Nachbarschaftshilfe in Corona-Zeiten für Menschen mit Behinderung
22 April 2020
In der Berichterstattung zu der Corona-Pandemie wird oft nicht erwähnt, dass auch Menschen mit Behinderung zur Risikogruppe gehören. Manche sind wie nie zuvor auf Unterstützung in der Bewältigung ihres Alltags angewiesen.
An Atemwegseinschränkungen, Herzproblemen oder Immunschwäche leidende Personen müssen besonders geschützt werden. Durch die Schließung sozialer Einrichtungen, in welchen die meist pflegebedürftigen Menschen vorher betreut und mit Essen versorgt wurden, kommt das Personal an seine Grenzen – eine intensive Hausbetreuung ist notwendig. Familien müssen Home Office zudem nicht nur mit der schulischen Betreuung, sondern auch der Pflege von Kindern mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen vereinen. Wie kann hier unterstützt werden?
Aktuell engagieren sich knapp 100.000 Menschen im Bundesfreiwilligendienst oder absolvieren ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr. Viele Freiwillige, die eigentlich in den vorrübergehend geschlossenen Schulen eingesetzt sind, helfen nun in Stiftungen wie der Pfennigparade aus. Das Bundesfamilienministerium stellt dafür seit Anfang April die Online-Plattform „Freiwillige helfen jetzt“ zur Verfügung, auf der sich die Freiwilligen für einen Corona-Kriseneinsatz in anderen gemeinwohlorientierten Einrichtungen vorrübergehend melden können. So können sie zum Beispiel den Einkaufsdienst für Menschen mit Behinderung übernehmen, falls das interne Personal dies nicht mehr abdecken kann. Bei einer Öffnung der Schulen würden die dafür notwendigen Freiwilligenkräfte jedoch schlagartig wegfallen.
Austausch mit Anderen im Fokus
Denkbar wäre es auch, Alleinstehende digital zu unterstützen: Einfach, indem man zuhört. „Aufgrund der Corona-Krise ist mir Einiges durch den Kopf gegangen, was mir in der Krise grundsätzlich wichtig erscheint“, sagt die zweite Frauenbeauftragte der Pfennigparade, Regine Roßkopf, die im Rechenzentrum der Universität an einem inklusiven Arbeitsplatz tätig ist: „Der Wert eines Menschen hat immer im Vordergrund dazu stehen. Dazu gehört vor allem die Aufrechterhaltung der Kommunikation (digital) zu Bezugspersonen wie Freunden, Familien und gegebenenfalls Tutorinnen und Tutoren. Ich finde die Bestätigung von außen sehr wichtig für jede und jeden Einzelnen.“
Sie können mithelfen!
Die Universität der Bundeswehr bietet bereits seit einigen Jahren über die Pfennigparade mehrere integrative Arbeitsplätze auf dem Campus an. Im Rahmen dieser Kooperation können Sie sich nun direkt engagieren. Wenn Sie sich vorstellen könnten, ehrenamtlich Einkaufsdienste oder eine digitale Patenschaft für Menschen mit Beeinträchtigungen zu übernehmen, melden Sie sich bitte bei Konstanze Riedmüller unter: Konstanze.riedmüller@pfennigparade.de oder unter 089 8393-4300. Die Pfennigparade freut sich auch über eigene Ideen der Unterstützung, an die sie vielleicht selbst noch nicht gedacht hat. Unterstützen können Sie auch im Rahmen einer Spende über: www.pfennigparade.de/aktuelles/2993-corona-sos-vergesst-uns-nicht.
Auch der Verein „Helfende Hände“, der Kinder und Jugendliche mit schweren Mehrfachbehinderungen betreut und für den sich Mitarbeitende und Studierende ehrenamtlich engagieren, braucht nun selbst eine helfende Hand. Informationen zu Sachspenden (Schutzkleidung, selbstgenähte Stoffmasken und Gummibänder für Masken) sowie Geldspenden finden Sie unter: https://www.helfende-haende.org/corona-hilfe-fuer-die-helfenden-haende/.
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Aktion Mensch hat Informationen zur Corona-Pandemie und ehrenamtlicher Unterstützung z.B. über das Portal nebenan.de für Menschen mit Behinderung auch in Gebärdensprache zusammengestellt. Diese finden Sie unter: https://www.aktion-mensch.de/corona-infoseite.html.
Bild (Pfennigparade): Interner Einkaufsdienst der Pfennigparade.