FIFA-WM 2022 in Katar: Kein Sommermärchen mehr
18 November 2022
Vor rund 16 Jahren erlebte Deutschland dank der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land trotz verpassten Titelgewinns ein Sommermärchen. Selten zuvor wurde so gerne das Trikot der Nationalmannschaft getragen oder hingen Schwarz-Rot-Goldene Fähnchen am Auto. Dieses Sommermärchen führt auch dazu, dass sich das Bild Deutschlands in der Welt rapide zum Positiven änderte.
Ein Kommentar von Prof. Christopher Huth (Lehrgebiet Sportmanagement), Institut für Sportwissenschaft an der Universität der Bundeswehr München
Nie dagewesene Zurückhaltung in Deutschland
Nun steht in wenigen Tagen wieder eine FIFA Fußball-Weltmeisterschaft an – in Katar. Doch im Gegensatz zum sonst fröhlichen und gespannten Erwarten der Fußballfans auf die anstehende Weltmeisterschaft bei vorherigen Endrunden, herrscht – nicht nur in Deutschland – eine enorme, nie dagewesene Zurückhaltung. Nicht selten sind in den Fankurven der Fußballstadien hierzulande Boykottaufrufe zu vernehmen. Überraschend ist dies freilich nicht. Selten, wenn nicht womöglich nie zuvor, wurde ein Gastgeber einer WM-Endrunde so kritisch gesehen wie Katar. Die Liste der Kritikpunkte ist lang und geht von Korruption bei der Vergabe über zahlreiche tote Arbeitskräfte auf den Baustellen der Weltmeisterschaft bis hin zum Thema Menschenrechte. Zuletzt sorgte ein offizieller WM-Botschafter Katars mit homophoben Äußerungen für Schlagzeilen. Somit dürfte sich – obgleich von langer Hand strategisch vorbereitet und geplant – das Bild Katars durch die anstehende WM-Endrunde in der Welt nicht so zum Guten wandeln wie vor Jahren jenes von Deutschland.
Spieler sind die Leidtragenden
Bedauerlich ist, dass die Spieler, für die eine FIFA Fußball-Weltmeisterschaft das größte sportliche Ereignis ist, am Ende die Leidtragenden sein werden. Wie auch ihre Kolleginnen und Kollegen aus anderen Sportarten, die mitunter sprachlos ob der Entscheidungen von Vergaben Olympischer Sommer- wie Winterspiele zurückbleiben, so müssen schlussendlich auch die Fußballer mit der Entscheidung leben. Zu hoffen ist dennoch, dass die Spieler von ihrem medialen Gewicht Gebrauch machen und die Weltmeisterschaft kritisch begleiten. Hier haben die Funktionäre fast aller Nationen – eine große Ausnahme bildet hier der norwegische Fußballverband – insgesamt die Entwicklungen in Katar zu unkritisch begleitet.
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Titelbild: © gettyimages/Shakeel Sha