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Suizidprävention geht uns alle an

Wer spielt die wichtigste Rolle in der Suizidprävention an unserer Universität? Die psychologische Beratungsstelle und das Sanitätsversorgungszentrum? Das Psychosoziale Netzwerk? Die Vorgesetzten? Kameradinnen und Kameraden? Wir alle? Wenn Sie sagen, „Wir alle“ ist die richtige Antwort, so stimme ich Ihnen von ganzem Herzen zu. Und tatsächlich bedarf es in der Suizidprävention all unserer gemeinsamen Aufmerksamkeit, Unterstützung und Hilfe: sowohl in der militärischen, wie auch in der zivilen Gemeinschaft.

Lassen Sie uns alle gemeinsam etwas tun, um Kameradinnen und Kameraden, Kommilitoninnen und Kommilitonen, Kolleginnen und Kollegen in psychischen Krisen zu helfen. Aber wie? Die Antwort lässt sich auf einen einfachen Dreiklang bringen:

  • Augen aufhalten!
  • Ansprechen!
  • Hilfe anbieten!

Studienzeit – schönste Zeit des Lebens?

Aber warum soll Suizidprävention ausgerechnet an der Uni ein Thema sein? Schließlich heißt es doch immer, die Studienzeit sei die schönste im Leben. Nun, das sagen vor allem Menschen, die diese Zeit schon hinter sich gebracht haben und deren Erinnerungen möglicherweise einer positiven Verzerrung unterliegen. Viele Studenten, die frisch an die Uni kommen, erleben allerdings einen harten Kontrast zwischen ihren Erwartungen und dem „echten“ Universitätsleben. Das Klischee vom wilden Studentenleben mit vielen Partys, häufigen sexuellen Kontakten und Freunden fürs Leben entspricht eben nicht immer der Realität. Gemäß Zahlen der World Health Organisation (WHO) sind es weltweit vor allem junge Menschen zwischen 15 und 29 Jahren, die Selbstmord begehen. 2020 nahmen sich in Deutschland 508 Menschen zwischen 10 und 25 Jahren das Leben. Bei den 15- bis 24-Jährigen ist laut Robert-Koch-Institut (RKI) der Suizid nach Verkehrsunfällen die zweithäufigste Todesursache. Zu dieser Altersgruppe gehören eben auch die Studierenden. Gemäß einem Cochrane-Review sind die Gründe, warum sie an Selbstmord denken, ihn planen oder ausführen, Gefühle der Hoffnungslosigkeit, Mangel an sozialer Unterstützung, psychische Erkrankungen und akademischer Druck, Stress und Leistungszwang.

Suizidalität – dem Stigma aktiv begegnen

Neuere Daten der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention zeigen, dass von jedem Suizid etwa 135 Personen mitbetroffen sind. Das können Angehörige, Freunde, Kameraden, aber auch Außenstehende wie Zeugen oder Ersthelfer sein. Diese hohe Zahl Mitbetroffener zeigt zum einen, wie weitreichend Suizidalität sein kann, zum anderen besteht darin aber auch eine gesellschaftliche Chance darin, den Umgang mit diesem Thema zu verbessern. Denn in Deutschland ist Suizid nach wie vor ein Tabuthema. Wegen der verbreiteten Stigmatisierung von Suizid, aber auch von psychischen Erkrankungen, zögern Betroffene, sich rechtzeitig Hilfe zu suchen. Auch sind soziale Isolation, ein verringertes Selbstwertgefühl und Hoffnungslosigkeit nicht nur Folgen des Stigmas, sondern auch Risikofaktoren für Suizidalität. Daher ist es so wichtig, Menschen in psychischen Krisen den Raum zu geben, über ihre Gedanken zu sprechen. Hinhören, Hinsehen und diese Menschen ernst nehmen, ist etwas, das jeder tun kann. Es ist ein Irrtum, zu glauben, dass man die Person erst auf die Idee bringt, Selbstmord zu verüben, indem man mit ihr darüber spricht. Im Gegenteil: Hilfe und Unterstützung zum richtigen Zeitpunkt kann Suizid verhindern. Die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention hat auf ihrer Seite wichtige Informationen zu Warnsignalen, Risikofaktoren, Vorurteilen und Mythen und Hilfsangeboten zusammengetragen >

Trauen Sie sich, Betroffene anzusprechen. Es geht nicht um die perfekten Worte, sondern um das Signal: Ich bin für dich da.

 

Talk to me

Ein Präventionsprogramm zu psychischen Gesundheit und den Umgang mit Krisen für junge Mensche

Die Rheinland-Pfälzische TU Kaiserslautern organisiert das Präventionsprojekt „Talk to me“. Es handelt sich dabei um einen kostenlosen Online-Kurs mit verschiedenen Modulen zu psychischer Gesundheit, Stressbewältigung, Emotionsregulation und Krisenintervention und ist speziell auf die Zielgruppe Studierende ausgerichtet. Ziel des Programms ist, Studierenden einen verbesserten Umgang mit Stress zu vermitteln. Dabei soll aber auch vermittelt werden, wie sie anderen bei der Bewältigung von Krisen helfen können. Einen Flyer zum Programm finden Sie hier.

Das Programm setzt sich aus insgesamt 6 Modulen zusammen:

  • Modul 1: Psychische Gesundheit
    Hier wird ein angemessener Umgang mit Stress anhand von Prüfungssituationen und Prüfungsangst vermittelt.
  • Modul 2: Umgang mit schwierigen Gedanken
    Hier werden Strategien gegen zu-viel-Sorgen-machen und quälendes Grübeln vermittelt.
  • Modul 3: Umgang mit schwierigen Gefühlen
    Hier gibt es Hintergrundinformationen zum Thema Gefühle und wie man am besten mit „Problememotionen“ umgeht.
  • Modul 4: Wenn das ganze Leben sinnlos erscheint
    Hier wird über das Thema Suizidalität aufgeklärt. Wer ist betroffen, was sind Warnzeichen? Zudem geht es um Mythen und Fakten zum Thema. Am Ende wird eine Achtsamkeitsübung durchgeführt.
  • Modul 5: Was wissen wir über Suizidprävention?
    Hier werden Suizidpräventionsstrategien vermittelt. Es gibt Antworten auf die Frage, wie man wann am besten reagieren kann.
  • Modul 6: Bewältigung und Hilfe bei psychischen Krisen
    Hier geht es darum, wie man bei psychischen Krisensituationen handeln kann. Woran erkenn man bei sich selbst und anderen, dass man sich in einer Krise befindet und was sind dann die richtigen Schritte.

Wenn Sie das Programm für sich durchführen möchten, finden Sie hier den Link: https://www.suizidprophylaxe.de/

Hilfe für Betroffene

Sollten Sie selbst das Gefühl haben, in einer Krise festzustecken oder nicht mehr weiter zu wissen, so zögern Sie nicht, sich Hilfe zu suchen.

Der Krisendienst bietet telefonische Beratung und Unterstützung, rund um die Uhr, auch an Wochenenden und Feiertagen: 0800-655 3000

Auch die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr an allen Tagen der Woche erreichbar: 0800-11 10 111

Für ein persönliches Gespräch nehmen Sie bitte Kontakt zur Psychologischen Beratungsstelle auf.