10 Jahre RISK- Forschung
Das Forschungszentrum RISK wurde 2022 10 Jahre alt. Für uns, die „RISKer“ war es ein Grund zu feiern. Aus diesem Anlass entstanden die Jubiläumsbroschüre „10 JAHRE RISK. Risikoforschung für eine zukunftsfähige Gesellschaft“ und ein Kurzfilm über das Forschungszentrum. Den Höhepunkt der Feierlichkeiten stellte das RISK Jahreskolloquium 2022 dar.
Das RISK Jahreskolloquium 2022 widmete sich dem Thema „Schutz oder Zwang? Wahrnehmung und Wirkung staatlicher Antworten auf globale Herausforderungen“. Es fand am 6. und 7. Oktober 2022 im UniCasino der Universität der Bundeswehr München statt.
Der erste Tag der Veranstaltung widmete sich der Geschichte, der Gegenwart und der Zukunft des Forschungszentrums. Die eingeladenen Referentinnen und Referenten sprachen in den Grußworten und Vorträgen über die Entstehung des Forschungszentrums RISK im Jahr 2012 und über seine Vorreiterrolle im Bereich der interdisziplinären Sicherheitsforschung.
Das Jahreskolloquium eröffnete und moderierte Frau Prof. Dr. Jasmin Riedl, Professorin für Politikwissenschaft insb. Innenpolitik und Vergleichende Regierungslehre an der Universität der Bundeswehr München. Ein Grußwort sprach die Präsidentin der Universität der Bundeswehr München, Frau Prof. Dr. Merith Niehuss, gefolgt von einem Vortrag der Vizepräsidentin für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs und nachhaltige Entwicklung, Frau Prof. Dr. mont. Dr.-Ing. habil. Eva-Maria Kern, MBA. Frau Prof. Niehuss betonte die besondere Rolle des Forschungszentrums RISK als erstes Forschungszentrum an der Universität der Bundeswehr München, das dem Anspruch des fakultätsübergreifenden Forschens gerecht wurde.
Frau Prof. Kern betonte in ihrem Vortrag ebenfalls die Pionierrolle des Forschungszentrums RISK bei der Forschung über und mit Einsatzorganisationen oder seine innovative Forschung z.B. zur Verwendung von Pflanzen als Explosionsschutz. Sie betonte auch die gelebte Interdisziplinarität des Forschungszentrums, die sich u.a. in seinen zahlreichen durch das dtec.bw geförderten Projekten widerspiegelt.
Den Festvortrag hielt Herr Prof. Dr. Ortwin Renn, wissenschaftlicher Direktor am Institut für Transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) in Potsdam, der das Forschungszentrum über die Jahre begleitete. In seinem Vortrag „Zeitenwende: Umgang mit systemischen Risiken in Zeiten überlappender Krisen“ sprach Herr Prof. Renn über deren Besonderheit und die Komplexität von systemischen Risiken.
Den offiziellen Teil der Veranstaltung schlossen die Premiere des Kurzfilms über das Forschungszentrums RISK, der mit großzügiger Unterstützung des Medienzentrums der UniBw M und der RISK Mitglieder entstanden ist, und die darauffolgende Podiumsdiskussion „Retrospektive 10 Jahre Forschungszentrum RISK“ mit Frau Prof. Niehuss, Herrn Prof. Renn, Herrn Prof. Gebbeken und Herrn Prof. Bonß, den beiden Gründervätern des Forschungszentrums RISK. Die Veranstaltung wurde von Frau Prof. Riedl moderiert.
Die Podiumsdiskussion führte die Gäste vor Ort und online zu den Ursprüngen der Idee zur Zusammenarbeit zwischen den beiden Fakultäten BAU und SOWI und zur Gründung eines gemeinsamen Forschungszentrums, die zum Grundstein des Forschungszentrums RISK wurde. Herr Prof. Bonß und Herr Prof. Gebbeken berichteten von den Reaktionen auf die Perspektive einer gemeinsamen Forschung und den anfänglichen Schwierigkeiten, die Unterstützung und das Vertrauen der Wissenschaftler für diese Idee zu gewinnen.Die Gäste erfuhren von Skepsis, die später in Interesse und Motivation umschlug und von den organisatorischen und finanziellen Hürden, die das Forschungszentrum bewältigen musste.Die Botschaft der Podiumsdiskussion war, dass das weitere Bestehen des Forschungszentrums sehr wichtig und angesichts der aktuellen Entwicklungen in der Welt gesichert ist.
Der zweite Tag des RISK Jahreskolloquiums widmete sich fachlich dem Thema „Schutz oder Zwang? Wahrnehmung und Wirkung staatlicher Antworten auf globale Herausforderungen“. Die Teilnehmenden folgten dem Keynote-Vortag von Herrn Prof. Dr. Philip Lepenies, Professor für Politik mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit an der Freien Universität in Berlin, zum Thema „Regieren ohne Risiko. Die Politik im Geiste des Unterlassens“. In diesem Vortrag beschäftigte er sich mit den Fragen des modernen Regierens vor dem Hintergrund des Klimawandels und der notwendigen Transformation der Produktion und des Konsumverhaltens der Länder des Globalen Nordens hin zur Nachhaltigkeit.
Auf den Keynote-Vortrag folgten zwei Panels mit insgesamt fünf Vorträgen, die sich mit dem Thema des Jahreskolloquiums jeweils aus der technisch-wirtschaftlichen und der sozialwissenschaftlichen Perspektive beschäftigten.
Im Rahmen des ersten Panels fanden drei Vorträge statt. Im ersten Vortrag mit dem Titel „Zum Verhältnis von Staat und Markt in der aktuellen Gaskrise“ analysierte Herr Prof. Dr. Marc Oliver Bettzüge, Direktor und Geschäftsführer des Energiewirtschaftliche Institut (EWI) an der Universität zu Köln, die Handlungsfelder des Staates in der aktuellen Gaskriese mit der Berücksichtigung der Klimaziele und der Abkehr von fossilen Energieträgern. Den zweiten Vortrag „CO2-Schleuder Wohnen und Arbeiten – wie kommen wir aus der Misere heraus?“ widmete Herr Prof. Gebbeken, Sprecher des Forschungszentrums RISK und Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, dem Einfluss der Baubranche und dem damit verbundenen Energieverbrauch auf den Klimawandel. Auch Prof. Gebbeken wies auf die Notwendigkeit einer Transformation der Gesellschaft und der Änderung unseres Konsumverhaltens hin. Das erste Panel schloss mit dem Vortag „Steuerung von Nachhaltigkeit und ihre (nicht intendierten) Folgen. Oder: ‚Denn sie wissen nicht, was (sie) tun‘!“ von Frau Prof. Birgit Blättel-Mink, Professorin für Soziologie mit dem Schwerpunkt Industrie- und Organisationssoziologie an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Frau Prof. Blättel-Mink sprach über unser Bewusstsein und die Bereitschaft zum Ändern unseres Verhaltens sowie darüber, wie wir zum Handeln übergehen können. Sie beschäftigte sich auch mit den sozialen Aspekten des Klimaschutzes.
Das zweite Panel bestand aus den Vorträgen von Herrn Prof. Dr. Simon Franzmann, Direktor des Instituts für Demokratieforschung an der Georg-August-Universität in Göttingen, mit dem Titel „Demokratie(un)zufriedenheit und Polarisierung in der tripolaren politischen Landschaft“ und dem Vortrag von Frau Natascha Strobl, Expertin für Rechtsextremismus und die Neue Rechte, zum Thema „Radikalisierter Konservatismus? Wie sich die ‚Mitte‘ radikalisiert“. Herr Prof. Franzmann sprach darüber, wie und wann die Unzufriedenheit der Bürger mit der Politik die Demokratie stärken oder sie schwächen kann und weshalb die Coronapolitik zur Radikalisierung von Teilen der Gesellschaft geführt hat. Frau Strobl widmete sich der Rolle der Verschwörungstheorien in Krisensituationen und der Instrumentalisierung von Verschwörungstheorien durch rechte Politikerinnen und Politiker.
Die Konferenz schloss mit einer von Frau Prof. Dr. Ursula Münch, Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing, moderierten Podiumsdiskussion zum Thema „Schutz oder Zwang? Wahrnehmung und Wirkung staatlicher Antworten auf globale Herausforderungen“. An der Diskussion nahmen teil: Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (Bundesjustizministerin a.D. und stellvertretende Vorsitzende der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit), Thomas von Sarnowski (Landesvorsitzender der bayerischen Grünen und der Wissenschaft), Prof. Dr. Birgit Blättel-Mink und Natascha Strobl. Sie beschäftigten sich mit Handlungsmöglichkeiten sowie den Chancen und Pflichten der Politik in Krisenzeiten.
Das Jahreskolloquium hatte einen besonders feierlichen Charakter. Den Teilnehmenden wurden außer den Vorträgen auch die Einblicke in das Leben an der Universität der Bundeswehr mit Laborführungen sowie ein festliches Abendprogramm geboten.
Bilder: © Patricia C. Lucas Photography