Der Einfluss ionisierender Strahlung auf lebende Organismen ist Gegenstand aktueller Forschung. Insbesondere die Auswirkung geringer Strahlendosen ist weitgehend unbekannt. Ein Ansatz, die biologische Strahlenwirkung zu verstehen, besteht in der Bestrahlung und Untersuchung von lebenden Zellen in Kultur. Durch moderne Techniken der Molekularbiologie ist es möglich, die strahlungsinduzierten Schäden in der Zelle (vor allem die schwerwiegenden DNA-Doppelstrangbrüche) sowie die an der Schadens-Reparatur beteiligten Proteine auf mikroskopischer Ebene zu studieren. Von den möglichen Arten ionisierender Strahlung sind insbesondere hochenergetische Ionen zur Bestrahlung lebender Zellen geeignet.
Das Rasterionenmikroskop SNAKE, welches am 14 MV-Tandembeschleuniger in Garching installiert ist, liefert fokussierte Ionenstrahlen mit einer Bestrahlungsgenauigkeit von besser als 1 µm. Damit sind gezielte Bestrahlungen z.B. eines Zellkerns mit einzelnen oder abgezählten Ionen möglich. Die Kombination von molekularbiologischen Studien mit einer derartigen Bestrahlung stellt somit ein ideales Werkzeug dar, um strahlenbiologischen Fragestellungen im Hoch- und Niedrigdosisbereich gezielt bearbeiten zu können.
An SNAKE stehen Protonen und schwerere Ionen mit einem breiten Energie- und LET-Bereich (2-2000 keV/µm) zur Verfügung:
- Protonen: 4-28 MeV
- d, He, B, C, O: 2-10 MeV/Nukleon
- schwerere Ionen: 0.2-4 MeV/Nukleon
Durch Ablenkung des Ionenmikrostrahls kann ein Punkt nach dem anderen mit einem definierten Muster bestrahlt werden. Hiermit können (ohne zu zielen) mehrere cm² Zellkultur, aber auch komplexere Proben wie Gewebe oder Kleintiere bestrahlt werden. Die maximale Ionenreichweite erhält man mit Protonen, die die Bestrahlung von Proben mit bis zu 5 mm Dicke ermöglichen. Die schwereren Ionen sind aufgrund ihrer geringeren Reichweite besser geeignet für die Bestrahlung von einzelnen Zellschichten.
Der Lebendzellaufbau mit Temperaturkontrolle wurde für die Bestrahlung von lebenden Zellen mit Live-Beobachtung konzipiert. Er kann für die Zielbestrahlung von einzelnen Zellen oder sogar zellulären Substrukturen wie Mitochondrien oder Nukleoli mit einer Zielgenauigkeit < 2 µm genutzt werden. Zusätzlich werden kinetische und dynamische Studien von Zellreaktionen möglich, wie die Analyse der (sequentiellen) Rekrutierung verschiedenster Reparaturfaktoren nach der Erzeugung von DNA Doppelstrangbrüchen.