Fachartikel in der Zeitschrift für Evangelische Ethik
27 Oktober 2022
»In Code We Trust?«
Distributed-Ledger-Technologie (DLT) trat mit dem Anspruch auf, Vertrauen in Drittinstanzen überflüssig zu machen. Mathematischer Determinismus sollte an die Stelle des fehleranfälligen Vertrauens treten. Nach wie vor steht DLT deshalb für erhöhte Sicherheit. Inzwischen ist jedoch gleichzeitig davon die Rede, die Technologie könne Vertrauen kreieren. Insbesondere von großen Unternehmen wird dafür geworben, mittels angebotener informationstechnologischer Lösungen auf Blockchain-Basis Vertrauen zu schaffen statt abzuschaffen.
In ihrem im Oktober in der Zeitschrift für Evangelische Ethik erschienenen Fachbeitrag »›In Code We Trust?‹ – Zur Vertrauens-Verheißung der Blockchain-Technologie« geht Isabelle Fries, Ethikerin im LIONS-Projekt, der Frage nach, wie sich die Abneigung gegenüber einem Vertrauen-Müssen bei gleichzeitigem Wunsch nach einem Vertrauen-Können, an den wiederum Marketing-Strategien anknüpfen, verstehen und erklären lässt.
Dem Wunsch nach Sicherheit laufe der Vertrauensbegriff bereits sprachlich zuwider. Zwar könne ein soziotechnisches System durch mathematischen Determinismus Vertrauen funktional ersetzen, jedoch nicht den menschlichen Wunsch danach, vertrauen zu können. Daraus ergeben sich fortbestehende Unsicherheiten genauso wie eine bleibende Verantwortung aufseiten Systementwickelnder, -betreibender und -nutzender.
Zum Artikel: https://doi.org/10.14315/zee-2022-660405