Wer kennt diese Meldung aus dem Verkehrsfunk nicht!
„Achtung Autofahrer – auf der A xxx zwischen der Anschlussstelle yyy und zzz kommt ihnen ein Falschfahrer entgegen. Fahren Sie nicht nebeneinander und überholen Sie nicht ...."
Der erste Rundfunksender, der eine Warnung vor Geisterfahrern ausstrahlte, war der Bayerische Rundfunk, deshalb wurde das Problem zunächst als „rein bayerisches Problem“ bezeichnet. Mittlerweile weiß man, dass das Problem auf allen Straßen mit zwei oder mehr Fahrstreifen je Fahrtrichtung auftreten kann, außer die Ein- und Ausfahrten sind durch Mautstationen (wie z.B. in Italien oder Frankreich) reglementiert. Die Forschung zu den Ursachen für Geisterfahrten reicht zurück bis in das Jahr 1980. Interviews, Rekonstruktionen und Vor-Ort-Analysen zeigen, dass es keine monokausalen Ursachen für Falschfahrten auf Autobahnen bzw. autobahnähnlichen Straßen gibt.
Zunächst muss unterschieden werden zwischen “absichtlichen“ und „unabsichtlichen“ Falschfahrten.
Falschfahrten
Absichtliche Falschfahrten treten beispielsweise auf, wenn jemand eine Ausfahrt verpasst hat und dann auf dem Pannenstreifen zurücksetzt. Oder wenn Fahrzeuge bei einem Stau wenden und auf dem Pannenstreifen bis zur nächsten Ausfahrt zurück fahren. Dies ist zwar im höchsten Maße illegal, kann aber mit baulichen oder gestalterischen Maßnahmen nicht verhindert werden.
Unabsichtliche Falschfahrten: Bei den Falschfahrten, die nicht absichtlich eingeleitet werden, gibt es verschiedene Gründe:
- Ungünstige Gestaltung im Straßenverlauf und bei der Beschilderung
- Schlechte Sicht
- Orientierungsprobleme
- Ablenkung
Ungünstige Gestaltung im Straßenverlauf und bei der Beschilderung.
Bei Nebel oder Dunkelheit kann, speziell in Verbindung mit einem ungünstigen Straßenverlauf, eine nicht absichtliche Falschfahrt auftreten. Schlecht lesbare Schilder oder Schilder mit zu viel Information führen zu Orientierungsproblemen. Bei einigen von uns untersuchten Falschfahrten irrten die Fahrer und Fahrerinnen lange durch komplexe Autobahnkreuze. Sie waren schließlich so desorientiert, dass sie in die falsche Richtung fuhren. Ein weiteres Problemfeld sind Autobahnraststätten. Da man sich innerhalb der Raststätte frei bewegen kann besteht die Gefahr, in der falschen Richtung auf die Autobahn aufzufahren.
Wie aus der Forschung über menschliche Fehler bekannt ist, kommen meist mehrere Probleme zusammen, damit ein Fehler auftritt, z.B. Zeitdruck und Ablenkung. Dies gilt auch für das Auftreten einer Falschfahrt (z.B. Orientierungsproblem und Ablenkung).
Eine häufig gestellte Frage lautet: Warum bemerken die Geisterfahrer ihren Fehler so lange nicht, so dass sie über mehrere Kilometer in der falschen Richtung fahren? Die Forschung zeigt klar, dass die meisten ihren Fehler sehr schnell bemerken. Jedoch befinden sie sich in einer Ausnahmesituation, die eine rationale Lösungsstrategie verhindert. So lautete beispielsweise die Antwort eines Falschfahrers auf die Frage, warum er so lange in der falschen Richtung gefahren sei: „Ich habe eine Stelle zum wenden gesucht“. Bekanntlich gibt es diese Stellen auf Autobahnen nicht.
Lösungen
Als ultimative Lösung wurden Krallen vorgeschlagen, die sich aufstellen, wenn ein Fahrzeug eine Ausfahrt fälschlicherweise als Einfahrt benutzt und damit entgegen der Fahrtrichtung auf die Autobahn auffährt. So naheliegend dieser Ansatz auf den ersten Blick erscheinen mag verkennt er, dass es allein in Bayern 226 Anschlussstellen gibt. Nicht nur der Aufwand wäre enorm, es müsste auch sicher gestellt werden, dass Rettungs- und Einsatzfahrzeuge das System sicher deaktivieren können, um im Einsatzfall auch gegen die Fahrtrichtung auf die Autobahn auffahren zu können.
Als bessere Lösungen kommen daher in Betracht:
Gute wegweisende Beschilderung, um Orientierungsprobleme der Fahrerinnen und Fahrer zu minimieren
Gute optische Gestaltung von Ein- und Ausfahrten mit entsprechenden Schildern:
Integration von Warnungen in Navigationssysteme zur Verhinderung von Falschfahrten:
Integration von Warnungen vor Geisterfahrern im Navigationssystem.
Literatur: