Zur Zeit wird an unserem Lehrstuhl an Batteriespeichersystemen gearbeitet, die basierend auf der Multi-Level-Technologie arbeiten. Mit dem konventionellen Aufbau von Batteriespeichern wird dabei in Form der Wechselstrombatterie fundamental gebrochen. Diese Wechselstrombatterie kann in kleinen Varianten als Hausspeicher eingesetzt werden, um den Eigenverbrauch selbst erzeugter Energie zu erhöhen. In großen Ausbaustufen kann sie aber auch in Gewerbe- oder Industrieeinrichtungen genutzt werden, um Spitzenlasten zu dämpfen oder die Phasenlage zu verbessern (Phasenschieberbetrieb). Ebenso ist es denkbar, diese Technologie auf Netzebene zum Peak Shaving einzusetzen, oder damit am Primärregelleistungsmarkt teilzunehmen. Zudem kann die Wechselstrombatterie die Elektromobilität in ein neues Zeitalter führen!

Vorteile

Schutzkleinspannung
Schutzkleinspannung
Zellausfall unkritisch
Zellausfall unkritisch
Stromqualität
Stromqualität
Filter kleiner
Filter kleiner
Batterieüberwachung
Batterieüberwachung
Batteriekapazität nutzbar
Batteriekapazität nutzbar
Motor effektiver
Motor effektiver
Netzunabhängig
Netzunabhängig
Zellgesundheit beeinflussbar
Zellgesundheit beeinflussbar

Wie funktioniert ein Elektrofahrzeug?

Der klassische Aufbau eines Konzepts mit Batteriespeicher, Umrichter und elektrischer Last/Versorgung ist überholt. Bisher war der Aufbau eines Elektrofahrzeuges folgendermaßen: Ein Batteriespeichersystem liefert Gleichstrom, der über eine Leistungselektronik in 3-phasigen Wechselstrom gewandelt wird und den Motor versorgt. Dabei ist eine gesonderte Leistungselektronik für jeden vorgesehenen Ladestandard (z.B. Haushaltssteckdose, Starkstrom , Supercharger) notwendig. Die Leistungselektronik ist immer als B6-Brücke ausgeführt, d.h. wir schalten die Spannung bei hoher Schaltfrequenz binär zu und weg. Über das Verhältnis von Ein- zu Ausschaltzeit kann auf diese Weise ein Spannungsverlauf nachgebildet werden, was jedoch teure Spulen erforderlich macht, die das Ausgangssignal filtern. Diese Art der Leistungswandlung nennt man Pulsweitenmodulation (PWM). Das Netz, bzw. die elektrische Maschine sieht in der Folge Spannungspulse hoher Frequenzen und variierender Längen, wobei Netzfilter bzw. die baulich bedingte Induktivität der elektrischen Maschine diese gepulste Spannung glätten. Über das Verhältnis von „AN (1)“ zu „AUS (0)“ entstehen somit die gewünschten Spannungsniveaus als Mittelwert der PWM. Auf dieser Technologie basieren fast alle der heutigen Leistungselektroniken. Dieses Konzept wurde seit seiner Einführung vor über 80 Jahren nicht mehr verändert. Die Entwicklung von rechenstarken Mikrocontrollern und Fortschritte in der Halbleitertechnik ermöglichen nun jedoch alternative Vorgehensweisen.

Einsatzzwecke

Boote
Boote
Automotiv
Automotiv
Baumaschinen
Baumaschinen
Stationäre Energiespeicher
Stationäre Energiespeicher
Wasserstoff
Wasserstoff
Flugzeuge
Flugzeuge

Neues Konzept

Beim vorgeschlagenen Lösungsansatz wird ein Verbund von Batteriezellen (bei Lithium-Ionen-Zellen Nennspannung 3,6 Volt) mit einer Leistungselektronik versehen. Die so entstehenden "Smart Batteries" werden wiederum mit ihren unmittelbaren Nachbarzellen verbunden und bilden so einen Umrichterstrang. Verschiedene Schaltzustände der Leistungselektronik ermöglichen ein serielles oder paralleles Verschalten benachbarter Module. Zusätzlich ist auch ein Bypass-Modus, also eine vorübergehende oder dauerhafte Deaktivierung einzelner Module, möglich. Dieser Modus kann bei defekten Zellen oder starken Inhomogenitäten hinsichtlich von Lade- (State Of Charge (SOC)) oder Alterungszustand (State Of Health (SOH)) der Zellen genutzt werden, sodass nicht die Leistungsfähigkeit des gesamten Akkus beeinträchtigt wird. Durch das serielle Verschalten der Module kann ein Strang unterschiedliche Spannungsniveaus ausgeben, was namensgebend für die Multilevel-Technologie ist. In der Regel werden über die Spannungsstufen Sinus-Signale unterschiedlicher Frequenz und Amplitude generiert. Durch die neue Herangehensweise können die Nachteile konventioneller Batteriespeicher- und Umrichtersysteme, wie z.B. der geringe Wirkungsgrad im Teillastbereich oder die aufwendige Skalierbarkeit, umgangen werden. Sie ermöglicht es, einzelne Smart Batteries eines Batteriespeichersystems individuell anzusteuern, wodurch unzählige neue Möglichkeiten eröffnet werden. Zudem vereint das integrierte Batteriespeicher- und Umrichtersystem sowohl das BMS als auch die Funktionen der unterschiedlichen Umrichter. Dieses hochintegrierte und modulare Batteriespeicher- und Umrichtersystem nutzt seine zahlreichen Freiheitsgrade für den hocheffizienten Betrieb des Gesamtsystems und ermöglicht ein differenziertes Handling verschiedener Batteriezellen. Es umgeht zahlreiche Nachteile konventioneller PWM-Umrichterkonzepte.

Interessantes zum Thema

Batteriealterung
Batteriealterung

Was passiert dabei mit der Batterie?
-Alterung
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Warum verbessern sich die Verluste?
-von Motor
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Filter
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Warum werden weniger Filter benötigt?
-EMV
-Netzfilter

Schalter
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Was unterscheidet die Halbleiter?
- 6V
- 650V/1200V

Was machen wir anders?

Zur Wandlung von Gleich- in Wechselspannungen existieren verschiedene Ansätze. Die grundlegende Herangehensweise ist es, eine Gleichspannung derart zu „zerhacken“, dass sie nach entsprechender Filterung einer Sinusform ähnelt. Insgesamt dabei gibt es unterschiedliche Herangehensweisen, die konventionelle PWM, der Multi Level (ML)-Ansatz und ein ML-Ansatz mit Parallelschaltung. Durch eine Aufspaltung der Blockbatterie, mit einem ML-Ansatz kann der Sinus wesentlich besser approximiert werden. Dieser Ansatz führt jedoch zu erhöhten Verlusten in der Batterie im Vergleich zu einem herkömmlichen System. Umgangen werden kann dies durch das Parallelschalten der Zellen. Zusätzlich führt dies zu einem erhöhten Wirkungsgrad im Teillastbetrieb, da mehr Zellen dynamisch parallel geschaltet werden können. Gerade bei einem PKW ist dieser Teillastbetrieb (Fahrten mit weniger als 140kmh) ausgeprägt vorhanden. Derzeit werden auf Umrichterseite fast ausschließlich PWM-Umrichter verbaut.

Batteriespeicher

Batteriespeicher: Wechselstrombatterie

Zur Zeit wird an unserem Lehrstuhl ein Batteriespeicher, basierend auf unserer Multi-Level-Technologie aufgebaut. Wir nennen ihn Wechselstrombatterie oder AC-Batterie, da er mit dem bisherigen Aufbau von Batteriespeichern fundamental bricht. Diese Wechselstrombatterie kann in kleinen Varianten als Hausspeicher eingesetzt werden um den Eigenverbrauch selbst erzeugter Energie zu erhöhen, in großen Ausbaustufen aber auch in Gewerbe- oder Industrieeinrichtungen genutzt werden um die Spitzenlast zu dämpfen oder die Phasenlage zu verbessern (Phasenschieberbetrieb). Ebenso ist es denkbar, ihn auf Netzebene zum Peak Shaving einzusetzen oder damit am Primärregelleistungsmarkt teilzunehmen.
 
Wie oben zu sehen ist, ist die Technologie sehr flexibel einsetzbar. Dies ergibt sich prinzipbedingt durch den modularen Aufbau: Jede Batterie(-zelle oder –pack) wird mit einer kleinen Leistungselektronik versehen und am Speichersystem angeschlossen. Eine zentrale Steuerung koordiniert den Einsatz der verschiedenen Submodule. Wird mehr Kapazität benötigt, bringt man zusätzliche Module ein. Ist eine gewisse Ausfallsicherheit gefragt, werden ebenfalls zusätzliche Module angeschlossen. Geht eine Batterie kaputt, wird nur ein Submodul ausgetauscht, das System selbst läuft aber weiter. Und falls die nächste Batterietechnologie entwickelt wird, kann das System sukzessive damit ausgerüstet werden. Die verwendeten Batterien können nämlich unterschiedlich hinsichtlich Spannung, Kapazität oder auch Technologie sein, die intelligente Steuerung kann mit all diesen Fällen umgehen. Ein Szenario, das wir untersuchen, ist der Einsatz von sogenannten Second-Life-Batterien, also Batterien die schon benutzt und ausgesondert wurden (z.B. von Elektroautos). Bei stationären Anwendungen ist das Gewicht bzw. die gravimetrische Leistungsdichte nicht so wichtig, sodass auch schon „ausgelutschte“ Batterien durchaus weiterverwendet werden können, anstatt sie zu entsorgen. Auf diese Weise wollen wir unseren Beitrag zu einer umweltfreundlichen Energieversorgung und zu einer effizienten Ressourcennutzung leisten. 
 
 
 
Die Forschung an dieser Technologie wurde von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in zwei Projekten gefördert und mit einem Preis prämiert:

"Der erste Preis des EnergieCampus 2017 der Stiftung Energie & Klimaschutz (eine Stiftung der EnBW) ging an Herrn Arthur Singer von der Universität der Bundeswehr. Der EnergieCampus ist ein bundesweiter Doktorandenwettbewerb rund um die Energiewelt der Zukunft, die eingereichten Arbeiten wurden anonym von einer hochkarätigen Jury bewertet. Kriterien waren die Originalität der wissenschaftlichen Arbeit, herausragende Ergebnisse, Forschungs- und Transferleistung und auch die Qualität der Darstellung."