Am 15. November 2018 ist das erste Mentoring-Programm der Universität der Bundeswehr München für (Post-)Doktorandinnen aller Fachrichtungen gestartet. Auf der Auftaktveranstaltung im Casino haben die 15 Teilnehmerinnen ihre Mentoren, darunter viele Alumni der Universität, kennengelernt. Eines der Mentoring-Tandems, bestehend aus Manager und Alumnus Dr. Christoph Eichel (PÄD 2003) und der Doktorandin Lisa Kammermeier, gewährt im Interview Einblicke, wie es bei ihren Tandem-Treffs so läuft.
Ein Interview von Stephanie Borghoff
Frau Kammermeier, Herr Dr. Eichel – Sie gehören zum 1. Jahrgang des Mentoring-Programms der Universität. Die Hälfte des Programms ist jetzt »rum« – was ist Ihr Eindruck bisher?
Dr. Christoph Eichel: Aus meiner Sicht gut. Meine Mentee ist gerade in einer entscheidenden Phase ihres Berufslebens. Das ist eine spannende Zeit und sie hat viele Fragen und viele Ideen, und ich versuche ihr die Sicht der Privatwirtschaft darzulegen.
Das Programm kam für Sie also genau zur rechten Zeit, Frau Kammermeier?
Lisa Kammermeier: Ja, die Dissertation ist in der Endphase und da stellt sich schon die Frage: Was kommt dann? Das Mentoring-Programm ist eine gute Chance, die ich auf alle Fälle nutzen wollte, insbesondere um Tipps für die freie Wirtschaft zu bekommen. Im wissenschaftlichen Bereich werde ich ja schon sehr gut gefördert. Was mir besonders gut am Programm gefällt ist die Vielfalt. Weil wir einerseits die Mentoren haben, andererseits haben wir die Trainings in der Gruppe zu Themen wie dem eigenen Auftreten oder Networking.
Wie läuft Ihr Tandem »in der Praxis«, wie organisieren Sie Ihren Austausch?
Kammermeier: Was ich von anderen Mentees gehört habe, gibt es da ja ganz verschiedene Modelle, dass man etwa ganz regelmäßige Vereinbarungen hat und feste Themen ausmacht. Wir beide machen es eher nach Bedarf. Wir telefonieren, wir schreiben, wir treffen uns. Das finde ich sehr gut, sehr individuell. Christoph geht ganz locker an die Sache ran und ist sehr pragmatisch.
Dr. Eichel: Ich bin ein großer Freund von »Das Einfache hat Erfolg«. Wir haben keine Agenda, sondern Lisa kann sich jederzeit melden. Sie war einmal bei mir im Unternehmen und hat gesehen, wie wir so arbeiten. Seitdem kommunizieren wir via WhatsApp und E-Mail, spielen mit Ideen, wie wir ihren Studienbackground mit der nächsten Funktion verbinden können. Ich bin beruflich sehr viel unterwegs, aber das ist kein Problem, es gibt Telefon, es gibt Internet, da findet sich immer mal schnell noch eine halbe Stunde.
Sie sind beide Geistes- und Sozialwissenschaftler: Ist bei diesen Fächern eine Karriereplanung besonders wichtig – fällt der Berufseinstieg schwerer?
Kammermeier: Die Frage höre ich sehr oft: Was macht man denn damit? Aber ich kenne niemanden, der mit mir studiert hat, der keinen guten Job gefunden hätte. Und ich denke das wichtigste bei Geistes- und Sozialwissenschaftlern ist die Flexibilität.
Dr. Eichel: Da stimme ich zu, die meisten Stellen sind ja relativ breit ausgeschrieben. Am Ende des Tages kommt es auf das persönliche Auftreten an. Ein Hochschulstudium ist schon wichtig. Was jemand studiert hat, spielt aber z. B. bei uns in der Firma kaum eine Rolle, so wie es in den meisten Beratungen auch ist. Grundsätzlich sehe ich Geistes- und Sozialwissenschaftler als universell einsetzbar an, weil sie sich in verschiedene Dinge einarbeiten und gut mit Sprache umgehen können.
Frau Kammermeier, was haben Sie bislang für Ihre weitere Karriere von Herrn Dr. Eichel gelernt?
Kammermeier: Ein Schwerpunkt ist die Frage, wie stelle ich mich auf. Er gibt mir Tipps in Richtung Selbstvermarktung, welche Positionen kommen überhaupt für mich in Frage, wie gehe ich vor, wie präsentiere ich mich. Wenn man meinen Lebenslauf anschaut, dann ist der sehr vielfältig. Was ich im Mentoring lerne, ist, die eigenen Stärken und Erfahrungen gezielt in eine Richtung zu lenken.
Herr Dr. Eichel, wo können Sie Ihrer Meinung nach Ihre Mentee am besten unterstützen?
Dr. Eichel: Ich habe gute Kenntnisse von Teilen des Arbeitsmarkts, was es dort für Möglichkeiten gibt. Dann geht es darum, sich bewerbungsmäßig richtig darzustellen. Der akademische Bereich ist da – sagen wir mal – etwas ausschweifender: viele, viele Seiten, weil die Leute auch schon sehr viel gemacht haben. Aber als Unternehmer erhält man ständig Bewerbungen – wenn ich da sehe, ein CV ist acht Seiten lang, dann wird das einfach ein bisschen zäh. Ich finde weniger ist mehr, der Rest wird im persönlichen Gespräch geklärt. Und schließlich kann ich als Mentor vielleicht noch hier und da eine Tür aufmachen.
Wenn jemand das Interview liest und überlegt, sich auch als Mentor zu engagieren oder als Mentee zu bewerben, was raten Sie?
Kammermeier: Ich ermutige jede sich zu bewerben: Keine Sorge, es ist nicht zu zeitintensiv! Man muss schon investieren, aber es ist ja auch etwas, was sich lohnt. Es ist eine Möglichkeit, die man sonst in der Qualität nicht kriegt.
Dr. Eichel: Ich kann das auch nur empfehlen. Man kann denjenigen, die am Anfang ihrer Karriere stehen, helfen. Dieser Austausch hält einen auch selbst fit. Außerdem muss ich in meiner Funktion auch immer nach vorne schauen, das ist nicht völlig altruistisch. Dinge entwickeln sich, Mentees machen Karriere. Und wenn ich als Mentor ein Stück weit helfen konnte, dann bleibt das hoffentlich in guter Erinnerung und kommt auch wieder positiv zurück. Außerdem bin ich der Bundeswehruni sehr eng verbunden und deshalb freue ich mich, wenn ich da unterstützen kann. Dieses Netzwerk ist sehr wertvoll.