Kooperation mit dem KSK: Mit Forschung Potenzial erkennen
25 Januar 2024
Eine der ersten Hürden auf dem Weg zum Kommandosoldat ist das Potenzialfeststellungsverfahren, kurz PFV. Dieses wurde nun aufgrund der Erfahrungen aus fast drei Jahrzenten neu ausgerichtet um das individuelle Potenzial eines jeden Bewerbers noch genauer zu erfassen. Eine der Neuerungen ist die wissenschaftliche Begleitung des PFV durch Prof. Annette Schmidt vom Institut für Sportwissenschaften der Universität der Bundeswehr München.
Frau Prof. Schmidt, wie kam die Zusammenarbeit mit dem KSK zustande?
Der Kontakt kam im Jahr 2020 im Rahmen der Vorbereitung eines Kooperationsprojekts zwischen dem KSK, Partnern aus der Industrie und mir zustande. Auch wenn dieses Projekt nicht umgesetzt wurde, so entwickelte sich ein sehr vertrauensvoller Dialog zwischen den Mitgliedern des KSK und mir. Hieraus entstand die Idee verschiedene Prozesse im KSK wissenschaftlich zu begleiten. In diesem Rahmen wurden bereits verschiedene studentische Abschlussarbeiten angeboten, wie auch sportwissenschaftliche Promotionsprojekte.
Wie läuft die wissenschaftliche Begleitung des Auswahlverfahrens ab?
Ein Schwerpunkt meiner Forschung ist der Einsatz von Big Data in der Sportphysiologie. Dieses Wissen setzen wir auch im Rahmen der Auswahlverfahren ein. Wir zeichnen verschiedene physiologische Parameter als kontinuierliche Verlaufsdaten auf. Hierzu werden alle Teilnehmer mit unterschiedlichen nicht-invasiven und subkutanen Sensoren ausgestattet. Anschließend bringen wir diese Daten zusammen und können so ganz neue Einblicke in die individuellen Belastungssituationen bekommen. Derart detaillierte Daten bei einer so extremen Belastungsperiode wären schwer zu simulieren. Somit betreten wir hiermit vollständiges Neuland.
Was ist das Ziel der Begleitung? Sollen Verfahren, Tests oder Übungen optimiert werden?
Ich stehe im ständigen Austausch mit dem Team, das die Testungen für das Auswahlverfahren entwickelt. Wir nutzen diese Rückkopplungsschleife um das Auswahlverfahren weiter zu optimieren, aber auch um ganz neue Technologien für die Zukunft zu entwickeln. So haben wir im letzten Jahr damit begonnen künstliche Intelligenz zu trainieren. Ziel ist hierbei, dass wir in naher Zukunft eine Möglichkeit haben, Soldatinnen und Soldaten mit einer Eignung für das KSK früher zu erkennen und diese gezielt mit Verfahren des Human Performance Optimization (HPO) zu entwickeln.
Wieviel Einfluss hatten Sie auf die Gestaltung des neuen Auswahlverfahrens?
Ich überwache, beobachte und berate. Meine Aufgaben sind es Verbesserungsmöglichkeiten im Verfahren zu erkennen und diese rückzumelden. Ich gestalte nicht selbst, da ich sonst die notwendige Neutralität bei der Überwachung verlieren würde.
Werden die erhobenen Daten für die Forschung am Institut genutzt oder ist es eine reine Unterstützungsleistung für das KSK?
Über das KSK habe ich die Möglichkeiten auch neue Messverfahren zu entwickeln bzw. zu evaluieren, welche ich dann sowohl für meine Forschung in der Sportbiologie wie auch für meine Arbeit im Forschungszentrum Smart Digital Health einbringe. Auch nutzen wir die neuen Erkenntnisse im Rahmen des dtec.bw-geförderten Projektes Smart Health Lab1 an der UniBw M und bringen sie im Rahmen unserer forschungsbasierten Lehre in den Unterricht ein.
Prof. Annette Schmidt ist Gründungsmitglied und Vorstandsmitglied des Forschungszentrums SMADH sowie Inhaberin der Professur für Sportbiologie an der Fakultät für Humanwissenschaften. Das Team der Professur für Sportbiologie ist am Institut für Sportwissenschaften beheimatet und forscht an physiologischen und anatomischen Anpassungsprozessen bei Belastungsinterventionen. Die einzelnen Projekte reichen hierbei von Patientinnen und Patienten mit chronischen Vorerkrankungen beziehungsweise Zivilisationskrankheiten bis hin zu Human Performance Optimization (HPO) bei Spezialkräften.
Den ausführlichen Beitrag zum neuen Auswahlverfahren des KSK finden Sie hier >
Titelbild: Prof. Annette Schmidt im Labor (© Universität der Bundeswehr/Plank)
1Das dtec.bw – Zentrum für Digitalisierungs- und Technologieforschung der Bundeswehr – ist ein von beiden Universitäten der Bundeswehr gemeinsam getragenes wissenschaftliches Zentrum und Bestandteil des Konjunkturprogramms der Bundesregierung zur Überwindung der COVID-19-Krise. Mit der Aufnahme in den Deutschen Aufbau- und Resilienzplan (DARP) wird dtec.bw von der Europäischen Union – NextGenerationEU finanziert.