CODE-Jahrestagung 2024: Bedrohungen und Chancen durch KI

22 Juli 2024

„Gemeinsam mit KI gegen neue Cyber-Bedrohungen“ war das Leitthema der CODE-Jahrestagung 2024. Vertreterinnen und Vertreter aus Forschung, Industrie und Bundeswehr nahmen an dem zweitägigen Event am 10. und 11. Juli auf dem Campus der Universität der Bundeswehr (UniBw M) teil. Mit weit über 500 Teilnehmenden war es die bisher größte Jahrestagung für CODE. Zu den zahlreichen hochrangigen Gästen zählten u.a. der Bundestagsabgeordnete Dr. Reinhard Brandl, Bayerns Digitalminister Dr. Fabian Mehring und Generalleutnant Michael Vetter.

Das Tagungsprogramm wurde mit den Grußworten von Prof. Dr. Uwe M. Borghoff, Vizepräsident der UniBw M, und Prof. Dr. Michaela Geierhos, Technische Direktorin des Forschungsinstituts Cyber Defence und Smart Data (CODE) eröffnet. Im Anschluss folgte die Keynote von Brigadegeneral Michael Volkmer. Der Kommandeur des Zentrums für Digitalisierung der Bundeswehr und Fähigkeitsentwicklung Cyber- und Informationsraum (ZDigBw) berichtete u. a. über die aktuellen Bestrebungen des ZDigBw zur Bereitstellung einer Basisinfrastruktur für die Digitalisierung der Streitkräfte bis 2029. Das Thema „IT-Sicherheit und Künstliche Intelligenz“ beleuchtete Prof. Dr. Norbert Pohlmann, Professor für Informationssicherheit sowie Geschäftsführer des Instituts für Internet-Sicherheit (if(is)) an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen.

Nach den Eröffnungsvorträgen und einer Pause wurde das Nachmittagsprogramm mit drei Beiträgen zum Thema Künstliche Intelligenz fortgesetzt. Prof. Dr. Christian Hummert, Forschungsdirektor und Geschäftsführer der Cyberagentur, stellte in seinem Vortrag „Sicherheit für KI“ u. a. die KI-Perspektiven und Förderaktivitäten der Cyberagentur vor. Der „Einfluss von KI auf die Cyberbedrohungslandschaft“ war Thema des Beitrags von Dr. Christoph Martin vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Er warnte insbesondere vor dem zunehmenden Reifegrad von Social Engineering Angriffen in Text, Ton, Bild und Video. Auch Malware werde inzwischen mit Hilfe von KI so weit optimiert, dass sie nicht mehr erkannt werden könne. Andrea Martin von der IBM Deutschland GmbH stellte die Frage „Künstliche Intelligenz und Cyberspace – Wer profitiert mehr: Verteidiger oder Angreifer?“.

Fachausstellung und Workshops

Begleitet wurde Jahrestagung von einer zweitägigen Fachausstellung. An beiden Tagen konnten sich ausgewählte IT-Unternehmen präsentieren und über die neuesten Entwicklungen im Cyberbereich informieren. Während der Programmpausen gab es zudem in der Coffee Corner für die Gäste die Möglichkeit, Vorträge zu aktuellen Themen der Cybersicherheit zu hören.

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Auf der begleitenden Fachausstellung konnten sich ausgewählte Unternehmen präsentieren. (Foto: FI CODE / Angelika Wagener Fotografie)

Der weitere Nachmittag stand ganz im Zeichen der Workshops. Von Quantentechnologien bis KI – in insgesamt fünf parallel stattfindenden Workshop erwartete die Teilnehmenden ein breites Themenspektrum.

Zum Abschluss des ersten Veranstaltungstages beleuchtete Susanne Dehmel, Mitglied der Geschäftsleitung des Digitalverbands BITKOM e.V., in ihrem Vortrag das Thema Cybersicherheit aus Sicht der Wirtschaft. Ihr Plädoyer für eine stärkere Vernetzung der Akteure in diesem Bereich stieß beim Publikum auf große Zustimmung. Dem konnte dann auch unmittelbar beim Get-together nachgekommen werden, mit dem die Veranstalter den ersten Tag ausklingen ließen.

Politische Keynotes und Innovationstagung

Den zweiten Tag auf der CODE-Jahrestagung eröffnete der Leitende Direktor Prof. Dr. Wolfgang Hommel. Er begrüßte insbesondere die hochrangigen Gäste aus Politik und Bundeswehr und gab einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen am FI CODE. Ihm folgte Generalleutnant Michael Vetter. Der Abteilungsleiter CIT und CIO im Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) sprach in seiner Keynote über Software-defined Defence als neues Paradigma für die Fähigkeitsentwicklung der Streitkräfte". Der Bundestagsabgeordnete Dr. Reinhard Brandl stellte in seinem Vortrag ein Zehn-Punkte-Programm vor, mit dem die Zeitenwende auch in der Cyberabwehr umgesetzt werden kann. Im Anschluss sprach der bayerische Staatsminister für Digitales, Dr. Fabian Mehring, vor den Tagungsteilnehmenden zum Thema Cybersicherheit und den Herausforderungen in diesem Bereich. Man dürfe nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholen und sich im Zuge der Digitalisierung in neue Abhängigkeiten begeben und damit erpressbar machen, mahnte er. Dazu sei es besonders wichtig, die Hoheit über die eigenen Daten zu schützen, aber auch das Thema Cybersicherheit stärker in den Alltag der Menschen zu integrieren.

An die politischen Keynotes des Vormittags schloss sich die Innovationstagung Cyber/IT an. Mit diesem Ideenwettbewerb möchte die Bundeswehr neue Wege bei der Identifizierung von IT-Innovationen für eine mögliche Verwendung im Geschäftsbereich des BMVg einschlagen. Insgesamt gingen in diesem Jahr über 30 Bewerbungen ein, aus denen eine Fachjury im Vorfeld die acht besten Konzepte auswählte und zur Tagung einlud. In jeweils siebenminütigen Kurzvorträgen präsentierten die acht Finalisten ihre Ideen dem Fachpublikum. Diese reichten von hochsicheren Routing-Architekturen in QKD-Netzwerken, über neuartige Sensormodule für die teilautonome Gefechtsfeldaufklärung bis hin zu transportablen Quantencomputern. Dabei hatten auch die Gäste beim anschließenden Meet-the-speakers die Möglichkeit, mit den Vortragenden in Kontakt zu treten. Den Sieg holte sich am Ende Simon Klenk von der SE3 Labs GmbH. Seine Idee einer Echtzeit 3D-Aufklärung mittels autonomer UAVs mit KI-Cockpit konnte die Fachjury überzeugen und ihm ein Preisgeld in Höhe von 15.000 € sichern. Die Plätze 2 und 3 gingen an João Schneider, Universität Gießen („Das VERITAS-System Hornisse: Lückenlose Lagebilderstellung dank KI gestützter Sensordatenauswertung“) und Dr. Markus Adrian Peter Beckers, ARQUE Systems GmbH („Neuartige Chiparchitektur für einen kurzfristig verfügbaren transportablen Quantencomputer zum Einsatz direkt in Konfliktfällen für diverse Anwendungen“). Auch die restlichen Finalisten wurden mit einer Prämie von 1.000 € ausgezeichnet.

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Gruppenbild mit Teilnehmern der Innovationstagung (v.l.n.r.): (obere Reihe): Andreas Walbrodt, Enclaive GmbH, Prof. Dr. Wolfgang Hommel, Leitender Direktor des FI CODE, Brigadegeneral Armin Fleischmann, Unterabteilungsleiter CIT I im BMVg, Dr. Wolfgang Meißner, ARQUE Systems GmbH, Simon Klenk, SE3 Labs GmbH, João Schneider, Universität Gießen (untere Reihe): Dr.-Ing. Emmanuel Stapf, SANCTUARY Systems GmbH, Peter Horoschenkoff, Rohde & Schwarz Cybersecurity / TU München, Hussein Hasso, Fraunhofer FKIE, Dr.-Ing. Felix Heilemann, Sagio GmbH. (Foto: FI CODE / Angelika Wagener Fotografie)

Science Track und Paneldiskussion

Das Nachmittagsprogramm startete nach einer Pause mit dem Science Track. Zwei Wissenschaftlerinnen und ein Wissenschaftler gaben dem Auditorium Einblicke in ihre aktuelle Forschung. PD Dr. Sabine Wölk vom Deutschen zentrum für Liuft- und Raumfahrt (DLR) sprach über Risiko und Potential von Quantencomputing. Prof. Dr. Daniel Slamanig und Prof. Dr. Marta Gomez-Barrero, beide seit Ende 2023 am FI CODE, stellten ihre Forschung zu „Kryptografie und KI“ bzw. „Biometrische Erkennung“ vor.

Der Nachmittag wurde fortgesetzt mit den Vorträgen „Technologische Bedrohungen aus der Luft Drohnen, Schwärme und Smart Dust als Risiken für kritische Infrastrukturen“ von Miriam Schnürer, Bundesverband für den Schutz Kritischer Infrastrukturen (BSKI), und „Cyber & KI im Russlandkrieg“ von Volker Kozok, Netzwerk für Cyber Intelligence.

In der abschließenden Paneldiskussion zum Thema "Innovation im Korsett – KI-Sicherheit in Deutschland" sprachen Expertinnen und Experten aus Militär und Industrie. Mit dabei waren Dr. Kai Martius, Mitglied des Vorstands / Chief Technology Officer, secunet Security Networks AG, Miriam Schnürer, Mitglied des Vorstands, Bundesverband für den Schutz Kritischer Infrastrukturen e.V., Cora Lisa Perner, R&T Cybersecurity, Airbus Defence and Space, Victoria Toriser, Cybergrundlagen und Innovation, Österreichisches Bundesheer und Dr. Pascal van Overloop, Industry Advisor Defense & Intelligence bei der Microsoft Deutschland GmbH. Moderiert wurde die Diskussion von Felix Broßmann (SKAD AG).

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Paneldiskussion (v.l.n.r.): Felix Broßmann (Moderator des Panels), SKAD AG, Miriam Schnürer, Mitglied des Vorstands, Bundesverband für den Schutz Kritischer Infrastrukturen e.V., Dr. Pascal van Overloop, Industry Advisor Defense & Intelligence, Microsoft Deutschland GmbH, Victoria Toriser, Cybergrundlagen und Innovation, Österreichisches Bundesheer, Cora Lisa Perner, R&T Cybersecurity, Airbus Defence and Space, Dr. Kai Martius, Mitglied des Vorstands / Chief Technology Officer, secunet Security Networks AG. (Foto: FI CODE / Angelika Wagener Fotografie)

Mit dem Schlusswort von CODEs Leitendem Direktor Prof. Dr. Wolfgang Hommel endete das Vortragsprogramm der CODE-Jahrestagung 2024. Mit 540 Teilnehmenden war es die bisher größte Jahrestagung für CODE. Er dankte allen Beteiligten und Unterstützern für Ihren großartigen Einsatz und lud bei der Gelegenheit gleich zur nächsten Tagung am 8. und 9. Juli 2025 ein.


Teaserbild (v.l.n.r.): Prof. Dr. Wolfgang Hommel, Leitender Direktor des Forschungsinstituts CODE, Prof. Dr. Michaela Geierhos, Technische Direktorin des FI CODE, Staatsminister Dr. Fabian Mehring, Bayerischer Staatsminister für Digitales, Dr. Reinhard Brandl, Mitglied des Deutschen Bundestages

Fotos: UniBw M / Siebold (1), FI CODE / Angelika Wagener Fotografie (3)