Karriere in der Wissenschaft

5 März 2021

Als Frau Karriere im Bereich Naturwissenschaft und Technik machen? Kein Problem für diese vier Persönlichkeiten der Universität der Bundeswehr München, welche die zivile Gleichstellungsstelle und der Alumni und Career Service anlässlich des Weltfrauentags am 8. März 2021 vorstellten. Aber es bleibt noch viel zu tun, wie ein Blick auf die Statistiken zeigt.

Am Weltfrauentag werden die bisherigen Errungenschaften der Frauenrechtsbewegung gefeiert. Der Aktionstag diente ursprünglich dazu, das Wahlrecht für Frauen einzufordern. Nach dessen Verabschiedung im deutschen Bundestag im Jahr 1919 traten das Engagement für die Beseitigung anderer Benachteiligungen wie diskriminierende Arbeitsschutzgesetze und ungleiche Entlohnung in den Vordergrund. Inzwischen ist der Weltfrauentag in Berlin sogar ein gesetzlicher Feiertag.

Die zivile Gleichstellungsstelle und der Alumni und Career Service der Universität haben diesen Tag zum Anlass genommen, Einblicke in verschiedene Karrierewege während und nach der Zeit an der Universität der Bundeswehr München zu erhalten: Prof. Silja Hoffmann schildert ihre durchweg positiven Erfahrungen als derzeit einzige Professorin der Fakultät für Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften und die Wichtigkeit, Leistung unabhängig vom Geschlecht zu beurteilen. Laura Höltgen, Doktorandin der Physik, spricht über die Faszination ihres Promotionsthemas, der Erforschung neuer Sensoren. Während ihrer verschiedenen Tätigkeiten ist sie auf viele inspirierende Frauen getroffen, die sie in ihrem Weg bestätigt haben.

Dr. Elisa Canzani hat als Mathematikerin an der Fakultät für Informatik promoviert. Sie setzt ihre internationale Karriere mittlerweile in Madrid fort und spricht sich für geschlechtergemischte Teams aus. Für Cornelia Gross stand nach dem Besuch eines Girls‘ Days zu Schulzeiten fest, dass ihr Herz für die Technik schlägt. Sie gehörte zu den ersten Soldatinnen bei der Bundeswehr – und in ihrem Studierendenjahrgang ETTI 2006 war sie die einzige Studentin. Frauen, die schon Führungspositionen in Wissenschaft, Wirtschaft und Bundeswehr erreicht haben, seien Inspiration und Ermutigung für sie.

Die vollständigen Interviews finden Sie auf der Projektseite.

Gleichstellung in der Bundeswehr

Vor 20 Jahren wurden alle militärischen Laufbahnen und damit auch die Möglichkeit soldatische Führungskraft zu werden für Frauen geöffnet. Zuvor war nur eine Laufbahn im Sanitätsdienst möglich.

Mittlerweile studieren an der Universität der Bundeswehr München über 3.800 Studierende, davon knapp 660 Frauen. 20% von ca. 200 Professuren sind weiblich besetzt, die Tendenz ist steigend. Von den mehr als 650 wissenschaftlichen Mitarbeitenden sind etwa ein Drittel Frauen.

Zur aktiven Erhöhung der Anzahl von Frauen in Führungspositionen, bietet die zivile Gleichstellungsstelle an der Universität ein Mentoring-Programm an, das sich an (Post-) Doktorandinnen mit Interesse an der Übernahme einer Führungsposition richtet. Im Rahmen von Berufungsverfahren zielt die aktive Rekrutierung auf eine Erhöhung des Professorinnenanteils ab. Zudem nehmen Berufungskommissionsmitglieder an Unconscious bias-Schulungen teil, die für Vorurteile bei der Personalauswahl sensibilisieren. Um eine bessere Vereinbarkeit zu gewährleisten, gibt es seit 2017 eine Familienservicestelle an der Universität.

Am Weltfrauentag findet zusätzlich ein Workshop für wissenschaftliche Mitarbeiterinnen statt, der Fragen rund um das Thema Netzwerken beantwortet.

Der Alumni und Career Service der Universität der Bundeswehr München fördert den Austausch zwischen Universität, Alumni und Unternehmen und unterstützt Studierende, Promovierende und Absolventinnen und Absolventen bei Berufseinstieg und Karriereplanung.

Nur jede dritte Führungskraft ist weiblich

Denn trotz der vielen Fortschritte sind die Frauenanteile auf Managementebene noch stark verbesserungswürdig: Nur jede dritte Führungskraft ist weiblich. Frauen übernehmen zudem vorwiegend weiterhin einen großen Teil der Care-Arbeit. In der Corona-Krise hat sich diese Situation insbesondere in der Forschung noch verschärft: Wissenschaftlerinnen publizieren aufgrund der Kinderbetreuung im Homeoffice deutlich weniger.

Auch bei gleichem Berufsabschluss sind Frauen in Aufsichts- und Führungspositionen nicht paritätisch vertreten: Obwohl knapp die Hälfte der Beschäftigten mit akademischem Abschluss weiblich ist, nehmen davon lediglich 32 bzw. 25 Prozent eine Aufsichts- bzw. Führungsposition wahr. Tendenziell ist der Frauenanteil umso niedriger, je höher die Führungsposition und je größer das Unternehmen ist. Im EU-Vergleich befindet sich Deutschland damit auf einem der hinteren Plätze, obwohl seit 2016 börsennotierte Unternehmen bei Neubesetzungen zu einer Frauenquote von 30 Prozent verpflichtet sind. Allerdings wird diese Quote noch nicht von allen Unternehmen erfüllt. Auch in der Wissenschaft existiert ein hohes Gefälle zwischen den Geschlechtern: Im Jahr 2020 waren lediglich ein Viertel der hauptamtlichen Professorinnen und Professoren an deutschen Hochschulen weiblich.

Ein Erklärungsansatz für dieses Phänomen ist die sogenannte Gläserne Decke, welche den beruflichen Aufstieg in Führungspositionen behindert. Diese umfasst Stereotypen, Vorteile oder Mechanismen wie männerdominierte Entscheidungsgremien, die gerne nach dem Ähnlichkeitsprinzip einstellen, fehlende Vereinbarkeitsmöglichkeiten des Berufs mit der Familie und eine geringe Vertretung von Frauen in Netzwerken, über die viele Jobs informell vergeben werden.

Nichtsdestotrotz gibt es immer mehr Männer, die sich für Gleichberechtigung einsetzen. In den letzten Jahren haben sich darüber hinaus auch Netzwerke gebildet, die sich für Themen einsetzen, die auch für Männer noch nicht selbstverständlich sind, wie beispielsweise der Anspruch auf Väterzeit und die Möglichkeit in Teilzeit zu arbeiten.


Studien: Frauen in Führungspositionen

5. Gleichstellungsplan der Universität der Bundeswehr München (nur intern abrufbar)
Studie der Universität Mannheim zur Benachteiligung von Frauen in der Corona-Krise
Studie der Universität Potsdam zur Auswirkung von Corona auf Familie und Gleichstellung
Artikel zu den Folgen der Corona-Pandemie auf wissenschaftliche Publikationen von Frauen
Bundesagentur für Arbeit: Die Arbeitssituation von Frauen und Männer 2018
Statistisches Bundesamt: Statistiken zur Frauenquote, Frauenanteil in Führungsetagen (Deutschland im EU-Vergleich)

 


Titelbild: © iStockphoto / atakan