Neue Studie zum Thema Geschlechterkonstruktionen im Salafismus erschienen
5 Juni 2024
Welche Rollen spielen Geschlechterkonstruktionen für den Radikalisierungsverlauf von Frauen und Männern im Salafismus? Welche Erkenntnisse lassen sich aus Radikalisierungsverläufen für die Deradikalisierungsarbeit gewinnen? Die Kooperationsstudie "Geschlechterkonstruktionen zwischen Macht und Stereotypen: Eine neue Perspektive für die Deradikalisierungsarbeit im Salafismus" gibt Antworten und präsentiert darüber hinaus Ansätze für gendersensible Interventionsmöglichkeiten. Das CISS war mit PD Dr. Eva Herschinger an der Studie beteiligt.
Die Studie ist das Ergebnis des zweijährigen Projekts"Interventionspunkte für eine gendersensible Deradikalisierungsarbeit". Dessen Ziel war es, Interventionspunkte für eine gendersensible Deradikalisierungsarbeit anhand der Analyse von Radikalisierungsverläufen von vier Frauen und drei Männer zu identifizieren. Die Fallanalysen haben gezeigt, dass Geschlecht im Kontext Radikalisierung und Salafismus eine zentrale Rolle spielt. Die ideologischen Vorstellungen von Geschlechterrollen wurden in der Radikalisierung angenommen, jedoch zeigten sich auch, dass die salafistischen Idealbilder von Männlichkeit und Weiblichkeit in der Realität brüchig sind. So wies die gelebte Rollenpraxis immer wieder Momente auf, in denen die Geschlechtergrenzen nicht eingehalten werden (Gendertransgression) und es zu Spannungsfeldern zwischen Ideal und Wirklichkeit kommt.
Auf Basis der Ergebnisse des Forschungsprojektes ergeben sich Implikationen für die Beratungsarbeit: So bietet es sich bspw. an, Dissonanzen zwischen Ideologie und gelebter Realität zu nutzen, um mit einer erfolgreichen Distanzierungsarbeit anzusetzen.
Das BAMF-Forschungszentrum sowie die Beratungsstelle "Radikalisierung" des BAMF waren Kooperationspartner des vom Bayerischen Landeskriminalamt sowie dem Hessischen Ministerium des Innern und für Sport durchgeführten Projekts. Weitere Kooperationspartner waren das Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg, das Bundeskriminalamt und das Center for Intelligence and Security Studies (CISS) der Universität der Bundeswehr München. Gefördert wurde das Vorhaben über die Beratungsstelle "Radikalisierung" mit Mitteln des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI).
Die Studie findet sich hier.