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„Der Ukraine-Krieg: Medienethik im Focus“

Grausame Bilder: Was ist zu viel, was ist zu wenig? Diese und weitere Fragen standen im Vordergrund der Podiumsdiskussion der UniBw M und der Hochschule für Philosophie.


Getötete Zivilisten mitten auf der Straße. Männer, Frauen und Jugendliche. Manchen wurden sogar die Hände geknebelt. Unerträgliche und grausame Bilder aus Butcha in der Ukraine.

Diese und ähnliche Bilder sind seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine immer wieder in den Medien zu sehen. Doch wieviel Grausamkeit darf gezeigt werden? Darf der Krieg so gezeigt werden? Wieviel kann das Publikum in Deutschland vertragen und ertragen? Diese und weitere Fragen standen im Vordergrund der Kooperationsveranstaltung zwischen der Universität der Bundeswehr München und der Hochschule für Philosophie. Kooperationspartner waren ferner das Zentrum für Digitalisierungs- und Technologie-forschung der Bundeswehr (dtec.bw) und das Zentrum für Ethik der Medien und der Digitalen Gesellschaft (zem::dg).

Bei der Podiumsdiskussion „Der Ukraine-Krieg: Medienethik im Focus“ am 07. Juni saßen für die Universität der Bundeswehr München Prof. Sonja Kretzschmar, Professin für Innovation im Journalismus, für die Hochschule für Philosophie Prof. Claudia Paganini, Professorin für Medienethik, auf dem Podium. Als Vertreterin der journalistischen Praxis bereicherte Dr. Susanne Glas vom Bayerischen Rundfunk das Podium. Dr. Glas ist aktuell stellvertretende Redaktionsleiterin Ausland und politscher Hintergrund beim BR. Sie war zuvor viele Jahre Auslandskorrespondentin und erlebte zahlreiche Konflikte und Kriege hautnah. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von Frauke Ihnen-Beilhack von der Universität der Bundeswehr München.

Unterschiedliche Berichterstattung zu Butcha

Zu Beginn der Veranstaltung wurde als Diskussionsgrundlage die Berichterstattung von Bild TV und Arte zu den Gräueltaten von Butcha gezeigt. Es wurde klar, dass unterschiedliche Medien auch eine andere Herangehensweise an die Berichterstattung wählen. Von direkt und deutlich bis zu abgemildert und indirekt. Damit startete auch die erste grundsätzliche Frage an die Podiumsteilnehmer, was darf an Grausamkeiten gezeigt werden? „Man soll den Krieg nicht schönen“, war die Meinung von Prof. Paganini. „Aber auch Opfer haben Persönlichkeitsrechte“, fügte sie hinzu. Das verpixeln der Gesichter sei das mindeste. Für Prof. Paganini waren die Bilder der Opfer von Butscha sehr an der Grenze der Entwürdigung. „So schwer es fällt müssen die Medien mit schrecklichen Bildern bestmöglich umgehen. Sie müssen auch entsprechend eingeordnet werden“, erklärte Prof. Kretzschmar.

Diskussion in den Redaktionen

„Sie glauben gar nicht wieviel Diskussionen es in den Redaktionen zu jedem einzelnen Bild gibt. Etwa zu dem Bild der verletzten Schwangeren in Mariopol. Da gehen auch in den Redaktionen die Meinungen auseinander. Es gibt leider auch den Voyeurismus. Und das finde ich sehr fragwürdig“, so Dr. Glas. Prof. Paganini gab zu bedenken, das durch grausame Bilder beim Publikum auch psychologische Probleme entstehen könnten. „Auch Journalisten und Cutter müssen sich vor diesen schrecklichen Bildern schützen“, fügte Dr. Glas hinzu. „Gibt es etwa für die Auslandskorrespondenten eine Fürsorge? Das müssen die Arbeitgeber im Blick haben“, ergänzte Prof. Kretzschmar. „Letztlich entscheiden die Reaktionen über das Zeigen der Kriegsbilder. Die Themenkarriere kann jedoch nicht dauerhaft gehalten werden“, erklärte Prof. Kretzschmar. Eine weitere Frage der Diskussion war es, wie Bilder auf Echtheit geprüft werden können. „Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst. Das stimmt leider so. Wir dürfen auch nicht vergessen, das alle Kriegsparteien immer auch ihre eigene Medienzensur haben. Es gibt aber viele technische Methoden um die Echtheit von Fotos zu prüfen“, so Dr. Glas.

Was kann Friedensjournalismus leisten?

Im letzten Frageblock wurde der Friedensjournalismus intensiv diskutiert auch unter Einbeziehung des Publikums. „Friedensjournalismus setzt vor dem Krieg ein. Im Krieg selbst ist das nicht möglich. Der Journalismus ist aber gefordert den Prozess zum Frieden zu begleiten, erklärte Prof. Kretzschmar ihre Perspektive.

Krieg darf nicht geschönt werden, es sollten aber auch Bilder der Hoffnung gezeigt werden. Darin waren sich die Podiumsteilnehmer einig. Nach weiteren interessanten Fragen aus dem Publikum und einer Diskussion ging die Veranstaltung zu Ende.


Neubiberg, 10. Juni 2022


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Titelbild (v.r.n.l.): Prof. Kretzschmar, Dr. Glas, Ihnen-Beilhack, Prof. Paganini (© Universität der Bundeswehr München/Brauns)

Pressesprecher

Michael Brauns
Universität der Bundeswehr München
Tel.: +49 89 6004-2004
michael.brauns@unibw.de