Akteurinnen archäologischer Forschung zwischen Geistes- und Naturwissenschaften: im Feld, im Labor, am Schreibtisch (AktArcha) gefördert vom BMBF 2021-2024
AktArcha
AktArcha war ein interdisziplinäres Projekt an der Schnittstelle von Archäologie, Ge-schlechter- und Wissenschaftsgeschichte sowie Public History. Neben der Forschung bildeten Wissenschaftskommunikation und Vermittlung von Beginn an zentrale Be-standteile des Vorhabens. Ziel des abgeschlossenen Projekts war es, im Sinne der Förderlinie des BMBF, innovative Frauen und ihre Forschungsleistungen in den Archäologien sichtbar zu machen.
In Übereinstimmung mit den Zielsetzungen der Förderlinie – die Sichtbarmachung von Frauen sowie die Förderung von Chancengerechtigkeit – verfolgte AktArcha einen integrativen Ansatz, der Forschung und Vermittlung eng miteinander verband. Das Projekt ruhte auf drei Säulen: historisch-biografische Forschung, zeitnahe Bereitstellung der Forschungsdaten für die Wissenschaftsgemeinschaft und die gezielte Vermittlung der Ergebnisse an eine breitere Öffentlichkeit.
- Das Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01FP21056 gefördert. (Förderlinie: Strategien zur Durchsetzung von Chancengerechtigkeit für Frauen in Bildung - Innovative Frauen im Fokus)
- Wir kooperierten mit dem Metavorhaben meta-IFiF, das alle Projekte der BMBF-Förderrichtlinie "Innovative Frauen im Fokus" vernetzt.
- Laufzeit: 01.09.2021 bis 31.08.2024
- Kooperationen:
- Universitätsbibliothek Heidelberg – Propylaeum-VITAE
- Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts
- Leibniz-Zentrum für Archäologie LEIZA Mainz (ehem. Römisch-Germanisches Zentralmuseum RGZM)
- Archäotext
Projektergebnisse:
Wir haben Frauen und Geschlecht in der Geschichte der Archäologie anhand eines historisch-biografischen Ansatzes untersucht. Dabei analysierten wir Biografien und Tätigkeiten von ca. 690 archäologisch arbeitenden Frauen im deutschsprachigen Raum vom späten 18. bis ins 20. Jahrhundert, wobei wir sowohl akademische als auch nicht-akademische Tätigkeiten berücksichtigten. Anhand biografischer und sozialgeschichtlicher Methoden zeigten wir, wie Geschlecht und weitere soziale Kategorien den Zugang zur Wissenschaft sowie die Wahrnehmung und Karrieren dieser Frauen beeinflussten. Wir brachen mit dem verbreiteten Bild des männlichen Archäologen als Abenteurer und Einzelkämpfer und stellten Archäologie als arbeitsteiligen Prozess dar, zu dem viele marginalisierte Akteur:innen beitrugen. Unsere Ergebnisse tragen zur Wissenschafts- und Geschlechtergeschichte bei, indem sie Mechanismen von Inklusion und Exklusion sowie die sozialen und politischen Bedingungen wissenschaftlicher Arbeit sichtbar machen.
Unsere Daten haben wir nach den FAIR-Prinzipien (Auffindbar, Zugänglich, Interopera-bel, Wiederverwendbar) auf dem digitalen biografischen Informationssystem Propylaeum Vitae für andere Forschende zur Verfügung gestellt.
Für die Vermittlung in die wissenschaftliche und die breitere Öffentlichkeit haben wir analoge und digitale Formate der Public History und der Wissenschaftskommunikation miteinander verzahnt. Unser historisch-biografischer Ansatz ermöglichte eine emotionale und kognitive Annäherung an marginalisierte Akteurinnen der Archäologie und reagierte auf die wachsende Nachfrage nach diversitätsorientierter Wissenschaftskommunikation. Hervorzuheben ist unsere Ausstellung „Ein gut Theil Eigenheit. Lebenswege früher Archäologinnen“: Sie existiert als mobile Posterausstellung, museale Sonderausstellung und virtuelle Ausstellung im Web. Sie wird u.a. ergänzt durch barrierearme Angebote wie eine Audioversion und eine Broschüre in Leichter Sprache. Verknüpft ist die Ausstellung zudem mit unserem Wissenschaftsblog „AktArcha – Akteurinnen archäologischer Forschung und ihre Geschichte(n)“. Dort veröffentlichen wir biografische Porträts, geschlechter- und wissenschaftsgeschichtliche Analysen und Quellenbeispiele. Der Blog dient zugleich der Vernetzung mit anderen Forschen-den und ist mit einer ISSN und DOIs auf langfristige Zitierfähigkeit ausgerichtet. Mit über 190 Beiträgen und 14.000 Besuchen aus verschiedenen Ländern zeigt sich seine internationale Reichweite. Ergänzend haben wir klassische Formate wie Vorträge, Ausstellungsführungen und universitäre Lehrveranstaltungen für die Wissenschaftskommunikation. Unsere Social-Media-Strategie umfasste textbasiertes Microblogging (X/Twitter, Mastodon, BlueSky) sowie Instagram für visuelle Inhalte. Besonders erfolgreich war die Instagram-Reihe „Ein Tag im Leben einer Archäologin“. Die enge Verknüpfung von Social Media, Blog und Ausstellungen sicherte die Sichtbarkeit des Projekts und zeigte Wirkung. Unsere Blogbeiträge und Biogramme wurden in Wikipedia-Artikeln zitiert und haben zur nachhaltigen Sichtbarmachung archäologisch arbeitender Frauen beigetragen. In allen drei Projektsäulen haben sich unsere Vorgehensweisen und Instrumente als funktionsfähig und effektiv erwiesen.
Unser Projekt
Warum dieses Projekt?
Das öffentliche Bild der Archäologien wird geprägt durch die – überholte – Vorstellung von der reinen "Wissenschaft des Spatens". Damit verknüpft sind stereotype Zuschreibungen wie etwa die des Archäologen als weltgewandten Forscher-Abenteurer. Mit der zunehmenden Bedeutung von naturwissenschaftlichen Methoden in der archäologischen Forschung wurde dieses Stereotyp durch das des Archäokriminalisten und Wissenschaftlerdetektivs ergänzt, der in bester CSI-Manier mit High-Tech-Gadgets verborgene Wahrheiten ans Licht fördert. Vermittelt werden damit männlich konnotierte Rollenvorbilder. Archäologinnen erscheinen in der Öffentlichkeit weitaus seltener als Leistungs- und Potenzialträgerinnen. Diese Auslassung entspricht bei Weitem nicht mehr ihrer Bedeutung in der deutschsprachigen wissenschaftlichen Archäologie, im Denkmalschutz und in den Museen und Sammlungen. Noch unsichtbarer als heutige Forscherinnen sind ihre Vorgängerinnen – die archäologisch arbeitenden Frauen des 19. und 20. Jahrhunderts.
Unsere Ziele
Erforscht werden die Biografien archäologischer Akteurinnen und ihre Beiträge zur Fachentwicklung vom 19. bis ins 21. Jahrhundert.
Im Laufe des Projekts werden archäologisch arbeitende Frauen mithilfe von digital basierter Wissenschaftskommunikation und Vermittlung sichtbarer gemacht. Sie werden zudem sowohl einer breiten Öffentlichkeit, aber auch Studierenden und Nachwuchswissenschaftler*innen als positive Vorbilder und Identifikationsfiguren angeboten werden. Um die erfassten Daten nachhaltig zu sichern, ist dieses Projekt eine Kooperation mit Propylaeum - Fachinformationsdienstes Altertumswissenschaften eingegangen. Projektbegleitende Publikationen in modernen Formaten wie Blogs oder über Social Media tragen die archäologischen Akteurinnen in die Öffentlichkeit, ebenso wie eine thematisch passende Ausstellung, die im Rahmen des Projekts entwickelt wird.
Erweitert wird die Perspektive der Biographieforschung um die Untersuchung von Geschlecht als Kategorie und Forschungsgegenstand der Archäologien. Auf der Meta-Ebene möchten wir herausarbeiten, wie sich etwa politische und kulturelle Rahmenbedingungen, fachliche und persönliche Netzwerke oder Entwicklungen in benachbarten Wissenschaften auf die Möglichkeiten und Wege ausgewirkt haben, die Frauen in den Archäologien offenstanden.
Im Mittelpunkt des Projekts steht die deutschsprachige Forschung.
Wie gehen wir vor?
Im Mittelpunkt des Projekts stehen die Biografien archäologischer Akteurinnen und ihre Beiträge zur Fachentwicklung vom 19. bis ins 21. Jahrhundert. Hierzu werden wir zum einen Archiv- und Quellenmaterial zu Frauen in den Archäologien suchen, erfassen und auswerten, zum anderen werden wir die teilweise sehr verstreut publizierten Arbeiten zu früheren Archäologinnen bündeln. Diese Materialien werden über Propylaeum - Fachinformationsdienst Altertumswissenschaften einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Ergänzt werden diese Arbeiten durch die Perspektiven zeitgenössischer archäologisch arbeitender Frauen, die durch Expertinneninterviews sichtbar gemacht werden soll.
Mit Hilfe von digitaler Wissenschaftskommunikation über unterschiedliche Social Media Kanäle und im Rahmen einer Ausstellung werden ausgewählte und besonders herausragende Beispiele einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht.
Ansprechpersonen:
Kontakt:
Universität der Bundeswehr
Historisches Institut
Projekt AktArcha
Werner-Heisenberg-Weg 39
85577 Neubiberg