Automatische Notbremse
Notbremsassistenten können Unfälle vermeiden oder zumindest die Unfallschwere reduzieren. Ein automatischer Bremseingriff erfolgt normalerweise in einer Kaskade mit der Abfolge: optisch/akustische Warnung, Bremsruck, Notbremsung. Die Auslösung der Notbremse kann auch unmittelbar erfolgen, z.B. wenn die Gefahr so plötzlich auftritt, dass keine Warnung mehr möglich ist. Während der Auslösung der automatischen Notbremse wird der Fahrer vom Fahrzeug überstimmt.
Daraus ergibt sich für die nutzergerechte Gestaltung die generelle Frage: Kann der Fahrer den unerwarteten automatischen Eingriff beherrschen und akzeptieren?
Weitere, eher spezifische Fragen sind:
- Was ist die maximal tolerierbare Verzögerung, speziell bei der Warnung durch einen Bremsruck?
- Besteht die Gefahr, dass der Fahrer unkontrolliert reagiert und das Lenkrad verreißt?
- Wie reagiert der Fahrer auf eine Fehlauslösung, wenn die automatische Notbremse ohne ersichtlichen Grund auslöst?
- Wie muss die Übergabe nach Beendigung des autonomen Eingriffs an den Fahrer erfolgen?
Während des Bremseingriffs wird das Gaspedal vom System „deaktiviert“, um zu verhindern, dass Gas und Bremse gegeneinander arbeiten. Hat der Fahrer seinen Fuß weiter auf dem Gaspedal, so wird er das Pedal durch die Verzögerung noch stärker treten, da er sich weiter nach vorne bewegt, obwohl das Fahrzeug bereits bremst. Die Frage lautet: ist sich der Fahrer bewusst, dass sein Fuß auf dem Gaspedal steht und das Fahrzeug wieder beschleunigt, sobald die automatische Notbremse beendet ist?
Um den Eingriff der automatischen Notbremse für den Fahrer plausibel zu machen, fällt – nach vielen Vorbeifahrten an Aufbauten, bei denen nichts passiert – ein Würfel auf die Fahrbahn und die Notbremse löst aus. Aus den Aufzeichnungen von Pedal- und Lenkradbewegungen sowie der Blicke können die Fragen 1 und 2 beantwortet werden.
Mehrere Versuche mit automatischen Notbremsassistenten führen zu einer Systemauslegung, bei der ein aktiver Wechsel zwischen Gaspedal, Bremspedal, Gaspedal erforderlich ist, damit der Fahrer wieder anfahren kann (Frage 4).
Videos über verschiedene Versuche zur Untersuchung des Verhaltens bei berechtigten Auslösungen und Fehlauslösungen: