Herzlichen Glückwunsch, Dr. Mathias Jaudas!

2 September 2020

Im Juli 2020 wurde Mathias Jaudas, Mitarbeiter am Lehrstuhl für Sozial- und Konfliktpsychologie, der Doktortitel verliehen.

In seiner Dissertation „Psychologie weitergeben. Entwicklung und Evaluation eines online-basierten Programms zur Vermittlung mediationsspezifischer Konfliktkompetenz“ beschäftigte sich Mathias Jaudas mit den Herausforderungen der Wissenschaftskommunikation und untersuchte mögliche Wege der Vermittlung von Erkenntnissen der wissenschaftlichen Psychologie an die breite Bevölkerung mit dem Ziel, etwas zu einer gewaltfreien und nachhaltigen Konfliktbeilegung beizutragen.

Wissenschaftliche Soforthilfe für gesellschaftliche Probleme

Die Idee, dass Fachleute der wissenschaftlichen Psychologie ihre Kompetenzen auch auf der gesellschaftlichen Ebene aktiv und direkt einsetzen sollten, brachte 1969 George A. Miller, damals Präsident der American Psychological Association, zum Ausdruck. Die Aufgaben der Psychologie sollten hiermit über die Produktion wissenschaftlicher Erkenntnisse und ihren Austausch in engeren Kreisen hinaus reichen und sich auch auf die Weitergabe dieser Erkenntnisse an breitere Bevölkerung erstrecken. Die Umsetzung dieser Vision jedoch, betonte Jaudas in seiner Disputation, erfordere eine intensive Reflexion und wissenschaftstheoretische Diskurse, ja sogar eine Infragestellung des Selbstverständnisses der Psychologie, die in diesem Sinne als eine Humanwissenschaft zu verstehen ist, die das Wohlergehen des Menschen und damit auch eine produktive Konfliktbearbeitung fördern sollte.

Conflict Food: Mit sozialen Medien Konfliktmediation lernen

Als Mathias Jaudas sich mit der Frage beschäftigte, wie konfliktpsychologische Erkenntnisse an die breite Bevölkerung vermittelt werden und zur Verbesserung ihrer Konfliktkompetenzen beitragen können, entstand das Projekt Conflict Food, das mögliche Wege der unterhaltsamen und populärwissenschaftlichen Kommunikation untersuchte. Um ein optimales Ausmaß des Transfers zu erreichen, sollte eine virale Verbreitung durch die Kanäle der sozialen Medien angestrebt werden, so Jaudas. Eine Reihe von experimentellen Studien führte über die Produktion und Evaluation von Videos im Comic-Style- und  Look-On-Video-Format zu einer Form, die sich als sehr wirksam erwiesen hat: den Erklärvideos, in denen Inhalte zur Konfliktmediation in einer allgemeinverständlichen Sprache vermittelt und durch minimalistische Animation unterstützt wurden. Eine Evaluation zeigte deutliche Verbesserungen der wissens-, fähigkeits- und erfahrungsbasierten Konfliktkompetenzen der Studienteilnehmenden, außerdem konnten Langzeiteffekte nachgewiesen werden.

Die Auswertung der Videos durch Teilnehmende lieferte zusätzlich wertvolle Erkenntnisse zu den gewünschten Videoformaten, die ein hohes Verbreitungspotenzial haben könnten und für weitere Kommunikation empfehlenswert wären. Was wäre also besonders wirkungsvoll? Es ließ sich feststellen, dass die Vermittlung durch Nicht-Experten, also durch Laien statt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Reaktanz reduziert und durch höhere Identifikationsmöglichkeiten die Lernprozesse positiv beeinflussen kann. Ein mögliches Szenario wäre also, psychologische Inhalte in Mini-Coachings an Laien zu vermitteln und sie anschließend die gewonnenen Erkenntnisse in professionell aufgenommenen Videos weitergeben zu lassen. „Die Informationsvermittlungen in den Videos sollen nicht perfekt, sondern authentisch sein“, betont Jaudas.

Das Projekt Conflict Food geht weiter, die nächsten Schritte sind schon in Sicht. Aber jetzt erstmal: Herzlichen Glückwunsch, Dr. Mathias Jaudas!

 

Text: Olga Lantukhova;Bild, v. li. n. re.: Prof. Jürgen Maes, Dr. Mathias Jaudas; Aufnahme: Olga Lantukhova