Wie Hass und Desinformation die Demokratie beschädigen

8 Mai 2024

Im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2024 zum Thema Freiheit spricht Prof. Jasmin Riedl im Wolf-Ferrari-Haus in Ottobrunn über die Auswirkungen von Hass und Hetze auf unsere Demokratie.

Prof. Riedl, die an der Universität der Bundeswehr München Politikwissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Innenpolitik und der Vergleichenden Regierungslehre lehrt, machte gleich zu Beginn der Veranstaltung klar, dass Desinformation kein neues Phänomen ist.

„Manche von Ihnen denken vielleicht in Anbetracht der Ereignisse um Matthias Ecke, das wir gerade jetzt eine erschreckende Aktualität haben mit dem Thema – mit dem Titel ‚Raue Töne sind keine Musik in meinen Ohren: Wie Hass und Desinformationen die Demokratie beschädigen‘. Aber da muss ich Sie enttäuschen. Wir sehen hier gerade nur die Spitze eines Eisbergs.“

Die heutigen Verbreitungsmöglichkeiten durch soziale Medien, Nachrichtenportale und die fortgeschrittene Technologie der generativen KI haben eine neue Ära eingeleitet in puncto wie, wie viel und welche Art von Desinformation verbreitet wird. Diese Entwicklung führt auch dazu, dass Inhalte nicht mehr ausschließlich von Menschen erstellt werden und öffnet die Tür für authentisch wirkende Desinformationskampagnen. „Wir befinden uns in einer Zeit, in der es nie einfacher war, Inhalte – also Texte, Bilder und Videos – in unfassbaren Mengen zu erschaffen, die täuschend echt wirken, es aber nicht sind“, so Prof. Riedl.

Als Beispiel hatte sie einen Artikel über sich selbst mitgebracht, der so aussah, als wäre er auf der Webseite einer großen deutschen Tageszeitung erschienen. Auf den ersten Blick wirkte der Bericht wie ein Original, doch die Wortwahl und die Aussagen machten schnell deutlich, dass es sich um eine gefälschte Meldung handelte. Damit wollte Prof. Riedl dem Publikum zeigen, wie schnell und einfach eine Fälschung heutzutage erstellt werden kann. Laut Prof. Riedl zeigen Studien, dass vor allem Menschen ab 65 Jahren häufiger falsche Inhalte teilen als jüngere Generationen.

„Sie machen das nicht absichtlich! Ältere Generationen vertrauen ganz oft auf den Wahrheitsgehalt einer Nachricht, wenn diese ganz oft geteilt worden ist“, erklärte Prof. Riedl. Sie forderte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf, immer genau hinzuschauen und im Zweifelsfall eine Nachricht nicht sofort zu teilen, sondern erst nach anderen Veröffentlichungen zum gleichen Thema und vor allem nach seriösen Quellen zu suchen.

Prof. Riedl erläuterte weiter, wie sich Desinformation aus dem Internet und aus den sozialen Medien auch auf den realen Raum auswirkt. Als Beispiel aus dem Bundestagswahlkampf nannte sie die Falschmeldung, die Grünen wollten Haustiere verbieten.

„Es gab Medienplattformen, auf denen dies die am weitesten verbreitete Wahlkampfinformation über die Grünen war. Warum ist das ein Problem? Es ist ein Problem, weil es sich verfängt. Es ist ein Problem für den freien politischen Wettbewerb“, sagte Prof. Riedl. „Wenn das, was über eine Partei gedacht, gemeint, geglaubt wird, auf Lügen beruht, dann verzerrt das den Wettbewerb und das ist ein Problem für die liberale Demokratie.“ Im Anschluss an den Vortrag von Prof. Riedl hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, mit ihr zu diskutieren, Fragen zu stellen und sich über aktuelle Probleme in der Politik und bei Wahlen auszutauschen.

Kooperation wird fortgeführt

Der Vortrag von Prof. Riedl am 6. Mai 2024 war Teil der Veranstaltungsreihe, die die UniBw M in Kooperation mit der VHS Südost durchführt. Diese Zusammenarbeit ermöglicht Teilnehmenden Einblicke in die Forschung und das Fachwissen von verschiedenen Professorinnen und Professoren der UniBw M. Die nächste Kooperations-Veranstaltung der UniBw M und der VHS SüdOst im Rahmen des "Wissenschaftsjahres 2024 - Freiheit" findet am 30.09.24 statt. Prof. Christina Binder wird einen Vortrag zum Thema „Grundgesetz“ halten.

Das Wissenschaftsjahr ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und von "Wissenschaft im Dialog" (WiD).


Mehr Informationen zur Veranstaltung wird es in Kürze hier geben: https://www.vhs-suedost.de


Titelbild: Prof. Jasmin Riedl spricht im Wolf-Ferrari-Haus in Ottobrunn über die Auswirkungen von Desinformation, Hass und Hetze auf die Demokratie (© Universität der Bundeswehr München/Plank)