ihrem vielseitigen Repertoire.

Übersicht der Preisträger:

Forschungspreis des Freundeskreises der
Universität der Bundeswehr München e.V.

Dr. Robert Schwarz

“MIMO Satellite Communications for

Fixed Satellite Services“


Forschungspreis ITIS e.V.

Dr. Arthur Singer
„Evaluierung einer modularen Umrichtertepologie zur Kombination von Batteriesystemen,

Balancing-Systemen, Umrichtern und Ladeschaltungen“


Forschungspreis des Zweckverbandes München-Südost

Dr. Clemens Feistenauer
„Gesundheits- und arbeitsbezogene Effekte von
Bewegungsinterventionen der betrieblichen
Gesundheitsförderung – eine Metaanalyse“


Forschungspreis der Firma
Airbus Defence & Space GmbH

Dr. Christian Hellert

„Algorithmenauswahl für den adaptiven Sensoreinsatz an Bord unbemannter Luftfahrzeuge“


Forschungspreis der Firma IABG mbH

Dr. Eloi Ferrer Gil

“Framework for active stabilization of thermomechanical distortions in space structures”


Wissenschaftspreis Prof. Dr.-Ing. e.h. Karl Kling

Dr.-Ing. Michael A. Kraus
„Machine Learning Techniques for the Material
Parameter Identification of Laminated Glass in the Intact and Post-Fracture State”


Forschungspreis Förderverein Konstruktiver Ingenieurbau

Dr.-Ing. Alexander Michalski

„Ein phänomenologisches makromechanisches
Schädigungs- und Versagensmodell für Beton basierend auf Experimenten”


 

Titelbild/Beitragsbild: Die Präsidentin Prof. Merith Niehuss (Mitte) und die Vizepräsidentin Prof. Eva-Maria Kern (5.v.l.) mit den Preisträgern und Geehrten des Dies academicus 2019.

Bildquelle: Universität der Bundeswehr München