Design Thinking in der Konfliktberichterstattung

21 November 2022

Wie kann Design Thinking im Journalismus eingesetzt werden? Mit dieser Frage beschäftigen sich die Studierenden des Masterstudiengangs Management und Medien im Seminar „Innovation im Journalismus“ an der Universität der Bundeswehr München. Der Kurs, geleitet  von Julia Eyrich-Welzl und Prof. Kretzschmar, befasst sich mit der Berichterstattung aus Konfliktregionen wie beispielsweise Afghanistan und schafft einen aktuellen Bezug zum dtec.bw geförderten interdisziplinären Forschungsprojekt „Media for Peace“(M4P), unter der Leitung von Prof. Dr. Sonja Kretzschmar. M4P verfolgt das Ziel mit Hilfe von innovativen Darstellungsformen und Berichterstattungsmuster, friedensfördernd und deeskalierend in Konfliktländern aktiv zu sein.

Das Masterseminar schließt an die bisherigen Erkenntnisse des Projektes an und hat das Ziel, einen journalistischen Prototyp zu entwickeln. Dieser soll Friedensjournalismus in Konfliktregionen mit Hilfe von innovativen Methoden fördern. In Kooperation mit dem Media Lab Bayern wurde ein Workshop gehalten, der den Studierenden die benötigten Tools für eine erfolgreiche Entwicklung des Prototyps näherbrachte. Der Impuls wurde von Mate Raspovic geleitet, der als Program Manager im Media Lab Bayern arbeitet und jungen Start-Ups bei der Verwirklichung von Geschäftsideen hilft.

Zu Beginn des Workshops wurden den Studierenden praktische Beispiele aus dem Media Lab Bayern gezeigt. Die jungen Start-Ups wollten ihre neuen Ideen verwirklichen, dennoch scheiterten die meisten aufgrund von fehlenden finanziellen Mitteln oder mangelnder Prototypentest. Um diese Fehler zu vermeiden, stellte Mate Raspovic das Tool „Design Thinking“ vor. Aber was steckt hinter dieser Methode? Design Thinking ist ein Ansatz, der zum Lösen von Problemen und zur Entwicklung neuer Ideen führen soll. Dabei ist Design Thinking nicht als reiner Prozess zu betrachten, sondern als Ansatz, eine Lösung für ein Problem zu finden. Der Prozess besteht aus sechs Phasen, beginnend mit der Definition von Problemen. Im Laufe des Design Thinking Prozesses werden diese Probleme spezifiziert. Anhand dieser werden Ideen entwickelt, die abschließend in einem Prototyp verwirklicht und getestet werden.

Praktisch wurde dieses Verfahren anhand eines Fallbeispiels mit folgender These im Seminar angewendet: Das Vertrauen in klassische Medien, wie Radio oder Zeitungen, verschwindet, und immer mehr junge Menschen informieren sich über Online-Medien, wie YouTube oder TikTok. Anschließend erstellten die Studierenden ein Storyboard, um das Problem greifbarer zu machen. Nachdem das Problem klar definiert wurde, analysierten die Kursangehörigen die Zielgruppe. Danach wurde die „How might we“-Methode thematisiert und die Studierenden stellten das Problem in einem Satz dar. Nachdem die Studierenden sich auf ein Problem fokussiert hatten, wurden in der vierten Phase mit Hilfe der „Crazy 8“-Methode, acht Ideen innerhalb von einer Minute notiert. Dabei falteten die Gruppen ein Blatt Papier drei Mal, sodass acht Felder auf dem Blatt zu sehen waren. Anschließend forderte Mate Raspovic die Studierenden dazu auf, pro Feld eine Idee zu zeichnen, die das zuvor definierte Problem löst. Nachdem die Studierenden sich in Gruppen auf eine Lösung einigten, folgte der Schritt der Prototypenphase. Dabei wurde eine erste Version der Lösung in einem visuellen Storyboard entwickelt und durch einen Pitch anderen Gruppen vorgestellt. „Woran wird eure Idee scheitern?“ fragt Mate Raspovic die Studierenden kritisch und äußert Verbesserungsvorschläge.

In den kommenden Wochen werden die Studierenden ihren Prototypen in der Testphase auf kritische Faktoren untersuchen. Dabei wird sich zeigen, wie umsetzbar die Ideen sind. Hierzu wird vorher eine inhaltsanalytische Untersuchung von friedensjournalistischen Medienentwicklungsorganisationen durchgeführt, um aus diesen Erkenntnissen den sogenannten „Product-Market Fit“ für die Entwicklung des Prototypens zu definieren. Der Workshop brachte den Studierenden neue Methoden näher, die sowohl für das Masterseminar „Innovation im Journalismus“ aber auch für andere Bereiche des Studiums oder auch die Zeit nach dem Studium genutzt werden können.

Von Klara Golombek und Darjoush Krapburki