Das British Empire war das größte Weltreich in der Geschichte. Zum Höhepunkt seiner Ausdehnung umfasste es ein Viertel der globalen Landfläche und der Weltbevölkerung. Als imperiales Zentrum bildete London den Knotenpunkt des Empires: In der britischen Hauptstadt wurden politische Entscheidungen getroffen, globale Warenströme gelenkt, Forschung betrieben und das Empire finanziert. Hier befanden sich die Kommandozentralen und Ausbildungszentren von Heer und Marine. Außerdem wurde das Weltreich in seiner Metropole sichtbar: Prunkvolle Architektur und Denkmäler unterstrichen Macht und Ruhm des Empires, koloniale Artefakte und exotische Pflanzen sammelten sich in Museen und botanischen Gärten, und Migranten aus den Kolonien prägten das Stadtbild in einzelnen Vierteln. Neben London waren viele weitere britische Städte eng mit dem Empire verflochten. Liverpool reklamierte aufgrund seiner Rolle als wichtiger Seehafen und Handelsstadt den Titel der „Second City of the Empire“ für sich. Mitte des 18. Jahrhunderts ersetzte Liverpool Bristol als bedeutendsten Hafen des atlantischen Sklavenhandels. Der Transport und Verkauf von Menschen aus Westafrika nach Nordamerika und in die Karibik brachte Liverpool großen Wohlstand, der sich in der Architektur der Stadt niederschlug.
Die von Dr. Jonas Anderson und Marcel Schmeer, M.A. (Professur für Zeitgeschichte und Internationale Geschichte) geleitete Studienreise nach London und Liverpool bot eine hervorragende Gelegenheit, den Institutionen und dem historischen Erbe des British Empire vor Ort nachzuspüren und dabei die kontroversen Diskussionen über seine bis heute anhaltenden Auswirkungen auf die britische Gesellschaft und die ehemaligen Kolonien zu reflektieren.