Schon lange ist bekannt, dass bei diffussionsgesteuerten Wärmebehandlungsvorgängen Zeit und Temperatur gegeneinander austauschbar sind. Schon 1947 veröffentlichten Hollomon und Jaffe ihre grundlegenden Arbeiten hierzu. So kann beim Anlassen eines gehärteten Stahls die Anlassdauer gesenkt werden, wenn gleichzeitig die Anlasstemperatur erhöht wird. Ist er Hollomon-Jaffe-Parameter, der aus Anlassdauer und –temperatur berechnet wird gleich, wird auch die gleiche Härte nach dem Anlassen erreicht.
Verkürzt man die Anlassdauer immer weiter, so wirkt sich der Teil der Anlassvorgänge, die schon während des Aufheizens der Probe stattfinden immer mehr aus. Der Holomon-Jaffe-Parameter darf daher dann nicht mehr in der üblichen vereinfachten Form unter Annahme konstanter Temperatur berechnet werden, sondern muss in seiner integralen Form den Temperaturverlauf berücksichtigen.
In diesem Projekt untersuchen wir am Beispiel des 42CrMo4 ob die mechanischen Eigenschaften (Streckgrenze, Zugfestigkeit, Kerbschlagarbeit und Dauerschwingfestigkeit) von sehr kurz angelassenen Proben unterschiedlich sind zu den Eigenschaften von Proben, die nach 2 Stunden Anlassen die gleiche Härte aufweisen.