Bundeswehrspezifische Softwareentwicklung
Brückenklassifizierung und Brückenbelastbarkeit mit BRASSCO-NG

Die schnelle Bewertung der Tragfähigkeit von Brücken ist im Einsatz essentiell für die Sicherung der Mobilität der eigenen Kräfte. Die stetige Weiterentwicklung der Rechenleistung mobiler Geräte ermöglicht heute die Anwendung von Technologien in einer Vielzahl an Bereichen. Diese Möglichkeiten bieten neue Perspektiven für die Bundeswehr, die vor allem von der schnellen Handhabung profitieren kann.

Durch den rasanten Siegeszug der Smartphones und Tablets in unserer heutigen Gesellschaft stehen wir erst am Anfang der Erschließung neuer Anwendungsräume von Computerprogrammen. Die allgegenwertige Akzeptanz und Nutzung dieser mobilen Geräte stellt auch neue Möglichkeiten für die Bundeswehr dar. Kommerzielle Programme sind hierbei nur mäßig geeignet, da diese entweder zu viel, oder zu wenig, hinsichtlich bundeswehrspezifischer Fragestellungen, abdecken. Außerdem können sich durch die Nutzung von Fremdsoftware Schwachpunkte in der Datensicherheit und Verteidigung gegen Zugriffe von außen ergeben. Aus diesem Grund ist eine Softwareentwicklung, die auf die speziellen Kriterien der Anwendung im militärischen Einsatz ausgelegt wird, von Nöten.

Besondere Anforderungen, welche von Seiten der Bundeswehr in der Softwaregestaltung gefragt sind, beinhalten unter anderem eine möglichst hohe Robustheit des Programmes gegenüber Fehlnutzung, eine starke Strukturierung und Übersichtlichkeit der Eingabe, visuelle Überprüfungsmöglichkeiten, sowie eine klare Interpretation der Ergebnisse. Zusätzlich ist für den Gebrauch im Einsatz eine Optimierung hinsichtlich Menge und Genauigkeit der Eingabeparameter, sowie der Rechenzeit zu treffen. Als Beispiel für die nötige Funktionalität kann die derzeitige Entwicklung eines Programmes zur Brückenklassifizierung genannt werden.

Für die Berechnung von Tragwerken und der Erstellung numerischer Modelle gibt es auf dem kommerziellen Markt ein breites Angebot. Die angebotene Leistung dieser Produkte reicht oftmals von einer simplen zweidimensionalen Berechnung bis zu einer numerischen Berechnung komplexer dreidimensionaler Modelle. Die betrachteten Strukturen variieren von einfachen Lagerhallen bis hin zu komplexen Ingenieurbauwerken. Wo diese Anwendungsvielfalt auf dem kommerziellen Markt gefragt und benötigt wird, genügt für die Problemstellungen von Seiten der Bundeswehr ein sehr geringer Teil des abgedeckten Spektrums. Die Vielzahl an Berechnungs- und Darstellungsmöglichkeiten benötigt eine hohe Rechenleistung, welche zurzeit nur von Computern und Laptops erreicht wird. Deswegen kann durch die Entwicklung einer plattformunabhängigen Software zum einen eine Nutzung auf mobilen Endgeräten, zum anderen eine Reduzierung der Eingabe- und Anwendungsmöglichkeiten auf das Wesentliche ermöglicht werden.

Im hier beschriebenen Fall der schnellen Einstufung von Brücken lässt sich die Modellierung beschleunigen, indem, Baukasten gleich, nur bestimmte Teil-Querschnitte zur Verfügung stehen, aus denen der Gesamtquerschnitt einer Brücke zusammengestellt wird. Durch diesen Ansatz kann die Modellgenerierung zu weiten Teilen automatisiert werden, und nur die variablen Querschnittsabmessungen und Feldlängen werden als Eingabewerte benötigt. Sind diese Werte in das Programm eingegeben wird eine Visualisierung von Quer- und Längssystems dargestellt, um dem Anwender eine Kontrolle der Eingabe zu ermöglichen. Anschließend wird die Berechnung durchgeführt und eine erlaubte Traglast (MLC = military load class) ausgegeben.

Dies ist nur ein Beispiel, wie die Nutzung von spezieller Software für die Truppe Vorteile im Einsatz mit sich bringen kann. Durch den ständigen Dialog mit dem Endnutzer kann eine effiziente Software entstehen, die die am häufigsten im militärischen Einsatz auftretenden Brückentypen und Geometrien abdeckt. Im Rahmen der Weiterentwicklung der Bundeswehr können auch neue Szenarien in die Software eingebunden werden.

Abbildung: Mobile Endgeräte zur Nutzung von Software in beliebigen Situationen