Gute Forschung: Einhaltung ethischer Standards ist zentral

21 Juni 2024

Die Ethikkommission der Universität der Bundeswehr München (UniBw M) stellt im Rahmen eines Symposiums ihre Arbeit vor, geht auf die historische Bedeutung von Ethik in der Wissenschaft ein und informiert über aktuelle forschungsethische Fragen.

Seit fast zehn Jahren gibt es an der Universität der Bundeswehr München eine Ethikkommission zur Beurteilung von Forschungsvorhaben an und mit Menschen. Seitdem hat die Zahl der Anträge auf ein Ethikvotum stark zugenommen. Deshalb wurde die Ethikkommission Anfang des Jahres vergrößert. Am 17. Juni 2024 stellte sich die Kommission im Rahmen eines Symposiums den Universitätsmitgliedern vor und informierte über forschungsethische Probleme und das Antragsverfahren.

In seinem Grußwort betonte Vizepräsident Prof. Geralt Siebert die Bedeutung von Qualitätssicherung in der Forschung und von Selbstkontrolle in der Wissenschaft. Er unterstrich die wichtige Rolle der Ethikkommission in diesem Zusammenhang. Aus seiner Sicht erfüllt die Ethikkommission zwei wichtige Funktionen: Sie unterstütze die Forschenden bei der ethischen Reflexion ihrer Projekte und stärke das Vertrauen der Öffentlichkeit in die wissenschaftliche Arbeit der UniBw M. Im Namen der gesamten Hochschulleitung dankte er allen Kommissionsmitgliedern für ihr Engagement und ihre wertvolle Arbeit.


Gruppenfoto der Mitglieder der Ethikkommission gemeinsam mit Vizepräsident Siebert. Zu sehen sind fünf Frauen in der ersten Reihe und sieben Männer in der zweiten Reihe.

Die Mitglieder der universitären Ethikkommission mit dem Vizepräsidenten, Prof. Siebert: die Professoren Florian Alt (INF), Julia Thaler (WOW), Günther Dollinger (LRT), Ulrike Lechner (INF), Daniel-Erasmus Khan (SOWI), Inga Schalinski (HUM), Bernhard Ertl (HUM), Anna Rieckmann (HUM), Karl-Heinz Renner (HUM), Annette Schmidt (HUM), Geralt Siebert (Vizepräsident), Friedrich Lohmann (SOWI). Es fehlt Diana Donath (LRT) (© Universität der Bundeswehr München/Siebold)


Rechte von Probandinnen und Probanden stärken

Die Bildung von Kommissionen für Forschungsethik ist eine Reaktion auf menschenverachtende Forschungsvorhaben und Forschungsskandale der vergangenen Jahrzehnte. Prof. Friedrich Lohmann, Vorsitzender der Ethikkommission, ging in seinem Einführungsvortrag darauf ein. Zu nennen sind hier Human-Experimente an KZ-Häftlingen im Dritten Reich, aber auch mehrere Forschungsskandale in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg. Beispielsweise wurde afroamerikanischen Männern in den USA eine Behandlung vorenthalten, um den Verlauf von Syphilis zu erforschen (sog. Tuskegee-Syphilis-Studie).

Die Aufdeckung von Forschungsskandalen führte dazu, dass die Rechte von Probandinnen und Probanden stärker in den Fokus gerückt sind. Neben der Minimierung von Risiken für Studienteilnehmende sind eine umfassende Aufklärung und die darauf basierende freiwillige Zustimmung von Studienteilnehmenden in diesem Zusammenhang von besonderer Bedeutung. Unter anderem auf diese beiden Punkte achten Ethikkommissionen bei der Prüfung von Forschungsvorhaben. Die zunehmende Relevanz von Ethik in der Forschung zeigt sich auch darin, dass seit einigen Jahren sicherheitsrelevante Forschung an deutschen Universitäten zunehmend durch Ethikkommissionen begleitet wird. Auch die UniBw M hat seit 2022 eine Kommission für Ethik sicherheitsrelevanter Forschung.

Ethische Herausforderungen von Online-Studien

Die zunehmende Digitalisierung beeinflusst auch Forschungsvorhaben und führt zu einer steigenden Zahl von Online-Studien. Diese bringen spezielle ethische Herausforderungen mit sich. Diese Herausforderungen beleuchtete Prof. Karl-Heinz Renner, Mitglied der Ethikkommission der UniBw M und der Ethikkommission der Deutschen Gesellschaft für Psychologie. Online-Studien ermöglichen die Generierung sehr großer Datensätze, wobei die Daten oft im Alltag und in Echtzeit erhoben werden können. Wiederholte Datenerhebungen können Entwicklungen auf der Ebene von Individuen abbilden. In Verbindung mit neuen Analysemöglichkeiten (Stichwort Künstliche Intelligenz) können Rückschlüsse auf sensible Informationen wie Krankheiten, kulturellen Hintergrund oder sexuelle Orientierung gezogen werden. Als Konsequenz müsse dem Datenschutz in Online-Studien ein besonderes Augenmerk gewidmet werden, betonte Prof. Renner.

Forschungsvorhaben datenschutzkonform gestalten

Die Erfahrung zeigt, dass viele Forschende im Datenschutz vor allem ein Hindernis für ihre Projekte sehen. Diesem Eindruck versuchte Christian Höptner, Administrativer Datenschutzbeauftragter der UniBw M, entgegenzuwirken. In jedem Forschungsprojekt sollte zunächst der Prozess der Datenerhebung und -verarbeitung definiert werden. Durch geeignete technische und organisatorische Maßnahmen ließen sich die Ziele des Datenschutzes – insbesondere die Vertraulichkeit von Informationen – realisieren, ohne hierbei Abstriche am Forschungsvorhaben vornehmen zu müssen. Besondere Bedeutung habe hierbei der Umgang mit Daten, die potenziell einer bestimmten oder bestimmbaren Person zugeordnet werden könnten. Daher sollte definiert werden, ob Daten von vornherein anonym erhoben werden oder wann sie nachträglich anonymisiert werden. Die Bedeutung dieses Themas wurde in der abschließenden Diskussion deutlich.


Nähere Informationen zur Ethikkommission der UniBw M und das Antragsformular finden sich unter:
https://www.unibw.de/forschung/forschung-qualitaet/ethikkommission-der-unibw-muenchen

Das Datenschutzteam stellt auf seinen Wiki-Seiten umfangreiche Informationen zur Verfügung; hier finden sich auch Musterformulierungen für Teilnahmeinformationen und Einwilligungserklärungen:

https://wiki.unibw.de/display/DS/Datenschutz+UniBw+M


Titelbild: Der Vorsitzende der Ethikkommission, Prof. Friedrich Lohmann (SOWI), bei seinem Vortrag (© Universität der Bundeswehr München/Siebold)