Bewegte Geschichte – die Informatik im Wandel der Zeit

18 Juli 2019

Zum alljährlichen Kolloquium der Informatik kommen nicht nur die Professorinnen und Professoren und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gern, sondern auch ehemalige Kollegen sowie Alumni des Instituts. Auch die Präsidentin der Universität der Bundeswehr München, Prof. Merith Niehuss, sagte in ihrer Begrüßungsrede, sie sei immer gern bei dieser Veranstaltung, denn auch wenn sie nicht alle fachspezifischen Inhalte der Festvorträge verstünde, sei es doch jedes Jahr aufs Neue interessant den Vortragenden zu lauschen und eine schöne Gelegenheit das Institut und die Kolleginnen und Kollegen zu feiern.

Das Fach Informatik blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Von einem eher kleinen Fach wandelte sich die Informatik zu einem Gebiet, das heute aus fast keiner Fachrichtung mehr wegzudenken sei, so Prof. Niehuss. Kaum ein Thema, sei es in der Wissenschaft oder im täglichen Leben, bleibt heute noch frei von Informatik. Doch schon seit der Gründungszeit der Universität der Bundeswehr München war die Informatik eine breit aufgestellte Fakultät, die von der Mathematik bis zur Elektrotechnik viele Bereiche umfasste. Die Präsidentin unterstrich die große Bedeutung des Faches und stellte fest, dass aufgrund der modernen Anforderungen durch die Digitalisierung eher mit einer Erweiterung als mit einer Verengung der Fakultät zu rechnen sei.

Rückblick auf ein erfolgreiches Jahr 2018
Prof. Oliver Rose, der Dekan der Fakultät für Informatik, berichtete in seiner Rede über ein erfolgreiches zurückliegendes Jahr. Das sicher größte Thema in seiner Fakultät sei das Gebiet der Cybersicherheit, zu dem kürzlich die CODE Jahrestagung an der Universität stattgefunden hat. Doch auch alle anderen Teilbereiche der Informatik sind ihm natürlich wichtig. Sein Anliegen als Dekan ist es, die Interessen seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestmöglich zu vertreten und zwischen ihnen und auch innerhalb der Universität zu vermitteln.

Das wohl größte Projekt an der Fakultät heißt CONCORDIA und startete im Januar dieses Jahres. Zusammen mit 55 Partnern wird an der Vernetzung von Cybersicherheitszentren in Europa, der Entwicklung von IT-Produkten und -Dienstleistungen mit der Industrie sowie der Etablierung einer Plattform für die Aus- und Weiterbildung von IT-Kompetenzen europaweit gearbeitet. Das Forschungsinstitut CODE unter Leitung von Prof. Gabi Dreo koordiniert dieses Projekt. CONCORDIA wird von der EU gefördert und hat somit große Strahlkraft auch über die Grenzen der Universität hinaus.

Ein weiteres Highlight der letzten Monate war die Einführung des neuen transdisziplinären Masterstudiengangs MISS (Intelligence and Security Studies), an dem auch die Informatik ihren Anteil hat. Besonders spannend ist für Prof. Rose das Novum, dass zivile und militärische Studierende in diesem Master zusammen lernen und dass sowohl Personen aus einem geisteswissenschaftlichen Bereich als auch technisch vorgebildete Studierende zusammentreffen werden.

Im letzten Jahr konnten sieben Promotionen an der Fakultät für Informatik durchgeführt werden, ebenso konnten insgesamt drei Kandidaten habilitiert werden. Außerdem wurde eine Kooperation mit dem Sanitätsdienst der Bundeswehr unterzeichnet, die eine längerfristige Zusammenarbeit zwischen der Fakultät und dem Sanitätsdienst in der Forschung zu aktuellen Themengebieten der Gesundheitssystemforschung, der Digitalisierung im Gesundheitswesen und der Lehre sicherstellt.

Informatik ist wichtig für alle Fachbereiche
Prof. Rose möchte in Zukunft stärker „in die Universität hineinwirken“, das heißt andere Fakultäten sollen vom Erfahrungsschatz der Informatiker profitieren und auf ihr Know-how zurückgreifen können. Der Dekan plädierte somit für eine offene fakultätsübergreifende Zusammenarbeit an der Universität.

Zur Abrundung des Kolloquiums hielten zwei Professoren, die beide erst im letzten Jahr an die Universität der Bundeswehr kamen, ihre Antrittsvorlesungen als Festvorträge: Prof. Florian Alt, Professor für Usable Security and Privacy am Forschungsinstitut CODE, sprach über seinen Forschungsschwerpunkt: „Die menschlichen Faktoren im Kontext sicherheitskritischer Systeme“. Anschaulich erklärte er sein Thema am Beispiel von Wärmebildkameras, die das Entsperren per PIN oder Muster auf Smartphones aufzeichnen können. Mithilfe dieser Information sei es für einen Angreifer möglich, das Smartphone zu entsperren und so an sensible Daten des Besitzers zu gelangen. In einer aktuellen Studie erforschte Prof. Alt wie genau und welche Daten so ausgelesen werden können und leitete daraus Empfehlungen für mehr Sicherheit für den User ab.

Prof. Johannes Kinder ist seit Januar 2019 Inhaber der Professur für Härtung von IT-Systemen am Forschungsinstitut CODE und dem Institut für Systemsicherheit der Fakultät für Informatik. Er stellte in seinem Vortrag seine Arbeiten zum Thema Software für die Softwaresicherheit vor. Er möchte mit seiner Forschung zum Beispiel Möglichkeiten finden, wie jeder Anwender Apps aus einem Appstore überprüfen kann, bevor sie auf das Smartphone geladen werden. So kann sichergestellt werden, dass keine Angriffssoftware getarnt als harmlose App verbreitet wird.

Das Jahreskolloquium endete mit einem Empfang im Biergarten des Unicasinos für die zahlreichen geladenen Gäste.


Bildunterschrift (v.l.n.r.): Prof. Florian Alt, Präsidentin Prof. Merith Niehuss, Prof. Johannes Kinder, Prof. Oliver Rose
Bildquelle: Universität der Bundeswehr München