Krisen frühzeitig erkennen – Pilotprojekt mit dem BMVg
21 Dezember 2020
Das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) startete zusammen mit der Universität der Bundeswehr München das Pilotprojekt „Kompetenzzentrum Krisenfrüherkennung“ (KompZ KFE).
Prof. Carlo Masala, Professor für Internationale Politik und Co-Direktor des „Center for Intelligence and Security Studies“ (CISS) baut federführend für die Universität das „Kompetenzzentrum Krisenfrüherkennung“ für das BMVg auf. Im Rahmen des Projektes, das vorerst im Rahmen einer Pilotphase bis Ende 2023 geplant ist, soll die IT-unterstützte Krisenfrüherkennung mit wissenschaftlichen Methoden weiterentwickelt werden. Hierzu wird Grundlagenforschung im Bereich Krisenfrüherkennung betrieben, deren Erkenntnisse in moderner Informationstechnologie Anwendung finden. Aus der Analyse der Daten sollen KI- Modelle mögliche Krisen erkennen und sie graphisch darstellen. Dafür werden die maschinell analysierten Daten auch mit weiteren Informationen kombiniert – lernfähige Software kann Datenberge auswerten und in ihnen Tendenzen erkennen, die menschliche Analysten nicht sehen. Das Projekt soll dabei helfen, Krisen frühzeitig zu erkennen, um entsprechend präventiv darauf reagieren zu können.
Langfristige Prognose möglich
„Das Problem in der Vergangenheit war oft, dass Systeme zur Krisenfrüherkennung hauptsächlich von großen Unternehmen entwickelt wurden, die zwar vielleicht modelltechnisch sehr gut waren, aber wenig sozial- und politikwissenschaftlichen Hintergrund hatten“, sagt Masala. „Das soll sich mit dem neuen Zentrum ändern. Hier werden Sozialwissenschaftler zusammen mit Wissenschaftlern aus dem IT-Bereich Hand in Hand arbeiten.“ Die Idee sei, mit einer Prognose für bis zu 18 Monate die „Awareness“ zu erhöhen und gegebenenfalls mit „nichtmilitärischen Mitteln“ eine Eskalation zu verhindern. „Es geht nicht darum, schon mal Streitkräfte dispositiv zu machen, sondern ressortübergreifend darüber nachzudenken, was man tun kann“, so Masala. Man wolle den Analysten nicht ersetzen, sondern ergänzen.
Die Ergebnisse des KompZ KFE könnten somit zu einem präziseren gesamtstaatlichen Lagebild sowie zur Ableitung zielgerichteter Handlungsempfehlungen beitragen – und somit auch zum präventiven Krisenmanagement der Bundesregierung. Daher soll grundsätzlich auch anderen Ministerien des Bundes die Möglichkeit einer gleichberechtigten Partizipation am KompZ KFE offenstehen.
Stärkung der Krisenfrüherkennung
Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, bringt es noch einmal auf den Punkt: „Das Kompetenzzentrum eröffnet die Möglichkeit, die Kompetenz zur Lagebeurteilung unserer militärischen Expertinnen und Experten mit dem wissenschaftlichen Know-how unserer Münchner Universität zusammenzubringen. In Verbindung mit neuesten Methoden und Schlüsseltechnologien führt dies zu einer Stärkung der Krisenfrüherkennung. Darüber hinaus bietet unser Kooperationsangebot an andere Ressorts eine Chance, präventives Krisenmanagement insgesamt zu stärken.“ (Quelle: Pressemitteilung BMVg vom 09.12.2020)
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