RISK Juniormitglieder beim Graduierten-Workshop "Zivile Sicherheit" in Köln
14 Februar 2018
Unter dem Titel „Integrative Sicherheitsforschung“ fand am 5. und 6. Februar 2018 der 3. Workshops des BMBF Graduierten-Netzwerks der Zivilen Sicherheitsforschung statt. Neben Celia Norf (Technische Hochschule Köln) und Dr. Marcel Vondermaßen (Universität Tübingen) gehörte RISK Junior Mitglied Lisa Broß (Universität der Bundeswehr München) zu den Organisatoren, die durch die Veranstaltung führten. Die 13 teilnehmenden Nachwuchswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen identifizierten in Diskussionen und Gruppenarbeiten anhand praktischer Beispiele aus den Bereichen Katastrophenmanagement und Kritische Infrastrukturen die Herausforderungen und Problemfelder der inter- und transdisziplinären Forschung und erarbeiteten diverse Lösungsansätze.
Die Bandbreite des fachlichen Hintergrunds der Teilnehmerinnen und Teilnehmer reichte von Ethikern, Politik- und Sozialwissenschaftlern über Meteorologen bis hin zu Bau- und Rettungsingenieuren. Darunter steuerten Postdoktoranden, Doktoranden und Masterstudenten verschiedener Universitäten und Fachhochschulen ein umfangreiches Erfahrungsspektrum bei. Das gemeinsame Ziel – die Stärkung interdisziplinärer wissenschaftlicher Zusammenarbeit – war dabei das verbindende Element. Sowohl das Konzept des Workshops, als auch die Fallbeispiele aus dem Bereich der zivilen Sicherheitsforschung erwiesen sich als voller Erfolg. Schnell wurde klar, dass Sicherheit ein Querschnittsthema darstellt, bei dem technische Aspekte in der Regel auch im Kontext ethisch-moralischer, gesellschaftlicher, juristischer oder wirtschaftlicher Fragestellungen entwickelt und bewertet werden müssen. Durch interdisziplinäre Forschungsverbünde soll der Übergang von der bloßen Begleitforschung (multidisziplinärer Ansatz) zur interdisziplinären Forschung gelingen. Dabei werden die Fragestellung frühzeitig aus unterschiedlichen Blickrichtungen beleuchtet, es werden gemeinsame Konzepte erarbeitet und die Forschungsergebnisse der einzelnen Disziplinen beeinflussen sich gegenseitig, um letztlich einen erfolgreichen Projektabschluss zu erreichen. So werden unterschiedliche Aspekte berücksichtigt, deren Zusammenhänge im Zuge einer singulären Betrachtung nicht erkannt worden wären.
Als Auftakt des Workshops stellte Dr. Sophia Booz vom Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften in einem Eröffnungsvortrag die Herausforderungen integrativer Forschungsarbeit systematisch dar und lieferte einige wertvolle Begriffsdefinitionen. Neben der Abgrenzung von Multi- und Interdisziplinarität stellte sie heraus, dass durch das aktive Einbinden nicht originär wissenschaftlicher Expertise (z.B. THW, Rettungsdienste oder Feuerwehr) transdisziplinäre Forschungsvorhaben entstehen. Durch diesen, in der Sicherheitsforschung nicht unüblichen Ansatz wird die Koordination der Beteiligten noch komplexer. Bereits an dieser Stelle wurde klar, dass ein gemeinsamer Wortschatz und einheitliche Zeichensätze wesentliche Pfeiler gelungener Kommunikation sind. Beim Aufeinandertreffen verschiedener Disziplinen besteht folglich ein gewisser Übersetzungsbedarf, um eine fachübergreifende Verständlichkeit von Begriffen und Ergebnissen sicherzustellen. Auch wurde deutlich, dass die Koordination der Projektbeteiligten und das einheitliche Verständnis der Zielvorstellung ebenso großen Stellenwert für den Projekterfolg haben, wie die reinen Forschungsergebnisse der einzelnen Disziplinen. Insofern stellt das Projektmanagement eine wesentliche Leistung in inter- und transdisziplinären Forschungsprojekten dar, für die Ressourcen bereitgestellt und Kompetenzen vorgesehen werden müssen. Nur so kann gewährleistet werden, dass der Austausch unterschiedlicher Perspektiven und die gegenseitigen Ergänzungen im Idealfall zu gemeinsam entwickelten Lösungen führen. Dabei darf der Konsens nicht bedingungslos auferlegt oder vorherbestimmt werden, sondern muss das Ergebnis eines konstruktiven Prozesses sein, in dem Dissens sowie kritisches Nach- und Hinterfragen zu einem wissenschaftlichen Mehrwert führen. Hierbei besteht die besondere Herausforderung darin, diesen Prozess so zu gestalten, dass er von den Beteiligten nicht als hinderlich oder lästig empfunden wird, sondern vielmehr als essentiell und gewinnbringend. Dazu sind Offenheit, gegenseitige Wertschätzung, eine angemessene Fehlerkultur und eine entsprechende Moderation durch die Projektleitung erforderlich. Der frühzeitige Austausch aller Projektbeteiligen im Rahmen teambildender Maßnahmen kann hilfreich sein, diese Grundlagen zu etablieren. Dabei sollte allen Mitgliedern eines Forschungskonsortiums die Möglichkeit gegeben werden, ihr Verständnis der Ziele des jeweiligen Projektes klar zu äußern, um abweichende Wahrnehmung zu erkennen. Der Gestaltungsspielraum in der Anfangsphase der Projektbearbeitung bietet die Chance, alle wichtigen Entscheidungen fundiert und abgestimmt zu treffen, die den weiteren Projektverlauf maßgeblich bestimmen. Diese Einschätzung teilten auch Dr. Wolfram Geier (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe) und Prof. Dr. Alexander Fekete (Technische Hochschule Köln) die als Gäste zur Abschlussdiskussion eingeladen waren. Beide verwiesen auf eigene Erfahrungen mit den Herausforderungen inter- und transdisziplinärer Forschungsvorhaben, betonten aber vor allem die daraus erwachsenden Chancen.
Die Ergebnisse des Workshops zeigen deutlich, dass erfolgreiche interdisziplinäre Zusammenarbeit gelingen kann, wenn alle Beteiligten ein gemeinsames Ziel verfolgen. Auch die RISK Juniormitglieder Lisa Broß (Organisatorin) und Paul Warnstedt (Teilnehmer) bewerten den Workshop als vollen Erfolg. Darüber hinaus gab das Treffen den Teilnehmenden die Gelegenheit, sich über ihre Forschungsinteressen austauschen, Gemeinsamkeiten zu finden und sich zu vernetzen. Die Erkenntnisse und Arbeitsergebnisse des Workshops sollen in einer gemeinsamen Publikation im Bevölkerungsschutz-Magazin des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe veröffentlicht werden.