Die Sinne des Tablet - Computers
4 März 2013
Prof. Andrea Baumann und Prof. Harald Görl nehmen sich bei der aktuellen Kinderuni-Vorlesung Tablet, Smartphone und Co. vor. Warum können wir mit den kleinen, smarten Geräten so gut kommunizieren?
Es ist keine Überraschung. Aber staunen darf man doch. Wie viele Kinder zwischen acht und 12 Jahren wohl noch nie ein Smartphone oder einen Tablet-Computer genutzt haben? Diese Frage steht am Anfang der Kinderuni-Vorlesung von Prof. Andrea Baumann und Prof. Harald Görl von der Fakultät für Elektrotechnik und Technische Informatik der Universität der Bundeswehr München. Ganze zwei von über 40 Kindern sind es, die tatsächlich noch nie über die Oberfläche eines Smartphones „gewischt“ haben und noch nie mit einem Tablet im Internet gesurft sind. Andere Kinder zücken gleich das eigene Smartphone oder verweisen auf die Lieblingsspiele mit dem iPad daheim. Doch das Thema der Vorlesung ist auch für die geübten Tablet-Nutzer eine Herausforderung, schließlich geht es um das Innenleben der Geräte: Warum verstehen uns Tablet, Smartphone und Co. eigentlich ganz ohne Tastatur und Maus?
Kann ein Tablet schmecken?
Um herauszufinden, wie wir mit unseren Tablet-Computern kommunizieren, erforscht Prof. Baumann mit den Kindern zunächst die Sinne des Menschen. Wir können sehen, riechen, tasten, hören, das Gleichgewicht halten, schmecken. Und – kann das ein Tablet oder Smartphone etwa auch alles? Nicht alles, aber doch mehr als man auf den ersten Blick meinen könnte! Zum Beispiel das Tasten: Dazu nutzt der Touchscreen des Tablets die elektrische Ladung, die jeder Mensch hat. Ohne dass es der Nutzer merkt, überprüft das Tablet ständig seine Oberfläche durch kleine Signale, die es von rechts nach links und von oben nach unten schickt. Erfolgt die Berührung, wird ein Teil der Signale davon angezogen – das Tablet bemerkt die Veränderung und kann so auf eine oder auch mehrere Berührungen durch den Nutzer reagieren.
Eine App schnell live programmiert
Prof. Görl erläutert anschließend, wie es möglich ist, technischen Geräten einen Gleichgewichtssinn beizubringen. Das ist beispielsweise bei Hubschraubern wichtig, die ruhig in der Luft stehen sollen, aber eben auch bei Tablets und Smartphones. Dazu nutzt man das physikalische Prinzip, wonach die Masse der Bewegung folgt. Geräte können so ganz genau messen, wie sich bei der Bewegung der Abstand zum festgelegten Mittelpunkt verändert. Mit drei Sensoren – für alle drei Dimensionen – kann also jede Bewegung im Raum gemessen werden. Und auch das Tablet „spürt“ mit Hilfe der Sensoren, wenn es zum Beispiel zur Seite gekippt wird. Unter reger Mitwirkung der Kinder programmieren die Professoren „live“ eine kleine App: Ein Ball auf der Bildschirmoberfläche wird mit den Sensordaten verknüpft – und schon reagiert er auf die Bewegungen des Tablets. Die Kinder sind begeistert, haben aber auch eigene Ideen zur Programmierung: „Lass den Ball abstürzen“, rufen sie Prof. Baumann zu.
Tablets haben sogar noch einen extra Sinn
Hören können Tablet-Computer auch, wissen die Kinderuni-Teilnehmer. Und zum Sehen haben die Computer und Smartphones ja kleine Kameras, mit denen sie z.B. QR-Codes viel besser lesen können als der Mensch. Allerdings fallen Riechen und Schmecken weg für die kleinen Computer, das können sie nun wirklich nicht! Aber dafür, erklärt Prof. Görl zum Abschluss der Vorlesung, haben die Tablets und Smartphones einen Sinn, den wir als Menschen nicht haben: Magnetismus. Sie können das Magnetfeld der Erde orten und verfügen damit quasi über einen eingebauten digitalen Kompass. Da können wir Menschen nicht mithalten, sind die jungen Kinderuni-Besucher beeindruckt.