Digital souverän in die bestmögliche Zukunft

24 Mai 2024

LIONS-Projekt- und Kooperationspartner zeigten sich Mitte Mai auf dem Neubiberger Campus der UniBwM gemeinsam produktiv. In zwei mehrstündigen Workshop-Einheiten entwickelten zwölf Expertinnen und Experten aus den Forschungsbereichen Wirtschaftsinformatik, Informatik, Psychologie, Pädagogik und angewandter Ethik zusammen mit Software-Entwicklern aus der Praxis (itWatch) Handlungsempfehlungen zugunsten Digitaler Souveränität. Zudem setzten sie sich engagiert mit zukunftsweisender Szenarien-Entwicklung auseinander.

Systemanforderungen und Human Factor im Zeichen Digitaler Souveränität

„Eindimensionale Abhängigkeiten von Technologien sollten unbedingt vermieden werden“, war sofort zu hören, als Projektmanager Manfred Hofmeier den Impuls gab: „Worauf sollten Entscheidende in Unternehmen und Politik achten, wenn es gilt, Digitale Souveränität zu erhöhen?“ Schnell entstand in transdisziplinärer Zusammenarbeit eine fundierte Liste mit weiteren Punkten. Neben Soft- und Hardware, ihrer Herkunft, Beschaffenheit und Robustheit, stand der „Human Factor“ im Fokus. Mit dem Ziel klarer Handlungsempfehlungen an Entscheidungstragende aus Unternehmen und Politik wurden konkrete Bausteine erarbeitet. So werden beispielsweise gezielte Schulungen für Führungskräfte hinsichtlich ihrer Kommunikation empfohlen. Der seitens Banken bekannte Warnhinweis „Wir werden Sie niemals anrufen und auffordern, private Daten preiszugeben“ kann zum Vorbild für eine transparente Kommunikation durch Vorgesetzte werden, die um mögliche Sicherheitsrisiken wissen, konkretisiert im Hinweis: „Ich werde Sie niemals per E-Mail um persönliche Gefallen bitten.“ Dass es daneben eine starke IT-Abteilung braucht, die im Öffentlichen Dienst auch eine Konkurrenzfähigkeit hinsichtlich Entlohnung und Perspektive voraussetzt, war eine Erkenntnis, die auch Entscheidende der Politik adressiert. Ihnen wird durch das LIONS-Konsortium insbesondere auch geraten, Digitale Souveränität stärker im Bildungswesen zu verankern, um einerseits frühzeitig Kompetenzen zu fördern, andererseits aber auch Älteren Qualifikationsformate anbieten zu können, um einen Digital Divide zu vermeiden.

LIONS14052024_21_Zuschnitt.JPG

Auf dem Weg zum bestmöglichen Informationssystem der Zukunft

„Auf dem Weg zum bestmöglichen Informationssystem der Zukunft“ befanden sich die Teilnehmenden im zweiten Teil. Den thematischen Hintergrund lieferte ein aktuelles Forschungsprojekt von Dr. Isabelle Fries, Manfred und Michael Hofmeier sowie Maximilian Greiner. Sie analysieren das Denken in und das Aufstellen von Szenarien zugunsten guter Technologie-Entwicklung. Fries gab hinführend einen Überblick und stellte mit Verweis auf sprachphilosophische und ethische Erkenntnisse Verstehensmöglichkeiten von „gut“ vor. „Ein moralisch Gutes ist etwas anderes als ein funktionales Gutes, aber in den Erwartungen an ein Informationssystem kommt beides zusammen“, führte sie aus. Daraus ergaben sich drei Fragen, die von der Gruppe im Anschluss in der Methodik des World Cafés bearbeitet wurden:

  • Was ist ein „gutes“ Informationssystem?
  • Was ist ein „gutes“ Szenario?
  • Was ist eine „gute“ Zukunft?

In die Rollen verschiedener Stakeholder versetzten sich die Anwesenden bei der Beantwortung der Fragen hinein. Der zusätzliche Perspektivwechsel – von unbelebter Natur bis hin zur Legislative – war eine Herausforderung. Entstanden sind gut durchdachte und interdisziplinär diskutierte Sichtweisen, aus denen konkrete Anforderungen an Szenario-Entwicklung und jener von Informationssystemen abgeleitet werden können.

Was es braucht, damit Technologien „gut“ sind und im Blick auf eine „gute“ Zukunft wirksam werden können, werden die vier initialen LIONS-Mitarbeitenden basierend auf den Workshop-Ergebnissen weiter erforschen. Genau wie die Handlungsempfehlungen zugunsten Digitaler Souveränität an Entscheidungstragende sind Veröffentlichungen geplant.