Studienpreis des FI CODE 2020
10 Mai 2021
Den Studienpreis des Forschungsinstituts CODE 2020 erhält der Informatiker Robert Jurisch-Eckardt. Das von ihm entwickelte System kann bei der Bekämpfung von Cybercrime helfen.
Die Arbeit von Robert Jurisch-Eckardt trägt den Titel „Konzeption und Entwicklung eines Systems zur automatisierten Extraktion von Open Source Intelligence aus Foren/Marktplätzen/Webseiten“. Robert Jurisch-Eckardt studierte zwischen 2019 und 2020 Informatik an der UniBw München und ist aktuell beim Deutschen Patent- und Markenamt als Softwarearchitekt tätig. Er beschäftigt sich schon seit seiner Kindheit mit Informatik. Die nun ausgezeichnete Masterarbeit wurde an der Professur für IT-Sicherheit von Software und Daten erstellt und von Michael Grabatin betreut.
Kooperation mit der Kriminalpolizei
Die Arbeit des Preisträgers ist in Kooperation mit der Cybercrime-Abteilung der Kriminalpolizeiinspektion (KPI) mit Zentralaufgaben Oberbayern Süd entstanden. Die KPI befasst sich mit der Ermittlung bei Delikten im Internet, wobei ein wesentlicher Teil der kriminellen Aktivitäten im sogenannten Dark Web stattfinden.
Vom FI CODE erbat das KPI informelle Unterstützung bei der Entwicklung einer Anwendung zur automatisierten Sammlung von Nutzer- und Händerdaten auf virtuellen Marktplätzen im Dark Web, um Informationen über Händler illegal angebotener Güter wie Drogen oder Waffen zu finden. Diese sollten dann mit Informationen aus dem restlichen Internet abzugleichen sein. Gefordert war damit eine Software zur „Open Source Intelligence“, weil Informationen aus zwar nicht ganz einfach, aber doch öffentlich zugänglichen Quellen gesammelt werden sollten: Im Dark Web und an anderen Stellen im Internet auffindbare E-Mail-Adressen, Benutzernamen oder Bitcoin-Kontonummern können Rückschluss auf die wahre Identität eines Händlers geben.
Praxisnahe Studienarbeiten
Gemeinsames Ziel mehrerer studentischer Arbeiten in Kooperation mit der KPI war es, verschiedene Ansätze zur Nachverfolgung von Händlern illegaler Angebote im Dark Web zu entwerfen und zu testen. Die lockere und zugleich produktive Zusammenarbeit ermöglichte es den Studierenden der UniBw M, hochaktuelle und praxisnahe Themen zu bearbeiten.
Software-Prototyp mit Potenzial
Robert Jurisch-Eckardt entwickelte in seiner Arbeit einen Software-Prototyp, der aus Webseiten relevante Informationen – beispielsweise Nutzernamen, E-Mail-Adressen, angebotene Produkte, Mengen und Aktivitätszeiträume – extrahiert und für eine genauere Analyse aufbereitet. Weil verschiedene Marktplätze im Dark Web häufig unterschiedlich aufgebaut sind und die Betreiber eine automatisierte Auswertung von Informationen von gezielt erschweren, ist eine solche Analyse und Aufbereitung eine große technische Herausforderung. Die Arbeit des Preisträgers stach darüber hinaus durch viele eigene, innovative Ideen, vertieftes Interesse am Thema sowie die Fähigkeit zum akkuraten wissenschaftlichen Arbeiten hervor.
Das von ihm entwickelte System setzt modernste Technologien ein und ist sehr einfach anwendbar. So kann es dazu beitragen, Verkäufer über verschiedene Plattformen hinweg zu verfolgen und Verbindungen zu realen Identitäten im Internet herzustellen. Der Polizei wäre es auf diese Weise möglich, Anbieter von illegalen Produkten und Dienstleistungen im Cyberspace auch in der analogen Welt zu überführen und zur Rechenschaft zu ziehen.
Von der Theorie zur Praxis
Getestet wurde das System mit verschiedenen legalen Marktplätzen, es erwies sich als prinzipiell geeignet. Praktisch setzt es die Polizei aber noch nicht ein: Die Entwicklung eines vergleichbaren, für den realen Einsatz geeigneten Systems ist mit vielen zusätzlichen Hürden versehen und muss über entsprechende kommerzielle Anbieter beauftragt werden. Die Arbeit von Robert Jurisch-Eckardt trägt jedoch dazu bei, das technisch Machbare aufzuzeigen, wichtige Schwerpunkte und potenzielle Probleme zu identifizieren und damit die Anforderungen an eine künftige kommerzielle Entwicklung festzulegen.
Studienpreise der Universität der Bundeswehr München
Die Universität der Bundeswehr München verleiht jedes Jahr mehrere Studienpreise, die von unterschiedlichen Partnern gestiftet werden. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie konnten die Preise nicht wie geplant im Dezember 2020 verliehen werden. Mit der Veröffentlichung in der Zeitschrift inside.unibw ist die Verleihung nun aber offiziell. Alle Preisträger des Jahres 2020 finden Sie in der aktuellen Ausgabe ("Arbeitgeber Universität") , die Sie >>hier herunterladen können.
Mit dem Studienpreis des FI CODE werden seit 2018 herausragende Master-Absolvent*innen mit einer einschlägigen Arbeit aus dem Themenspektrum Cyber Defence ausgezeichnet. Er wird gestiftet von der Giesecke + Devrient GmbH und ist mit € 1.000 dotiert.
Foto: Robert Jurisch-Eckardt (privat)