Von Surrey nach München: Willkommen, Professor Manulis!

1 März 2022

Zum 1. März 2022 hat Prof. Dr. Mark Manulis den Ruf auf die W3-Professur für Privacy an der Fakultät für Informatik der UniBw M angenommen. Im Kurzinterview spricht er über seine Forschungsschwerpunkte und die Zukunftsvision für den Aufbau des Privacy and Applied Cryptography (PACY)-Labs am FI CODE.

>> English Version of the interview

Herr Prof. Manulis, wozu forschen Sie?

Ich verwende kryptographische Methoden und entwickle Technologien zum Schutz der Privatheit im digitalen Umfeld. Ich forsche an Grundlagen, etwa in Bezug auf Modellierung und Beweisbarkeit von kryptographischen Protokollen, sowie überwiegend an ihren praktischen Anwendungen – mit dem Ziel, neue Verfahren zu entwickeln und diese praxisnah umzusetzen.

Die Schwerpunkte meiner bisherigen Forschungsarbeiten liegen vor allem auf dem Schutz der Privatheit in der Datenverarbeitung, Authentisierungsverfahren und sicheren Kommunikationsanwendungen sowie auf dezentralen Mehrnutzeranwendungen rund um Social Media, IoT und Blockchain.

Warum haben Sie sich für das FI CODE und die UniBw M entschieden?

Das FI CODE wird zurzeit zu einem der größten interdisziplinären Forschungszentren im Bereich der Cybersicherheit ausgebaut, es entsteht auch ein Neubau, wo alle Forschungsgruppen und Labore zusammengebracht werden. Ich habe immer die Vielfalt und Dynamik geschätzt, die an großen Forschungszentren besteht. Ich denke, es ist ein guter Zeitpunkt, am FI CODE anzufangen und dessen Ausbau aktiv mitzugestalten. Ich bin überzeugt, dass hier auf Dauer optimale Voraussetzungen für bedeutende, praxisrelevante Forschungsarbeit und starke Forschungskooperationen mit diversen Partnern entstehen.

"Ich denke, es ist ein guter Zeitpunkt, am FI CODE anzufangen und dessen Ausbau aktiv mitzugestalten. Ich bin überzeugt, dass hier auf Dauer optimale Voraussetzungen für bedeutende, praxisrelevante Forschungsarbeit und starke Forschungskooperationen mit diversen Partnern entstehen."

Ich finde es gut, dass Cybersicherheit an der UniBw M als ein strategisches Hauptziel angesehen wird und die Universität deren Entwicklung in Forschung und Lehre aktiv fördert. Der Masterstudiengang für Cyber-Sicherheit bietet schon jetzt eine große Vielfalt an relevanten Lehrveranstaltungen, die ich mit meinem Lehrangebot effektiv ergänzen kann. Die Infrastruktur und IT-Ausstattung der Labore sind ebenfalls sehr modern.

Durch ihren besonderen Status leistet die Universität eine wichtige Aufgabe zur Stärkung der Cybersicherheitskompetenz in der Bundeswehr und anderen Bundesbehörden. In aktuellen Zeiten des sicherheitspolitischen Wandels ist es wichtig, diese Mission zu unterstützen.

Wo haben Sie bisher geforscht, und wie sind Sie zum Themenfeld Cybersicherheit gekommen?

Interesse an Cybersicherheit habe ich bereits im Laufe meines Informatikstudiums an der TU Braunschweig gefunden. Meine Masterarbeit beschäftigte sich mit kryptographischen Schlüsselmanagementverfahren für sichere Gruppenkommunikationsanwendungen. Dieses Thema habe ich auch im Laufe meiner Promotion am Horst-Görtz Institut für IT-Sicherheit an der Ruhr-Universität Bochum weiterverfolgt.

Danach folgte eine kurze Postdoc-Tätigkeit in der Forschungsgruppe für Kryptographie an der Université catholique de Louvain in Belgien. 2009 kam ich wieder nach Deutschland, als Juniorprofessor an die TU Darmstadt. Dort habe ich auch beim Aufbau der Vorläufereinrichtungen des heutigen Nationalen Forschungszentrums für angewandte Cybersicherheit (ATHENE) mitgewirkt.

Im Jahr 2012 wechselte ich als Senior Lecturer nach Großbritannien, ins Department of Computer Science der University of Surrey. Zwei Jahre später wurde ich zum Mitbegründer und stellvertretenden Direktor des Surrey-Zentrums für Cybersicherheit (SCCS) und habe seitdem seine strategische Entwicklung vorangetrieben. Meine Beförderung zum Reader in Security kam 2020, ebenso wie die Übernahme der Leitungsfunktion als Head of Department, die ich bis zum Wechsel an die UniBw M ausgeübt habe.  

Was ist Ihre Vision für den Aufbau Ihrer neuen Forschungsgruppe PACY?

Mit meiner Forschungsgruppe PACY möchte ich vor allem an aktuellen, praxisrelevanten Forschungsthemen im Bereich der Privatheit-schützenden Technologien unter Verwendung von modernen kryptographischen Methoden und Verfahren arbeiten.

"Mit meiner Forschungsgruppe PACY möchte ich vor allem an aktuellen, praxisrelevanten Forschungsthemen im Bereich der Privatheit-schützenden Technologien unter Verwendung von modernen kryptographischen Methoden und Verfahren arbeiten."

Zu Beginn werden wir uns an den laufenden Projekten weiter beteiligen, wie beispielsweise am internationalen EU H2020-Großprojekt „SECANT“, in dem es um attributbasierte Verschlüsselungsverfahren zum Schutz von privaten Patientendaten geht. Auch aktuelle Forschung zu Privatsphäre-schützenden Authentisierungsverfahren rund um den neuen WebAuthn-Standard wird fortgesetzt.

Ich sehe viele Möglichkeiten für gemeinsame Forschungsprojekte mit den Bundesbehörden, akademischen Forschungseinrichtungen und kommerziellen Partnern, darunter auch mit zahlreichen Start-ups aus dem Großraum München.

Es ist geplant, durch PACY ein Labor aufzubauen, in dem praktische Lehr- und Forschungsarbeiten betreut sowie Forschungsprotypen entwickelt und gezeigt werden.

Aktuell suche ich nach Doktorandinnen und Doktoranden sowie Postdocs, die mit mir diesen spannenden Weg am PACY Lab gehen wollen.  

Worauf freuen Sie sich am meisten?

Am meisten freue ich mich, dass es nun weitergeht und ich endlich am FI CODE angefangen habe — wegen der Pandemie und jüngsten Bundestagswahlen kam es zu Verzögerungen. Einen Umzug nach München finde ich ebenfalls sehr attraktiv, denn die Stadt zählt zu den besten in Deutschland.


Prof. Dr. Mark Manulis hat seit 1. März 2022 die Professur für Privacy am FI CODE inne. Seine Forschung fokussiert sich auf digitale Verfahren zum Schutz der Privatheit mittels moderner kryptographischer Methoden.

Weitere Informationen zu Prof. Dr. Manulis finden Sie auf folgender Webseite (Link UniBwM).


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Teaserbild: © UniBw M/Siebold