Zivil studieren im Master Cyber-Sicherheit
2 Mai 2022
Im Master Cyber-Sicherheit am FI CODE der Universität der Bundeswehr München studieren nicht nur Soldatinnen und Soldaten. Darüber, welche anderen Zugangsmöglichkeiten es gibt, und über die Besonderheiten der akademischen Ausbildung bei CODE sprachen wir mit vier Studierenden des aktuellen Jahrgangs.
Angesichts weltweit steigender Zahlen an Cyberangriffen wird die IT-Sicherheit zu einem immer größeren Berufsfeld für Informatik-Interessierte. Weil zur Gefahrenabwehr gut ausgebildete Expertinnen und Experten gesucht werden, ist eine akademische Qualifizierung inzwischen oft Voraussetzung für den Berufseinstieg. Der Master Cyber-Sicherheit am Forschungsinstitut CODE der Universität der Bundeswehr München war bei seiner Einrichtung 2018 eines der ersten spezifischen Studienangebote im deutschsprachigen Raum. Die Zahl der Studierenden pro Jahrgang wächst seitdem stetig an.
Inhaltlich befasst sich der Masterstudiengang Cyber-Sicherheit an der UniBw M mit Informationsverarbeitungsprozessen, deren Planung, formaler Modellierung, Implementierung und Einsatz mit einem Fokus auf technische und organisatorische Informationssicherheit. Neben fundierten theoretischen Methoden wird auch besonderer Wert auf praxisrelevante Fähigkeiten gelegt.
Vorrangig sollen an den Universitäten der Bundeswehr in Neubiberg und Hamburg künftige Offiziere akademisch ausgebildet werden. Im Rahmen freier Kapazitäten können jedoch auch Zivilpersonen ein Studium aufnehmen. Für den Masterstudiengang Cyber-Sicherheit der UniBw M gibt es sogar ein fest definiertes Kontingent für zivile Studierende. Aber kann jede und jeder sich für den Studiengang bewerben? Und was unterscheidet das Studium hier von dem an einer Fachhochschule oder privaten Universität?
Industrie, Behörden, Ministerien: Studium über Kooperationspartner
Eine für viele Zivilpersonen interessante Option ist das Studium über Kooperationspartner aus Industrie sowie Bundesbehörden und -ministerien. Für den Masterstudiengang Cyber-Sicherheit gehört dazu etwa die Zentrale Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich (ZITiS).
Alexander Heumann studiert seit Januar 2022 über die ZITiS am Forschungsinstitut CODE Cyber-Sicherheit. Schon zuvor hat er mehrere Stationen absolviert und bringt Berufserfahrung mit: „Ich habe nach der Schule zuerst eine Ausbildung zum Fachinformatiker Systemintegration abgeschlossen. Daraufhin studierte ich an der OTH Regensburg meinen Bachelor of Science im Studiengang Technische Informatik. Im Anschluss begann ich letztes Jahr meine Stelle bei ZITiS in der Abteilung Digitale Forensik.“
Auch sein Kollege Lars Eckenfels war schon vor dem Start des Masterstudiums im Unternehmensumfeld tätig: „Vor meinem Masterstudium an der Universität der Bundeswehr München habe ich ein Bachelorstudium an einer Dualen Hochschule im Studiengang „Angewandte Informatik“ in Kooperation mit dem Unternehmen Bosch absolviert. Anschließend habe ich noch eine einjährige PreMaster-Phase (ebenfalls bei Bosch) durchgeführt, um weitere Praxiserfahrungen sammeln zu können. Bei ZITiS werde ich nach meinem Studium wahrscheinlich in der Abteilung für Kryptoanalyse arbeiten.“
Der Zugang über einen Kooperationspartner ermöglicht den Studierenden die Einbindung in ein berufliches Umfeld. Welche Motivation gab es für Alexander Heumann, zusätzlich noch ein anspruchsvolles Masterstudium zu absolvieren? „Seit der Ausbildung begleitet mich das Thema der Sicherheit in IT-Systemen. Je mehr ich über IT lernte, desto eher merkte ich, dass viele Konzepte in der IT, aber auch Personen und Firmen den Aspekt der Sicherheit nur wenig oder gar nicht beachten. Durch mein Studium möchte ich vieles besser verstehen können und meinen Teil dazu beitragen, IT für alle sicherer zu machen“, so Heumann.
„Durch mein Studium möchte ich vieles besser verstehen können und meinen Teil dazu beitragen, IT für alle sicherer zu machen“ - Alexander Heumann
Die entsendenden Partner profitieren von der intensiven Einarbeitung der betreuten Studierenden sowie von ihrer anspruchsvollen Ausbildung. Die Regelung dieser Einbindung erfolgt zwischen der Institution selbst und den Studierenden, unabhängig von der Universität. Für den weiteren Berufsweg der Kandidatinnen und Kandidaten bietet die akademische Qualifikation natürlich ebenfalls Vorteile, wie Heumann zusammenfasst: „Fundierte Grundkenntnisse und Fachwissen im Bereich Cybersicherheit sind sowohl im Bereich Forensik als auch im Allgemeinen essenziell. Um künftig gute Forensik-Tools und Lösungen entwickeln und bereitstellen zu können, ist breites und spezifisches Wissen über verschiedene Implementierungen, Dateitypen etc. nötig.“ Der Masterstudiengang Cyber-Sicherheit bietet für seinen Kollegen Lars Eckenfels beides: „Das Studium hier ist für mich vor allem interessant, da auf sehr viele unterschiedliche Aspekte der Informationssicherheit eingegangen wird. Allerdings kann man sich aber auch gleichzeitig durch die vielen verschiedenen Wahlmodule in eine spezielle Richtung vertiefen.“
Von Kostenzuschuss bis Unterkunft: Stipendium der Bundeswehr
Eine weitere Möglichkeit, zivil an der Universität der Bundeswehr zu studieren, ist das Stipendium der Bundeswehr. Jährlich werden mehrere Studierende im Masterstudiengang Cyber-Sicherheit gefördert; ein Stipendium gibt es auch für den Bachelorstudiengang Informatik.
Zu den Stipendiaten, die im Januar 2022 in den Master Cyber-Sicherheit an der Universität der Bundeswehr gestartet sind, gehört Kai Podbielski. Über ein Praktikum am FI CODE hat er von dem Studienangebot hier erfahren und sich auf das Stipendium der Bundeswehr beworben. Was hat den Ausschlag für seine Entscheidung gegeben – und bietet der Masterstudiengang Cyber-Sicherheit Inhalte, die andere Studiengänge nicht bieten? Kai Podbielski fasst zusammen:
„Zunächst einmal ist es ein dedizierter Studiengang. Sprich, man belegt nur Module, die auch Cybersicherheit thematisieren. Im Gegensatz zu regulären Informatik-Masterstudiengängen, bei denen man entsprechende Module höchstens als Wahlmodule belegen kann, ist dies aktuell in Deutschland noch eine Rarität. Außerdem ist die Betreuung der Studierenden aufgrund der kleinen Studiengangsgröße sehr angenehm. Nicht zuletzt wird ein großer Wert auf Praxis gelegt. Man hat also die meisten Tools nicht nur auf den Vorlesungsfolien gesehen, sondern auch bereits mit ihnen gearbeitet.“
Sein Kommilitone Peter Langer hat ebenfalls ein Praktikum bei CODE absolviert und hier schon seine Bachelorarbeit geschrieben – entscheidende Faktoren für seine Bewerbung für das Stipendium, wie er berichtet:
„Von der Möglichkeit eines Stipendiums habe ich von den Mitarbeitern am Forschungsinstitut CODE während meines Praktikums dort erfahren. Während meines Praktikums konnte ich erste Einblicke in Lehrveranstaltungen und Inhalte des Master-Studiengangs erhalten und das hat mich überzeugt, mich auf das Stipendium zu bewerben.“
„Während eines Praktikums konnte ich erste Einblicke in Lehrveranstaltungen und Inhalte des Master-Studiengangs erhalten und das hat mich überzeugt, mich auf das Stipendium zu bewerben.“ - Peter Langer
Inzwischen hat Peter Langer bereits über vier Monate im Master Cyber-Sicherheit absolviert und ist gut im Alltag an der UniBw M angekommen. In einigen Bereichen gibt es aber doch Unterschiede zu einem „regulären“ Universitätsbetrieb mit langen Vorlesungszeiten und Semesterferien, wie er ihn während seines Bachelors an einer Landesuniversität erlebt hat: „Die größte Umstellung für mich war die sehr kompakte Klausurenphase. Alle Klausuren in einer Woche zu schreiben, war neu für mich, da sich die Klausuren im Bachelor immer über vier Wochen verteilt haben. Der zweite Unterschied ist der Wechsel von Semestern zu Trimestern und der Wegfall der Ferien nach jedem Trimester.“
Das hört sich im Vergleich zu einem regulären Studium intensiv an – allerdings bietet das Trimestersystem den Studierenden die Möglichkeit, ihre Ausbildung insgesamt viel zügiger als an anderen Universitäten zu absolvieren. Die gute Infrastruktur und hervorragenden Freizeitmöglichkeiten auf dem Campus sorgen dafür, dass der Ausgleich nicht zu kurz kommt und der Spaß am Studium gegeben ist.
Aber wie sorgt man dafür, im ersten Schritt überhaupt zum Studium zugelassen zu werden? Und welche weiteren Tipps gibt es für zukünftige Stipendienbewerberinnen und -bewerber?
Kai Podbielski berichtet über den Auswahlprozess: „Nach der erfolgreichen Bewerbung beim Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr (BAPersBW) stehen zwei wesentliche Auswahlverfahren an: Zunächst wird die formale Eignung seitens der Universität bewertet. Im folgenden Schritt wird man zum Assessmentcenter (AC) für Führungskräfte der Bundeswehr nach Köln eingeladen. Hier geht es vor allem darum, die Persönlichkeit und mögliche Führungsqualitäten des Bewerbers einzuschätzen. Mein Tipp: Auf Assessment Center kann man sich nur bedingt vorbereiten. Man sollte alle Aufgaben ruhig angehen und sich nicht aus dem Konzept bringen lassen. Abschließend wird noch ein Gesundheitscheck durchgeführt – ähnlich der Musterung für Soldaten.“
Sein Kommilitone Peter Langer ergänzt: „Zukünftige Bewerberinnen und Bewerber sollten sich frühzeitig um ihre Bewerbung kümmern. Außerdem sollten sie sich nicht von dem Thema Cyber Security an sich oder der Tatsache, dass sie an einer Universität der Bundeswehr studieren, abschrecken lassen.“
Eine besondere Voraussetzung gibt es für das steuerfreie Stipendium, das neben den Studienkosten unter anderem einen Zuschuss zu Kosten des Lebensunterhalts und die Unterbringung auf dem Campus der UniBw M beinhaltet: Die Stipendiatinnen und Stipendiaten verpflichten sich, zum frühestmöglichen Zeitpunkt nach Studienabschluss für eine gewisse Zeit in einem zivilen Beamten- oder Arbeitsverhältnis Dienst zu leisten. Die Verpflichtungszeit richtet sich dabei nach der Dauer der Studienförderung – grundsätzlich gilt dabei die Formel „Verpflichtungszeit = Dauer der Studienförderung“.
Eine Tätigkeit bei der Bundeswehr ist auch für Cyber-Expertinnen und -Experten durchaus attraktiv, meint Kai Podbielski: „Die Bundeswehr winkt nach erfolgreichem Studienabschluss mit einer möglichen Verbeamtung im höheren technischen Dienst, auf den man sich im Anschluss an das Studium vorbereitet. Gerade im Bereich Cyber gibt es hier einige spannende Dienststellen, für die man sich mithilfe des Stipendiums qualifizieren kann. Aber auch eine Wiedereingliederung in die freie Wirtschaft wäre möglich, da ein Abschluss an einer Bundeswehr-Universität auch allgemein gut angesehen wird.“
„Gerade im Bereich Cyber gibt es einige spannende Dienststellen, für die man sich mithilfe des Stipendiums qualifizieren kann.“ - Kai Podbielski
Ihren ersten Studienabschnitt haben Alexander Heumann, Lars Eckenfels, Kai Podbielski und Peter Langer inzwischen erfolgreich abgeschlossen. Nach einer kurzen Verschnaufpause zu Ostern ging es direkt weiter mit neuen, spannenden Inhalten. Nach 21 Monaten Regelstudienzeit, also im Herbst nächsten Jahres, werden die vier dann voraussichtlich examinierte „Master of Science Cyber-Sicherheit“ sein. Wir wünschen allen weiterhin viel Erfolg und Freude für die noch kommende Studienzeit!
Weitere Informationen
Mehr über Inhalte und Struktur des Masterstudiengangs Cyber-Sicherheit:
>> Fakultät für Informatik
Mehr Informationen zu den Möglichkeiten eines zivilen Studiums an der Fakultät für Informatik:
>> Zivil studieren an der Fakultät
Ansprechpersonen
Stefanie Molnar
Studiengangskoordinatorin
Universität der Bundeswehr München
Tel. +49 89 6004 2634
stefanie.molnar@unibw.de
Franziska Becher
Personalmarketing
ZITiS – Zentrale Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich
Tel. +49 175 163 97 67
franziska.becher@zitis.bund.de
Bilder:
Teaserbild: Gute Infrastruktur und hervorragenden Freizeitmöglichkeiten auf dem Campus sorgen dafür, dass der Ausgleich nicht zu kurz kommt und der Spaß am Studium gegeben ist. © UniBw M /Siebold
Bild 1: Ein Studium im Master Cyber-Sicherheit am FI CODE der UniBw M ist für Zivilpersonen u. a. über Kooperationspartner wie ZITiS möglich. © ZITiS
Bild 2: Kai Podbielski studiert seit Januar 2022 im Master Cyber-Sicherheit. © privat