Vom Trinkwasser zum Klärschlamm – vom Notfall zur Energiewende

27 Oktober 2023

Die Professur für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik veranstaltete Mitte Oktober 2023 zusammen mit dem Institut für Technik Intelligenter Systeme (ITIS) e.V. eine Tagung an der UniBw M, bei der auch die neue Kläranlage auf dem Campus vorgestellt wurde.

Ist es sinnvoll, Trinkwasser und Abwasser in einer Veranstaltung zusammenzuführen? Welche Chancen und Herausforderungen gibt es und wie kann die Resilienz erhöht werden? Auch wenn die Themen sehr unterschiedlich erscheinen, sind sie dennoch eng miteinander verknüpft. Insbesondere vor dem Hintergrund weltweiter Lieferengpässe, Krisen und Kriege handelt es sich um drängende Fragen für die nationale und internationale Siedlungswasserwirtschaft. Mit genau diesen Themen beschäftigten sich Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft im Rahmen einer zweitägigen, von der der Professur für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik zusammen mit dem Institut für Technik Intelligenter Systeme (ITIS) e.V. der UniBw M organisierten Veranstaltung mit Fachausstellung am 18. und 19. Oktober 2023.

„Schatten ist die neue Währung“

Prof. Christian Schaum und Prof. Steffen Krause begrüßten die rund 90 Teilnehmenden im Casino der Universität. Den ersten Fachbeitrag hielt Ministerialdirigent Prof. Martin Grambow, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft und Geologie im Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz. Er machte eindringlich auf die sinkenden Grundwasserstände in Bayern aufmerksam und betonte mit Blick auf die zunehmende Trockenheit und Hitze: „Schatten ist die neue Währung.“ Prof. Grambow stellte außerdem die „Aktionsfelder Wassersicherheit 2050“ vor, zu denen u. a. der flächenhafte Grund- und Trinkwasserschutz, die optimierte Speicherung und Überleitung oder auch nachhaltige landwirtschaftliche Bewässerungsstrukturen gehören.

Von NOWATER zu FLXsynErgy

In weiteren Vorträgen und Präsentationen standen aktuelle Forschungsergebnisse aus den Projekten „Notfallvorsorgeplanung der Wasserver- und -entsorgung von Einrichtungen des Gesundheitswesens - organisatorische und technische Lösungsstrategien zur Erhöhung der Resilienz (NOWATER)“ sowie „Flexible und vollenergetische Nutzung biogener Rest- und Abfallstoffe: Faulungen und Biogasanlagen als Energieverbraucher, -speicher und -erzeuger (FLXsynErgy)“ im Fokus.


Collage aus zwei Bildern. Links: Drei Herren im Anzug stehen vor einer Präsentationsfolie und lächeln in die Kamera. Rechts: Ein Herr im Anzug steht am Rednerpult und spricht zum Publikum, dessen Hinterköpfe zu sehen sind. An der Wand hinter ihm ist eine Grafik mit der Überschrift "Aktuelle Grundwassersituation (LfU, 03.07.23)" zu sehen

Links (v. l. n. r.): Prof. Steffen Krause, Prof. Martin Grambow und Prof. Christian Schaum (© Universität der Bundeswehr München/Siebold)
Rechts: Prof. Martin Grambow machte eindringlich auf die sinkenden Grundwasserstände in Bayern aufmerksam (© Universität der Bundeswehr München/Siebold)


Neue Forschungstechnologien auf dem Campus der UniBw M

Um Resilienz als Baustein für eine zukünftige Abwasserwirtschaft ging es beim Vortrag von Nora Pankow, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik. Die Wissenschaftlerin präsentierte einen Teilbereich der Forschung, die zu diesem Thema an der UniBw M betrieben wird und stellte die neue innovative Kläranlage auf dem Campus vor, die im Rahmen des dtec.bw1-geförderten Forschungsprojekts „RISK.twin – intelligente kritische technische Infrastruktur“ betrieben wird. Sie bietet als Versuchs- und Demonstrationsanlage zur Abwasserbehandlung u. a. die Möglichkeit zu testen, welche Stressoren es gibt und wie das System darauf reagiert. Im Anschluss daran hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, die Kläranlage vor Ort bei einer Campustour zu besichtigen, auch die zu Forschungszwecken an der UniBw M eingesetzten Wassertransport- und -speicherbehälter waren zur Besichtigung auf dem Campus ausgestellt.


Collage aus zwei Bildern. Links: auf einem Parkplatz stehen zwei Anhänger mit technischem Gerät, davon steht eine Frau, die mit einem links von ihr stehenden Mann spricht. Rechts: Gruppenfoto mit sechs Männern und einer Frau

Links: Vorstellung der NOWATER Wassertransport- und -speicherbehälter der Professur für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik. (© Universität der Bundeswehr München/Siebold)
Rechts (v. l. n. r.): Prof. Thomas Braml, Vizepräsident Prof. Geralt Siebert, Robert Scherer, Dr. Bernhard Böhm, Dr. Stephanie Kauf-Schraml, Prof. Steffen Krause, Prof. Christian Schaum (© Universität der Bundeswehr München/Plank)


Der Tag mit neuen Perspektiven auf die die Notwasserver- und -entsorgung wurde durch eine festliche Abendveranstaltung zur Einweihung der neuen Versuchsanlagen mit Grußworten von Vizepräsident Prof. Geralt Siebert, Prof. Thomas Braml (Dekan der Fakultät BAU an der UniBw M), Robert Scherer (Geschäftsführer Landesgruppe DVGW Bayern), Dr. Bernhard Böhm (Vorsitzender DWA Landesverband Bayern) und Dr. Stephanie Kauf-Schraml (Vorstandsvorsitzende Umweltcluster Bayern), abgerundet.

Die Veranstaltung mit allen Referierenden, Rednern, Ausstellenden und Teilnehmenden zeigte eindrücklich die enge Zusammenarbeit der unterschiedlichen Fachdisziplinen im Bereich der Siedlungswasserwirtschaft – ganz besonders als Bestandteil der kritischen Infrastruktur und somit der Herausforderung, die notwendige Resilienz für die Bereitstellung, Ableitung und Behandlung von Wasser sicher zu stellen.


Titelbild: Prof. Christian Schaum stellte die neue innovative RISK.twin Versuchskläranlage auf dem Campus der UniBw M vor (© Universität der Bundeswehr München/Siebold)

 

 

1Das dtec.bw – Zentrum für Digitalisierungs- und Technologieforschung der Bundeswehr – ist ein von beiden Universitäten der Bundeswehr gemeinsam getragenes wissenschaftliches Zentrum und Bestandteil des Konjunkturprogramms der Bundesregierung zur Überwindung der COVID-19-Krise. Mit der Aufnahme in den Deutschen Aufbau- und Resilienzplan (DARP) wird dtec.bw von der Europäischen Union – NextGenerationEU finanziert.