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Das gewaltsame Auseinanderbrechen des Vielvölkerstaats Jugoslawien in den 1990er Jahren bestimmt bis heute nationale Narrative und öffentliche Debatten in der Region. Davon konnten sich die Teilnehmer der Lehr- und Forschungsreise 2017 vor Ort überzeugen. Zunächst stand die Ermordung des österreich-ungarischen Thronfolgers Franz Ferdinand, die den Ersten Weltkrieg einleitete, im Fokus einer politisch-historischen Stadtführung. Die Situation Sarajewos während der Belagerung durch bosnisch-serbische Truppen schilderte uns der ehemalige bosnische General Jovan Divjak, der für die Verteidigung der Stadt verantwortlich war.
Dass Bosnien und Herzegowina ein international einmaliges politisches Konstrukt darstellt, führte uns ein Treffen mit dem stellvertretenden Hohen Repräsentanten Bruce Berton vor Augen. Laut Daytoner Friedensabkommen verfügt der Hohe Repräsentant über die Macht, per Dekret Gesetze zu erlassen und jeden öffentlichen Bediensteten aus dem Amt zu entfernen. Im Kern leitet sich die Stellung des Hohen Repräsentanten daraus ab, dass die internationale Gemeinschaft davon ausgeht, dass bosnische Serben, Kroaten und Muslime ohne eine Einmischung von außen wieder in gewaltsame Auseinandersetzungen abgleiten könnten. Die mit Abstand schwerwiegendste Gewalteskalation im Zuge des Krieges in Bosnien war das Massaker von Srebrenica. Die TeilnehmerInnen der Reise hatten nicht nur Gelegenheit, den Ort des Massakers zu besuchen. Sie konnten auch mit dem Zeitzeugen und Überlebenden des Massakers Hasan Nuhanovic über die Ereignisse sprechen.
Um auch die kroatische Perspektive auf die Konflikte der 1990er näher kennen zu lernen, erhielten wir zudem eine umfassende politisch-historische Stadtführung in Dubrovnik und besuchten dort auch das ‚Museum of the Croatian War of Independence‘.