Hinter den Türen des Bundesnachrichtendienstes
17 April 2016
Festlich eröffneten zwei Trompetenspieler den Neujahrsempfang der Katholischen Militärseelsorge. Militärdekan Dr. Jochen Folz begrüßte unter den zahlreichen Gästen aus Bundeswehr, Polizei, Politik, Gesellschaft und Wissenschaft auch die Festrednerin des Empfangs im vergangenen Jahr, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern Charlotte Knobloch. „Wir müssen heute nicht nur von einer Jahreswende in dieser Welt sprechen, sondern eher schon von einer Zeitenwende“, erklärte der Organisator des Neujahrsempfangs. Vieles in der Welt sei im Umbruch begriffen und auch an der Universität stünden dieses Jahr einige Projekte an – daher tue es gerade gut, zum Jahresbeginn inne zu halten und seinen Horizont zu erweitern. Nach dem Festvortrag mit dem Thema „Der nachrichtendienstliche Mehrwert, Möglichkeiten und Grenzen der nachrichtendienstlichen Informationsgewinnung“ lud die Militärseelsorge daher auch zu einem anschließenden Imbiss mit musikalischer Begleitung der Big Band der Universität ein.
Nachdenkliche Worte
Präsidentin Prof. Merith Niehuss blickte in ihrem Grußwort nachdenklich auf die letzten Monate. „Das vergangene Jahr hat für uns schlecht geendet“, so Prof. Niehuss. „Wir werden insbesondere wegen der drei Suizide von Studierenden, die uns über die Maßen betroffen gemacht haben, einiges an Maßnahmen ergreifen, um zu versuchen, solch furchtbare Entscheidungen von so jungen Menschen in irgendeiner Form verhindern zu können.“ Auch Oberst Detlev Adelmann, Leiter des Studierendenbereichs, drückte seine Betroffenheit aus. Ein allgemeiner Beirat werde sich zukünftig mit dem Thema intensiv befassen. Sowohl Prof. Niehuss als auch Oberst Adelmann machten des Weiteren auf die zahlreichen psychologischen und kirchlichen Beratungsstellen der Universität aufmerksam.
Positive Entwicklungen in Forschung und Lehre
Im Anschluss ließ die Präsidentin das universitäre Jahr Revue passieren und hob dabei insbesondere die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und dessen hervorragende Forschungsleistungen hervor. Sie lobte den Masterstudiengang Klinische Psychologie, den ersten Studiengang in ganz Deutschland, der ausgerichtet ist für die Ausbildung von klinischen Psychotherapeuten. Auch ging sie auf die geplante Traumaforschung von Kriegsfolgen an der Universität ein. Sie machte deutlich, dass Professorinnen und Professoren bereits während der Berufungsverfahren gut an der Universität betreut werden, dies werde auch durch die Verleihung des Gütesiegels des Deutschen Hochschulverbandes für faire und transparente Berufungsverhandlungen unterstrichen. Der schon bestehende Forschungsbereich Cyber Defence werde in den nächsten Jahren deutlich ausgebaut, so die Präsidentin Prof. Merith Niehuss.
Kooperation der Nachrichtendienste fördert detaillierte Informationen
Mit dem Thema Sicherheit setzt sich der Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND) Gerhard Schindler tagtäglich auseinander. „Ich bin gerne hierhin gekommen, weil ich die Universität der Bundeswehr schätze, aber auch nicht ganz uneigennützig“, sagte er den zahlreichen Gästen mit einem Lächeln. In den Reihen des BND leisten etwa 800 Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst, die meisten davon ausgebildet an der Universität der Bundeswehr München. Der BND sei der einzige Auslandsnachrichtendienst in der Bundesrepublik Deutschland und habe den gesetzlichen Auftrag, „Erkenntnisse über das Ausland zu gewinnen, die für unser Land von außen von sicherheitspolitischer Bedeutung sind.“ Seine Kernkompetenz sei die Anwendung nachrichtendienstlicher Methoden, die Informationen generiere er aus unterschiedlichen Quellen – personenbezogen sowie technisch. Nicht jeder sei bereit, Geheimnisse zu teilen und Menschen könnten lügen oder sich irren, daher bewerte der BND seine Quellen nach Zuverlässigkeitsfaktoren.
Stets die Weiterentwicklung im Blick
Die Anforderungen an den BND und die Bundesrepublik wüchsen stetig, diesen werde man nur gerecht, wenn die nachrichtendienstliche Methodik stetig fortentwickelt werde, erklärte Gerhard Schindler abschließend: „Unsere Arbeit ist kein Selbstzweck. Sie dient vielmehr dem Schutz unserer Bürgerinnerinnen und Bürger. Sie dient der Sicherheit unseres Landes. Sie dient Deutschland“.