Wie funktioniert Raumfahrt?
26 Mai 2011
Rund 100 Schülerinnen und Schüler begeben sich bei der Kinderuni-Vorlesung von Prof. Förstner auf eine Reise ins All. Sie lernen z.B. seit wann es Raumfahrt gibt und wer das erste Lebewesen im All war.
Die Erklärungen, die die Menschen früher für die leuchtenden Sterne am Himmel hatten, waren schon komisch: Einige meinten, die Sterne hängen an Schnüren vom Himmel, andere glaubten, die Engel tragen die Sterne. Die Schülerinnen und Schüler im Alter von acht bis zwölf Jahren, die am 11. Mai die Kinderuni-Vorlesung von Prof. Roger Förstner vom Institut für Raumfahrttechnik der Universität der Bundeswehr München besuchten, lachten über diese Vorstellungen. Sie selbst sind mindestens auf dem Wissensstand von Nikolaus Kopernikus: Vor rund 500 Jahren war er der erste, der den Umlauf der Planeten um die Sonne beschrieb. Auch nach dieser Erkenntnis war es noch ein langer Weg bis zur Raumfahrt, erklärt Prof. Förstner. Aber die Menschen trieb der Gedanke an: „Da gibt es etwas, wo wir hinfahren können.“
Schwierige Anfänge
Die ersten Versuche in der Geschichte der Raumfahrt scheiterten natürlich kläglich – Fluggeräte gingen buchstäblich in Flammen auf. Erst Mitte der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts nahm die Erforschung des Weltraums an Fahrt auf, angetrieben durch die Supermächte Sowjetunion und USA. Wer das erste Lebewesen im All war, wussten viele der jungen Besucher der Kinderuni bereits: Hündin Laika war es, die am 3. November mit der sowjetischen Sputnik-2 ins All geflogen war. Auch der erste Mensch im All war mit Juri Gagarin ein sowjetischer Kosmonaut. 1969 folgte der Triumph der US-amerikanischen Raumfahrt mit der Landung auf dem Mond. Heute arbeiten russische, europäische und amerikanische Raumfahrtagenturen zusammen: Gemeinsam betreiben sie die Internationale Raumstation ISS.
Ritt auf der Rakete
Doch wie kamen und kommen die Kosmonauten und Astronauten – und in jüngster Zeit auch einige Raumfahrttouristen – ins All? Da Prof. Förstner Professor für Raumfahrttechnik ist, gab er natürlich auch einige technische Details preis. Das Rückstoßprinzip übten die Kinder selbst mit aufgeblasenen, aber nicht zugeknoteten Luftballons, die sie dann „fliegen“ ließen. „Anders funktioniert eine Rakete auch nicht“, erklärte Prof. Förstner: Eine Rakete erzeugt ihren Schub, indem Treibstoff verbrannt und das dadurch erzeugte Gas nach hinten ausgestoßen wird. Für die Distanzen zu Mond oder Mars ist allerdings eine Menge Treibstoff notwendig – und eine Menge Leistung: 30 Millionen PS hat etwa die europäische Trägerrakete Ariane V.
Ungemütliches Weltall
Doch es lohnt sich, bei den Reisen ins All auf die Raketenkraft zu setzen, wie ein Vergleich von Prof. Förstner deutlich macht: Den Planeten Saturn, den die Europäische Raumfahrtagentur in der Mission Cassini mit zwei Raumsonden erforscht, würde man mit dem Auto erst nach 5700 Jahren erreichen. Prof. Förstner rät den Besuchern jedoch trotz aller Begeisterung ohnehin von einem persönlichen Besuch im All ab: „Ein Vakuum, bis zu minus 270 Grad kalt, der Weltraum ist wirklich ungemütlich.“ Auch wenn wir heute viel mehr wissen: Vielleicht betrachten wir die Sterne doch einfach lieber von unten – so wie es die Menschen vor vielen hundert Jahren schon gemacht haben.