Telematik-System gegen Geisterfahrer mit Hilfe von GNSS

Prof. Thomas Pany, Professor für Satellitennavigation, hat das Projekt „Umsetzung der Geisterfahrerdetektion mit aktueller kommerzieller Technik und kooperative Gefahrenwarnung“, Ghosthunter III, erfolgreich beim BMWi eingeworben.

Nach wie vor hört man täglich von Falschfahrern auf deutschen Autobahnen in den Warnmeldungen der Radiosender. Statistisch gesehen sind etwa fünf Falschfahrer pro Tag auf unseren Straßen unterwegs. In den Schlagzeilen ist dann von den meist schrecklichen Verkehrsunfällen durch Geisterfahrer zu lesen. Ungefähr jede Woche passiert so ein Crash. Aufgrund der hohen Geschwindigkeiten auf den Autobahnen enden diese Unfälle oft tödlich. Um diese Unfälle zu vermeiden, gibt es einige Ansätze (beispielsweise auffällige Beschilderung), die allerdings bislang nur mäßigen Erfolg gezeigt haben. Im Projekt Ghosthunter wird ein System entwickelt, welches schnell und zuverlässig alle Beteiligten Verkehrsteilnehmer warnen soll, um so Falschfahrten und daraus resultierende Unfälle zu vermeiden.

Projektphasen I und II

Das Projekt Ghosthunter läuft bereits seit 2015 und befindet sich derzeit in seiner dritten Projektphase. In der ersten Phase bis 2017 wurde das Grundkonzept erarbeitet und validiert: die Detektion von Falschfahrern mit Hilfe von GNSS. Dabei wird die GNSS-Trajektorie mit einer digitalen Karte abgeglichen. Weichen tatsächliche Trajektorie und erlaubte Fahrtrichtung signifikant voneinander ab, wird der Falschfahrer detektiert. Die zweite Phase (2018–2021) befasste sich mit der Portierung der Algorithmen auf handelsübliche Android-Smartphones. Zusätzlich wurde ein Server-System zur Distribution der Warnmeldungen aufgebaut. Der besondere Fokus lag hierbei auf der Untersuchung der Integrität von GNSS-Positionen und digitalen Karten.

Projektphase III

Im aktuellen Projekt werden nun aufbauend auf den Erkenntnissen der vorherigen Projektphase weitere Untersuchungen von Positionierungsmethoden (PPP = Precise Point Positioning und DGPS = Differential GPS) durchgeführt. Anschließend wird die für die Falschfahrerdetektion am besten geeignete Methode implementiert. Darüber hinaus wird das Protection Level, innerhalb dessen dann die Integrität der Position gewährleistet werden kann, berechnet. Somit steht am Ende ein Softwaremodul zur Verfügung, welches sowohl eine genaue als auch integre Position liefert.

Neben der Positionierung wird auch das Map-Matching weiter angepasst. Hier werden beispielsweise die Kartengrundlage und dementsprechend auch die Algorithmen von einem Projektpartner angepasst. Darüber hinaus soll durch einen weiteren Projektpartner eine prototypische Zertifizierung des Systems durchgeführt werden. Dazu muss die Integrität des Systems nachgewiesen werden. Am Ende des Projekts soll der Service zur Falschfahrerdetektion und -warnung von einem externen Betreiber den Autofahrern zur Verfügung gestellt werden.

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Links: Blockdiagram und Datenfluss bei der Geisterfahrererkennung mittels Smartphone (© Universität der Bundeswehr München)
Rechts: Messaufbau zur Bestimmung der Zuverlässigkeit der Geisterfahrererkennung (© Universität der Bundeswehr München)

Die Projektinitiative ist ausgehend von der Abteilung Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.


Laufzeit: 01.12.2021 bis 30.11.2023
Förderung: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie


 

 

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