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Seit einiger Zeit führt die (Haupt-) Migrationsroute zwischen Nordafrika und der EU über den Westlichen Mittelmeerraum, dort wo Atlantik und Mittelmeer sich treffen und sich Europa und Afrika so nah sind wie nirgendwo sonst. Seither hat sich die Menschenrechts- und Sicherheitslage in diesem Raum immer weiter verschärft – weitgehend unterhalb des Radars der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Die Lage der Migranten zwischen (vielfach enttäuschter) Hoffnung auf ein besseres Leben, humanitärer Katastrophe und tragischen Einzelschicksalen wirft schwerwiegende menschenrechtliche und ethische Fragen auf. Schlepperkriminalität, Grenzsicherung und die zunehmend angespannte allgemeine Sicherheitslage stellen aber auch die Sicherheitskräfte beiderseits der Straße von Gibraltar vor enorme Herausforderungen.
Von der atemberaubenden maurischen Festungsanlage in Granada (Alhambra) und der Moschee-Kathedrale in Cordoba über die sich im Zeichen des Brexit weiter verkomplizierende Situation Gibraltars und den konfliktträchtigen spanischen Enklaven in Nordafrika bis hin zu Cannabisanbau und -handel in Nordmarokko sowie der allgegenwärtigen Migrationsproblematik; eines wurde den TeilnehmerInnen der Studienreise rasch klar: Diese Region ist schon seit Jahrtausenden gekennzeichnet durch beides, ein dichtes und fruchtbares Geflecht kultureller, wirtschaftlicher und politischer Beziehungen, aber eben auch durch zahlreiche politische Konfliktlinien.
Engagierte NGOs (Nichtregierungsorganisationen), der Flüchtlingsankunftshafen in Motril, die britische Kronkolonie, die „Festung Melilla“, die sozial und ökonomisch vergessenen Orte im Rif-Gebirge: Überall erwarteten Studierende und Lehrende gleichermaßen beeindruckende menschliche Begegnungen und kompetente Gesprächspartner: Von einem jungen Flüchtling aus dem sub-saharischen Afrika mit seiner ebenso trostlosen wie exemplarischen Geschichte über den Vizegouverneur der britischen Kronkolonie bis hin zu einem Gewerkschaftsführer aus Marokko.
Grenzen haben ein zweifaches Gesicht: Sie trennen und sie verbinden gleichermaßen. Spätestens beim Abflug in Tanger, wo der Gruppe in der „Old American Legation“ – dem einzigen „National Historic Landmark“ außerhalb der USA – noch einmal eindrucksvoll die engen und vielfältigen Verbindungen zwischen dem Maghreb und der „westlichen Welt“ veranschaulicht wurden, war wohl allen TeilnehmerInnen dieser lehrreichen Studienreise klar: Die sagenumwobenen Säulen des Herkules, die den Eingang zum Mittelmeer beherrschen, sie stehen nicht umsonst zu beiden Seiten der Straße von Gibraltar – und sie sind nur als Paar denkbar.