„Uns ist es ungemein wichtig, die Studierenden miteinzubeziehen“
11 Mai 2020
Der erste Jahrgang des Studiengangs Aeronautical Engineering beendete in diesem Jahr das Studium. Die Studierenden erhielten sowohl ihren Abschluss Bachelor of Engineering, als auch die Piloten- und Besatzungslizenz. Bereits bei der Feierstunde im Audimax betonte Studiengangsleiter Prof. Andreas Hupfer, dass das duale Konzept des Studiengangs nur funktionieren könne, wenn die universitäre und militärische Seite gut zusammenarbeiten. Was ihm positiv in Erinnerung bleibt, welche Anpassungen sie vorgenommen haben und welche Weiterentwicklungen aktuell noch in Planung sind, erzählt er im Interview.
Ein Interview mit Studiengangsleiter Prof. Andreas Hupfer.
Wie haben Sie die vergangenen fünf Jahre erlebt? Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Die vergangenen fünf Jahre waren außerordentlich erfolgreich, wenn man bedenkt, dass wir im Oktober 2015 bei null angefangen haben, sowohl was die Ausstattung der Labore anging, als auch die Besetzung der Dienstposten. Diese Herausforderungen konnten wir für uns nutzen und den Studiengang ideal mit zueinander passenden Modulen inhaltlich und zeitlich abstimmen. Der Ludwig Bölkow Campus, auf dem ein Großteil der Lehre stattfindet, bietet hierfür hervorragende Bedingungen. Die Ausstattung der Labore hat das Team des Instituts Aeronautical Engineering mit der Unterstützung der Fakultät für Maschinenbau und der Universitätsleitung in sehr kurzer Zeit trotz einiger Schwierigkeiten gemeistert. Damit war es möglich, von Beginn an den ersten Studierenden, die nun graduieren, bereits beste Bedingungen bieten zu können.
Natürlich merkt man oft erst in der Praxis, was man noch optimieren könnte. Welche Veränderungen oder Anpassungen haben Sie während der vergangenen Jahre am Studiengang vorgenommen?
Uns ist es ungemein wichtig, die Studierenden und ihre Sichtweisen in die Entwicklung des Studienganges miteinzubeziehen. Daher findet im Seminar Aeronautical Engineering ein verpflichtendes Evaluationsgespräch statt, bei dem wir sowohl das Studium als Ganzes, als auch die einzelnen Module mit den Studierenden bewerten und Verbesserungspotenzial suchen.
Die ersten Modifikationen und Änderungen der Studiengangsordnung waren bereits zu Beginn des Studienganges geplant und wurden 2017 eingeführt. Diese betrafen die Einführung von Studienrichtungen, um alle Offiziere des fliegerischen Dienstes aufnehmen zu können und Besonderheiten der jeweiligen fliegerischen Ausbildung besser zu berücksichtigen. Damit haben wir neben Jet- und Transportpiloten nun auch Studienrichtungen für Waffensystemoffiziere, Hubschrauberpiloten, Luftfahrzeugoperationsoffiziere und Drohnenpiloten.
Die zweite Änderung 2019 umfasste vor allem Anpassungen, die sich aus dem Feedback der Studierenden und aus den Erfahrungen der Dozenten und Mitarbeiter ergaben. Diese betrafen primär eine Optimierung in der zeitlichen Abfolge der Module und die Sicherstellung von Grundlagenkenntnissen, welche für viele Module im Studium vorausgesetzt, jedoch nicht von allen Studierenden mitgebracht werden. Mit diesen Änderungen durchlaufen wir gerade die Reakkreditierung des Studienganges und bekamen bisher eine durchweg positive Resonanz. Damit das auch weiterhin so bleibt, stehen wir mit allen Beteiligten am Studiengang Aeronautical Engineering im Gespräch und suchen stetig nach Verbesserungsmöglichkeiten.
Welche Rückmeldungen in Bezug auf das Studium und die duale Struktur haben Sie von den „First Fifteen“ erhalten? Waren hier Verbesserungsvorschläge dabei, die Sie in der künftigen Weiterentwicklung des Studiengangs berücksichtigen werden?
Die bisherigen Rückmeldungen waren generell überwiegend positiv. Berechtigte Kritik haben wir dankbar aufgenommen, vor allem weil ein Großteil der angesprochenen Punkte bereits von uns selbst erkannt und in der ab 2020 wirksamen Studiengangsänderung umgesetzt wurde. Als Beispiel sei hier das Flugwerftpraktikum erwähnt, welches die Studierenden in der geforderten Form als zu lang empfanden. Aufgrund der Sicherheitsbestimmungen in der Luftfahrt können viele Tätigkeiten vom Studierenden nicht selbst gemacht werden. Es bestand daher der naheliegende Wunsch, als Praktikantin oder Praktikant mehr selbst Hand anlegen zu dürfen. Diesen Punkt haben wir umgesetzt, indem wir ein Grundpraktikum eingeführt haben, bei dem die Studierenden Grundlagen der Fertigung kennenlernen und anwenden. Außerdem werden nun mehr Praxisteile der fliegerischen Ausbildung anerkannt.
Das duale System ist einzigartig: Die Studierenden halten am Ende sowohl ihren Bachelor of Engineering in Händen, als auch die Pilotenlizenz. Fliegerische Praxis ist also ein Schwerpunkt des Studiums. Soll es aber künftig auch die Möglichkeit geben, ein Master-Studium zu absolvieren? Ist auch hier eine duale oder berufsbegleitende Möglichkeit geplant?
Die Studierenden in Aeronautical Engineering haben sich für eine fliegerische Laufbahn entschieden. Somit ist ein relativ klares Berufsbild nach Abschluss des Studiums vorgegeben. Für unsere Absolventen wird daher der Master erst zum Ende ihrer fliegerisch aktiven Zeit, also in etwa zehn Jahren, relevant. Zeitsoldaten, deren Dienstzeit dann endet, und Berufssoldaten, die vom Bedarfsträger Bundeswehr vorgeschlagen werden, sollen die Möglichkeit haben, einen berufsbegleitenden Master zu erhalten. Den Vorteil eines späteren Masterstudiums sehen wir darin, dass je nach Neigung und weiterem Werdegang ein Masterstudiengang passgenauer gewählt werden kann und der Abschluss selbst dann auch aktueller ist. Über die Ausrichtung, Ausgestaltung und Dauer des Masters stehen wir in engem Kontakt mit der Luftwaffe, der Hochschulleitung und dem Weiterbildungsinstitut casc. Hierzu bereiten wir aktuell ein Konzept vor.
Zur Person:
Prof. Andreas Hupfer ist seit März 2016 Inhaber der Professur für Luftfahrtantriebe, welche im Rahmen des Studiengangs Aeronautical Engineering an der Fakultät Maschinenbau neu geschaffen wurde. Er studierte an der TU München mit Schwerpunkt Luft- und Raumfahrttechnik. Daran anschließend arbeitete er auf dem Gebiet der Brennkammerforschung am Lehrstuhl für Flugantriebe und schloss 2006 seine Promotion zum Thema „Kraftstoffeinspritzsysteme für Vormischbrenner kleiner Fluggasturbinen“ ab. Ab 2007 übernahm er am gleichen Institut die Leitung der Forschungsaktivitäten im Bereich Bauweisen und Produktion von Flugzeugtriebwerken. Von 2013 bis zu seinem Wechsel an die Universität der Bundeswehr München war er an der TUM verantwortlich für die Ausbildungsmodule auf dem Gebiet der Luftfahrtantriebe und Turbomaschinen. Prof. Hupfer beschäftigt sich in der Forschung schwerpunktmäßig mit der Technologie von Kleintriebwerken, Brennkammerkonzepten, Spalthaltung in Flugtriebwerken sowie mit additiv gefertigten und funktionalen Bauweisen. Als Studiengangsleiter von Aeronautical Engineering koordiniert und verantwortet er in Kooperation mit den beteiligten Ausbildungspartnern die Organisation und akademische Weiterentwicklung des Studiengangs.
Weitere Informationen zur Professur für Luftantriebe: https://www.unibw.de/mb/institute/we8/we82/luftfahrtantriebe-1
Weitere Informationen zum Studiengang Aeronautical Engineeering: https://www.unibw.de/mb/studiengaenge/bachelor-aer
Titelbild: © Universität der Bundeswehr München