Ehrendoktorwürde für Thomas Reiter
5 Juli 2010
Am 28. Juni 2010 hat die Fakultät für Luft- und Raumfahrttechnik der Universität der Bundeswehr München Brigadegeneral Thomas Reiter die Ehrendoktorwürde verliehen. Die Fakultät erkennt damit die Verdienste Reiters um die Raumfahrt an. Reiter verbrachte als ESA-Astronaut zwei längere Aufenthalte im Weltall. Auf den Raumstationen MIR und ISS war er an zahlreichen wissenschaftlichen Experimenten beteiligt. Heute engagiert er sich vom Erdboden aus für die Belange der Raumfahrt: Er ist Mitglied des Vorstands des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und leitet den Bereich Raumfahrtforschung und -entwicklung.
Verbundenheit zur Universität
Den Grundstein zu Reiters Begeisterung für das Weltall wurde 1969 gelegt. Als kleiner Junge verfolgte er auf einem Schwarz-Weiß-Fernseher die Mondlandung der Amerikaner mit. Nach dem Abitur entschied er sich für die Offizierlaufbahn und absolvierte ab 1979 das Studium der Luft- und Raumfahrttechnik an der Universität der Bundeswehr München. Eine Promotionsarbeit anzuschließen, hätte ihn gereizt, doch dafür blieb damals keine Zeit: Er erhielt eine anspruchsvolle Ausbildung als Pilot und flog u.a. Alphajet und Tornado. 1992 bewarb er sich als einer von 22.000 Interessenten für die Astronautenlaufbahn – und wurde von der ESA ausgewählt. Als er 1995 während seines ersten Weltraumaufenthalts auf der russischen Raumstation MIR die Möglichkeit hatte, einen Anruf auf der Erde zu machen, entschied er sich für seine ehemalige Universität und rief seinen ehemaligen Professor am Institut für Strahlantriebe an. „Spätestens hier hat sich gezeigt, wie sehr sich Thomas Reiter mit dieser Universität verbunden fühlt“, betonte Prof. Bernd Häusler, der die Laudatio zur Verleihung der Ehrendoktorwürde hielt.
Rolle Deutschlands im Weltraum stärken
Für Reiter folgte 2006 ein weiterer viel beachteter Aufenthalt auf der Raumstation ISS. Neben dem Betrieb der Raumstation und einem Außenbordeinsatz gehörte zu seinen Aufgaben auch die Betreuung wissenschaftlicher Experimente. Seit 1. Oktober 2007 ist Reiter Mitglied des Vorstands des DLR, 2009 wurde er zum Brigadegeneral befördert. Die beruflichen Erfolge Reiters sind unbestritten. Doch in seiner Laudatio betonte Prof. Häusler auch weitere Qualitäten des Astronauten, Piloten und Managers Reiter: „Wir sind stolz darauf, Sie als äußerst kompetenten Vermittler komplexer Zusammenhänge der Raumfahrttechnik und Wissenschaft auszeichnen zu dürfen.“ Die Ehrendoktorwürde überreichten der Dekan der Fakultät für Luft- und Raumfahrttechnik Prof. Ferdinand Svaricek und die Präsidentin der Universität der Bundeswehr München Prof. Merith Niehuss. In seinem anschließenden Vortrag ging Reiter auf die Rolle Deutschlands in der Raumfahrt ein. Er betonte etwa Deutschlands herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Erdbeobachtung. Auch auf der ISS sei Deutschland mit einem Anteil von 40 Prozent an den wissenschaftlichen Experimenten stark vertreten.
Forschungspartnerschaft Munich Aerospace
Allerdings vermisst Reiter eine nationale Raumfahrtstrategie Deutschlands mit „klaren Missions- und Technologiezielen“. Ein angekündigtes Papier der Bundesregierung zu diesem Thema erwarten er und seine Kollegen mit Spannung. Einen ersten Schritt, Synergien zu bündeln und gemeinsam größere Fortschritte in der Raumfahrtforschung zu erreichen, unternehmen nun vier Forschungseinrichtungen. Das DLR, die TU München, das Bauhaus Luftfahrt und die Universität der Bundeswehr München gründen am 9. Juli Munich Aerospace. Reiter lobte dieses neue Modell der Zusammenarbeit. Ähnliche Zentren sollen in Braunschweig und Stuttgart entstehen. „Deutschland ist gut vorbereitet, um auch künftig in der Raumfahrt eine gestaltende Rolle einzunehmen“, zeigte sich der frischgebackene Doktor der Luft- und Raumfahrttechnik optimistisch.
Filmlänge: 36 Min.
Format 16:9 PAL
Medien: DVD
Eine Produktion des Medienzentrums der Universität der Bundeswehr München