Mädchen für MINT begeistern und Karrieren fördern

14 Februar 2020

In einer neuen Veröffentlichung stellen Prof. Bernhard Ertl von der Universität der Bundeswehr München und über 90 weitere internationale Forscherinnen und Forscher den aktuellen Wissenstand zur Wahl von Berufen in MINT-Fächern (zusammenfassend für die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) bei Mädchen vor.

Die Forschungsarbeit „Gendered Paths into STEM. Disparities Between Females and Males in STEM Over the Life-Span“, die neu als E-Book bei „frontiers in psychology“ erschienen ist, untersucht Karriereentscheidungen von Frauen, um die Komplexität und die Schwierigkeiten dieses Themas zu veranschaulichen. Die Forschungsarbeit soll die Erkenntnisse über den Karriereweg von Studentinnen in MINT zusammenfassen und dazu beitragen mehr Frauen auf einen MINT-Karriereweg aufmerksam zu machen. Das gesamte Werk umfasst 30 Artikel von 94 Autorinnen und Autoren aus zehn Ländern in Europa, Amerika, Ozeanien, Asien und Afrika. Prof. Bernhard Ertl, Professur für Bildungswissenschaft (mit Schwerpunkt Lernen und Lehren mit Medien) an der Universität der Bundewehr München, koordinierte das Projekt.

Frauen sind in MINT Berufen zu wenig vertreten

Die Bereiche Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik (engl.: STEM) gehören zu den am schnellsten wachsenden Berufsfeldern. Ein anhaltendes Problem in MINT ist die Ungleichheit der Geschlechter fast über die gesamte Lebensspanne hinweg, wobei Mädchen und Frauen in MINT-Berufen unterrepräsentiert sind. Diese Ungleichheit zwischen den Geschlechtern beginnt bereits in der Schul- und Berufsausbildung und bezieht sich auf das Jugendalter und entscheidende Lebensphasen wie Berufsorientierung, Berufswahl und Beruf.

Was sind die Gründe für dieses Phänomen? Oft werden MINT-Fächer stereotyp als Männerdomäne bezeichnet, dies wirkt sich auf die Selbsteinschätzung von Mädchen aus und auf ihre Leistungen in den entsprechenden Fächern. Durch internationale Vergleichsstudien wie die PISA-Studien weiß man, dass es in einigen Ländern einen ausgeprägteren Unterschied zwischen den Geschlechtern gibt als in anderen. Dies deutet darauf hin, dass Entwicklungsprozesse, die die Einstellungen und Verhaltensweisen der Schülerinnen und Schüler gegenüber MINT beeinflussen, bei Männern und Frauen unterschiedlich verlaufen. Solche Prozesse können durch den individuellen und sozialen Kontext vermindert oder verstärkt werden, z.B. durch gesellschaftliche oder kulturelle Werte, Einschätzungen von bedeutenden anderen Personen wie Eltern oder Gleichaltrigen sowie schulische Ansätze wie geschlechtsspezifische Didaktik.

Die gesammelten Arbeiten dieser Veröffentlichung konzentrieren sich auf die Aspekte, die zu einem geschlechtsspezifischen Weg in MINT-Berufen beitragen und untersuchen individuelle und soziale Faktoren, die der Einstellung zur Teilnahme an MINT-Fächern, dem Verhalten bei der MINT-Ausbildung und der Berufswahl zugrunde liegen.

Internationale Forschungsarbeiten suchen Ursachen und Lösungen

Aus den Ergebnissen dieser internationalen Forschungsarbeiten können Empfehlungen für die Bildung und Erziehung von Kindern an Eltern und Lehrpersonal an Schulen und Hochschulen weitergegeben werden. Nur durch intensive Aufklärung und den Abbau von Stereotypen können junge Mädchen ermutigt werden, sich für MINT zu interessieren und sich diese Karrierewege selbst zuzutrauen. Dafür müssen falsche Rollenbilder der technisch-naturwissenschaftlichen Berufszweige abgebaut und Vorbilder geschaffen werden.

Prof. Ertl untersuchte Maßnahmen um Frauen in MINT-Berufe zu bringen. Persönliche Faktoren, aber auch strukturelle und soziale Faktoren spielen hierbei eine wichtige Rolle, sie können als Barrieren für Frauen wirken. Er erforschte, wie Mädchen und Frauen dabei unterstützt werden können, Interesse für einen Bereich oder ein bestimmtes Berufsziel zu entwickeln und kam zu dem Ergebnis, dass positive MINT-Erfahrungen in der Schule ein Schlüssel dafür sind:

 „Die Befunde weisen darauf hin, dass das Interesse an MINT schon ganz früh geweckt und dann erhalten werden muss. In der Phase beruflicher Orientierung haben viele Schülerinnen und Schüler MINT als Karriereoption schon abgeschrieben und sind deswegen für die vielfältigen Maßnahmen pro MINT auch nicht mehr erreichbar.“

Zur Erforschung der Rolle der Geschlechter bei MINT-Berufen treffen sich internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zur jährlichen Network Gender & STEM Conference. Diese wird 2022 an der Universität der Bundeswehr München stattfinden.


Die gesamte Forschungsarbeit finden Sie hier >>


Titelbild: © pixabay