Der „ERC Consolidator Grant“ gehört zu den höchstdotierten Fördermaßnahmen der Europäischen Union und ermöglicht herausragenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern den weiteren Ausbau eines eigenen Forschungsbereichs.

Prof. Kiendl ist seit dem 1. Januar 2020 Professor für Baustatik am Institut für Mechanik und Statik der Fakultät Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften. Er hat an der TU München Bauingenieurwesen studiert und hat vor seinem Antritt bei der Universität der Bundeswehr München an verschiedenen Universitäten in Deutschland, Italien und Norwegen in Forschung und Lehre gearbeitet.

 

Das Projekt „Structural multiscale modelling of extrusion-based 3D and 4D printed materials”

3D-Druck, auch genannt Additive Manufacturing, bezeichnet eine Reihe verschiedener Technologien, bei denen dreidimensionale Objekte von beliebig komplexer Geometrie Schicht für Schicht erstellt werden können. Die am weitesten verbreitete 3D-Druck Technologie ist „Fused Deposition Modeling“. Durch die Entwicklung von hochfesten und beständigen Kunststoffen stellt diese Methode eine sehr interessante und kostengünstige Alternative bei der Herstellung von Maschinen- und Bauteilen dar. Eine entscheidende Hürde hierbei ist allerdings die Tatsache, dass sich die mechanischen Eigenschaften des gedruckten Materials stark von denen des Ausgangmaterials unterscheiden, so dass eine sichere Bemessung von gedruckten Bauteilen derzeit nicht möglich ist. Diese Unterschiede beruhen auf speziellen, durch den Druckprozess bedingten, Mikrostrukturen im Material.

Ziel dieses Projektes ist es, die Zusammenhänge zwischen den kontrollierbaren Druckparametern (z.B. Temperatur, Schichtdicke, etc.), den dabei entstehenden Mikrostrukturen sowie den resultierenden Materialeigenschaften zu erforschen und berechenbar zu machen. In einem zweiten Schritt soll dieses Wissen dann dazu genutzt werden, Materialien mit außergewöhnlichen Eigenschaften, sogenannte Metamaterialien, durch speziell entwickelte Mikrostrukturen im 3D-Drucker zu erzeugen.

Eine der höchstdotiertesten Fördermaßnahmen der EU

 

Für das ERC Consolidator Grant Programm wurden im vergangenen Jahr 2453 Anträge aus 24 verschiedenen Ländern eingereicht, wovon 301 für die Förderung bewilligt wurden. Die Fördersumme pro Projekt beträgt maximal zwei Millionen Euro mit einer Förderdauer von maximal fünf Jahren. Die Gesamtfördersumme lag 2019 bei 600 Mio €.

Der European Research Council (ERC) ist eine von der Europäischen Kommission eingerichtete wissenschaftsgeleitete Institution zur Förderung von Spitzenforschung. Er besteht seit 2007 und wird über das Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizon 2020 finanziert. Die "ERC Grants" richten sich an exzellente einzelne Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jeder Nationalität, die ihr Forschungsprojekt in Europa durchführen möchten. Dabei gibt es je nach Alter und Forschungserfahrung drei Kategorien: ERC Starting Grants zielen auf junge, innovative Forscher ab, die eine neue Forschungsgruppe aufbauen wollen, Consolidator Grants richten sich an etablierte Spitzenforscher, welche bereits exzellente Forschungsleistungen erbracht haben und ERC Advanced Grants richtet sich an erfahrene Spitzenforscher mit über zehn Jahren Forschungserfahrung.

Wir freuen uns mit Prof. Kiendl über diesen Erfolg und begrüßen ihn herzlich an der Universität der Bundeswehr München!


Titelbild: Prof. Josef Kiendl (© Universität der Bundeswehr München / Siebold)