Social Media und COVID-19: Verändertes Nutzungsverhalten
29 März 2021
Unser Alltag hat sich während der COVID-19-Pandemie stark gewandelt. Warum sich auch die Nutzung von sozialen Medien in der Pandemie verändert hat, erklärt Prof. Annika Sehl, Professorin für Digitalen Journalismus.
Trotz zeitweiser Lockerungen der Beschränkungen in der COVID-19-Pandemie bleiben die Auswirkungen auf den Alltag spürbar: Soziale Kontakte sind eingeschränkt, Besuche von Veranstaltungen oder ein Kinoabend nicht möglich. In diesen Zeiten weitreichender Kontaktbeschränkungen werden soziale Medien wie Facebook, Instagram oder TikTok zunehmend wichtiger. „Soziale Medien bieten in dieser Pandemiesituation verschiedene Funktionen: Menschen nutzen Facebook, Instagram, Twitter & Co. um sich zu informieren und zu orientieren, aber auch zum Austausch, der Vernetzung und zur Unterhaltung“, sagt Annika Sehl, Professorin für Digitalen Journalismus an der Fakultät für Betriebswirtschaft der Universität der Bundeswehr München.
Gestiegene Social-Media-Nutzung
Eine Erhebung des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (bitkom) aus dem letzten Jahr zeigt, dass Internetnutzerinnen und -nutzer in Deutschland vermehrt in sozialen Medien aktiv waren. Insgesamt gaben 75 Prozent der Befragten an, Plattformen wie Facebook, Instagram, Xing, Twitter und Co. intensiver zu nutzen. Interessant ist dieser Befund vor allem dadurch, dass nicht nur die 16- bis 29-Jährigen soziale Medien zum Erhebungszeitpunkt vermehrt nutzten, sondern dieser Effekt bis in die Altersgruppe der Silver-Surfer (über 65 Jahre) hineinreichte. Mit zunehmender Dauer der Maßnahmen kann davon ausgegangen werden, dass sich dieser Trend nicht abgeschwächt hat.
Social Media zur Information über das aktuelle Geschehen
Neben der Möglichkeit mit Freundinnen/Freunden und der Familie in Kontakt zu bleiben, bieten soziale Medien ebenso die Möglichkeit, das öffentliche Geschehen zu verfolgen. Auch in diesem Zusammenhang zeigen sich veränderte Nutzungsmuster. 62 Prozent der Internetnutzerinnen und –nutzer lasen der bitkom-Studie zufolge vermehrt und 28 Prozent teilten vermehrt Beiträge oder Artikel zum aktuellen Geschehen.
Ein Münsteraner Forscherteam um Thorsten Quandt hat in diesem Zusammenhang die Berichterstattung deutscher Nachrichtenmedien auf Facebook in den ersten drei Monaten der Pandemie (Anfang Januar bis zur zweiten Märzhälfte 2020) ausgewertet. Ihre Ergebnisse zeigen, dass im Januar noch wenig über das Coronavirus berichtet wurde, aber ab Ende Februar eine Zunahme an Posts zum Thema zu verzeichnen war. Das Forscherteam konstatiert zudem, dass sich die Themenvielfalt in der Berichterstattung zu COVID-19 über den Erhebungszeitraum deutlich ausgeweitet habe.
Nicht nur auf sozialen Medien, sondern auch insgesamt nahm die Nachrichtennutzung zu Beginn der Pandemie zu, wie eine Befragung mit drei Erhebungswellen von Christina Peter und Hans-Bernd Brosius (LMU München) zeigt. In einer Erhebungswelle Ende April 2020 gab mehr als jeder zweite Befragte an, „(viel) häufiger als gewöhnlich“ Nachrichten zu nutzen. Öffentlich-rechtliche TV-Sender und Websites von klassischen Online-Nachrichtenmedien waren in diesem Zusammenhang laut ihrer Befragungen und auch laut der deutschen Ergebnisse des Reuters Institute Digital News Reports 2020 die am häufigsten genutzten Quellen, um sich über die aktuelle Situation zu informieren.
Plattformen aber auch zum Austausch, zur Vernetzung und Unterhaltung
Zusätzlich verändern sich die Inhalte auf den sozialen Netzwerken in der Pandemie. Live-Inhalte werden zunehmend als Möglichkeit des Austausches genutzt. Virtuelle Klavierkonzerte oder der Ironman-Wettkampf aus dem Wohnzimmer werden über soziale Netzwerke verbreitet. Darüber hinaus werden soziale Medien genutzt, um denen zu helfen, die von der Krise am meisten betroffen sind. So vernetzen sich Personen auf Facebook oder WhatsApp, um zum Beispiel die Einkäufe für ältere Menschen zu übernehmen.
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