Teilprojekt A: Vergleichende Betrachtung kolonialvölkerrechtlicher Mechanismen und regionaler („Völker-“)Rechtsordnungen in ausgewählten Weltregionen
Prof. Dr. Marc Frey/Clara Kemme, M.A
In der ersten Phase des Projektes galt es zunächst, die Begrifflichkeiten des Völkerrechts aufzuarbeiten und die Literatur zur Rolle des Kolonialismus in der Geschichte des Völkerrechts auszuwerten. Um ein genaues Verständnis vom Völkerrecht im neunzehnten Jahrhundert zu gewinnen, wurden die positivrechtlichen Beiträge westlicher Völkerrechtler analysiert. Dies geschah im Rahmen eines dreimonatigen Aufenthaltes der Projektmitarbeitern als Junior Scholar am Woodrow Wilson International Center for Scholars in Washington D.C. (Herbst 2012). Insbesondere wurden die umfangreichen Bestände der Library of Congress gesichtet. Einzelne Stichproben wurden auch in den National Archives erhoben, die Erkenntnisse über die Beziehungen der Vereinigten Staaten zu Siam im neunzehnten Jahrhundert lieferten. Letztlich wurde jedoch von der Behandlung von Siam im Projekt abgesehen, weil es wegen seiner eigenständigen Position in der Geschichte der asiatischen Beziehungen mit Europäern partiell untypisch erschien. Stattdessen wurde der Fokus auf Indien und Indonesien gelegt. Dies bot sich auch wegen der niederländischen Sprachkenntnisse der Bearbeiterin und des Antragstellers an. Im Sommer 2012 besuchte die Projektmitarbeiterin die British Library, das Archiv der British East India Company und die National Archives in London. Vertragssammlungen und Dokumente, die für eine Kontextualisierung von Vertragsschlüssen relevant sind, wurden gesichtet. Da es keine Vertragssammlung der niederländischen Abkommen mit lokalen Herrschaften in Indonesien aus dem neunzehnten Jahrhundert gibt, mussten diese im Nationaal Archief in Den Haag lokalisiert, transkribiert und digitalisiert werden. Im Dezember 2011 und Januar 2013 wurden die Archive des Ministeriums für die Kolonien sowie parlamentarische Akten studiert. Sekundärliteratur wurde in der Koninklijke Bibliotheek in Den Haag gesichtet.
Teilprojekt B: Wesenszüge und Regelungsgegenstände des völkerrechtlichen Kolonialrechts
Die Projektmitarbeiterin Anna-Katharina Kraemer konnte trotz einer sehr schwierigen und risikobehafteten Schwangerschaft und der Geburt von Zwillingen ihre Arbeit an der Dissertation und am gemeinsamen Manuskript aller Projektmitarbeitenden erfolgreich abschließen, wird für die Überarbeitung des gemeinsamen Manuskripts jedoch nicht mehr zur Verfügung stehen.
Teilprojekt C: Fernwirkungen historischer Kolonialkonflikte auf das heutige Völkerrecht und die Suche nach Lösungsansätzen
Der Projektverantwortliche des Teilprojekts C, Jörn Axel Kämmerer, hielt sich 2015 an den Universitäten Ottawa, Kanada, und Wellington, Neuseeland auf, um die verfassungsrechtlichen Lösungsansätze dieser strukturell postkolonialen Staaten für aus der Zeit des Kolonialismus ererbten Probleme zu studieren und über die vorläufigen Ergebnisse zu referieren. Im Rahmen dieser Forschungsaufenthalte wurden zahlreiche Einzelgespräche mit Experten vor Ort, u.a. auch am Waitangi Tribunal, geführt. Die Erträge der Recherchen gehen in den im Entstehen befindlichen Projektband ein.