War die Wirtschaftsinformatik in ihren Anfängen auf produktionsorientierte Betriebe fokussiert, so steht sie heute im Mittelpunkt der „Digitalisierung“. Sie befasst sich mit der Konzeption, der Entwicklung und der ständigen Anpassung von Informationssystemen in Industrie, Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft.
Wie in den Ingenieurdisziplinen muss auch bei komplexen Informationssystemen eine sehr genaue Vorstellung davon entwickelt werden, wie ein IT-System in einem Geschäftsprozess wie beispielsweise einer Internet-Bestellung integriert sein muss. Unsere IT-Systeme sollen die Menschen in ihren Tätigkeitsfeldern unterstützen und ihnen „digitale Mehrwerte“ liefern. Dazu müssen wir die Realität soweit analysieren und verstehen, dass wir Modelle der relevanten Prozesse erstellen können. Beispielsweise würden wir den kompletten Bestellvorgang als Prozessmodell beschreiben (Pro-duktauswahl, Filtern, Suchen, Produkt in Einkaufswagen legen, zur Kasse gehen etc.).
Neben Prozessmodellen, die primär die Abläufe im Fokus haben, sind Datenmodelle ein wichtiges weiteres Beispiel für Unternehmensmodellierung. Hier wäre beispielsweise zu beschreiben, welche Datenobjekte (Kunde, Produkt, Zusteller, Bank etc.) in einem Bestellvorgang involviert sind und welche Merkmale sie haben (Kundennummer, Produktnummer, Bankleitzahl etc.).
In einem komplexen Unternehmen gibt es typischerweise sehr viele solcher Geschäftsprozesse. Und diese sind dann wiederum auf eine Vielzahl sehr unterschiedlicher IT-Systeme abgestützt. Da beide „Pole“ ständig in Bewegung sind, verändert auch die gesamte (IT-basierte) Unternehmensarchitektur permanent. Mit entsprechenden Methoden und Computer-Werkzeugen „bauen“ wir Wirtschaftsinformatiker also permanent an Architekturmodellen, mit deren Hilfe wir für eine systematische Weiterentwicklung und Verbesserung des Digitalisierungsgrades sorgen.