NATO Summer School erstmals an der Universität der Bundeswehr München

24 Juli 2024

Rund 70 Teilnehmende aus acht Nationen diskutieren und informieren sich vom 15. bis 18. Juli 2024 zum Thema „Decision Making for the Future” an der Universität der Bundeswehr München (UniBw M).

Offiziere führen und entscheiden, und das in bewaffneten Auseinandersetzungen auch unter hohem Druck. Obwohl das schon immer so war, haben sich die Möglichkeiten, Entscheidungen gut basiert und dennoch zeitnah zu treffen, ebenso erheblich verbessert wie sich auch die Komplexität und Rahmenbedingungen im operationellen Umfeld stark verändert haben. Nicht nur die Masse und die Qualität von Informationen sind im digitalen Zeitalter unendlich angewachsen, sondern auch die Methoden zu ihrer Aufbereitung und Analyse, etwa mit Hilfe von KI. Um zu zeigen, auf welche wissenschaftlichen Fortschritte "Decision Making for the Future" bauen kann, luden die Universität der Bundeswehr München und das Planungsamt der Bundeswehr gemeinsam mit Vertretern der NATO Science and Technology Organization (kurz: STO) zu einer "Summer School" ein.

Die Summer School hatte knapp 40 Teilnehmer aus acht Nationen. Eröffnet wurde die viertägige Veranstaltung mit einem bayerischen Barbecue im Casino, bei dem die Teilnehmer von Vize-Präsident Prof. Uwe Borghoff und der Technischen Direktorin von CODE, Prof. Michaela Geierhos, begrüßt wurden. Wissenschaftlicher Leiter war der Professor für Operations Research der UniBw M, Stefan Pickl, der zusammen mit dem militärischen Leiter Oberst i. G. Matthias Kinkel vom Planungsamt der Bundeswehr die Konferenz entwickelte und organisierte.

Summer School im Kontext der Zeitenwende

Das Grußwort hielt Generalmajor Wolfgang Gäbelein, Amtschef des Planungsamts der Bundeswehr, am Dienstagmorgen im Stauffenbergsaal der UniBw M: Er hob hervor, wie sehr man gerade durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine nach technologischer und wissenschaftlicher Überlegenheit der NATO streben müsse. Wenngleich das Konflikt- und Entscheidungsmanagement durch KI sicher erheblich verbessert und erleichtert werden könne, dürfe der Mensch dabei nie aus der Verantwortung entlassen werden. Die Herausforderungen gegenwärtiger und absehbar zukünftiger Konflikte erfordern eine enge Kooperation zwischen Militär und Wissenschaft. Nur so ist es möglich, der Komplexität gerecht zu werden und sowohl bessere als auch schnellere Entscheidungen zu treffen als der Gegner. In seiner Eröffnungsrede ging Generalmajor Gäbelein insbesondere darauf ein, dass man sich nicht nur in einer Zeitenwende, sondern auch im zweihundersten Jahr von Clausewitz Preußischen Kriegsspiel befinde. Er begrüßte die Teilnehmer und auch die internationalen Dozenten. Hier hob er besonders die Naval Postgraduate School NPS hervor, die als älteste Partneruniversität unserer Universität national und international für „Operational Research“ und „Decision Making“ als zentralen Themenfeldern im Bereich militärischer Führung stehe.

Jackie Eaton vom JALLC (Joint Analysis and Lessons Learned Centre) der NATO eröffnete mit ihrer Plenarrede die Summer School und ging auf die Bedeutung von Operational Analysis innerhalb der NATO ein. Sie berichtete insbesondere aus der mehrjährigen Zusammenarbeit mit dem Chief Scientist der NATO. Prof. Nussbaum von der NPS sprach über Energiesicherheit und Kritische Infrastrukturen und stellte die Task Force „Energie“ vor, die er vor mehr als zehn Jahren etablierte und deren Partner die UniBw M ist. Weitere Vorträge kamen von Dr. Zenon Matthews vom Schweizer Armeestab zum Thema “Quantifying Defense Capabilities using Data Analytics and Mathematical Modeling“ sowie von General a. D. Reinhard Wolski „AI in Military Decison Making“.

Wargaming stand am Folgetag im Fokus

Der nächste Tag stand ganz im Zeichen des Wargaming. Das Planungsamt führte mit den Teilnehmern ein mehrstündiges Wargame durch. Begleitende Vorträge durch den kroatischen Repräsentanten Oberstleutnant Leonardo Larusso beschrieben die Geschichte, Tradition und spezielle Struktur dieser Methode, aber auch die Besonderheiten im Zeitalter von KI.

Am Donnerstag morgen reflektierte Herr General a. D. Dr. Dieter Budde den Bereich „Leadership und Führung“ und ging dabei insbesondere auf ethische Aspekte ein. Der Co-Chair der Summer School, Mario Savastano aus Italien, analysierte „Potential and Challenges of Biometrics” und stellte dabei besonders den Bezug zu KI-Verfahren und IT-basierter Entscheidungsunterstützung her.

Die Woche wurde einerseits durch den fünfzigsten Todestag von Patrick Blackett am 13. Juli 2024 und vom 80. Jahrestag des Stauffenberg-Attentats am 20. Juli 2024 zeitlich eingerahmt. Operations Research ist durch Blacketts Circus überhaupt erst begründet worden: Dem Physiker und Nobelpreisträger Blackett waren zwei Dinge besonders wichtig: „Seien Sie stets offen für neue Ansätze und stellen Sie sich dem interdisziplinären Diskurs.“ Dieses Zitat betonte Prof. Stefan Pickl als Leitidee der Summer School in seiner Abschlusspräsentation, und lud gemeinsam mit Oberst i. G. Matthias Kinkel die Teilnehmer zur Summer School 2025 nach Ankara ein.


Titelbild: Die Summer-School-Teilnehmenden vor dem Aufgang zum Stauffenbergsaal im Geb. 35 der UniBw M (© Universität der Bundeswehr München/Plank)