Verantwortung und Anonymität im Netz
Das Internet ist kein rechtsfreier Raum …
"Aber mir kann ja nichts passieren, weil man mich nicht findet, finden kann … äh … oder wie?"
Die Spur zu einzelnen Nutzern wird meist anhand der benutzten IP-Adressen aufgenommen. In unserem Fall käme man (beispielsweise über eine whois-Anfrage) zur Universität der Bundeswehr München. Hier müssen dann die Subnetz-Administratoren Auskunft geben, wer für einen bestimmten Rechner (IP-Adresse) verantwortlich ist.
Was wird eigentlich von außen gesehen?
- Eine Mail bzw. ein News-Artikel stammt, übertragen von einer oder mehreren Zwischenstationen, von einer IP-Adresse mit Absender "soundso". Diese Daten sind interessant in Sachen Beleidigung etc. aber nicht sehr zuverlässig (solange keine digitale Unterschrift dazukommt).
- Server-Betreiber "sehen", welche URL an welchen Client (IP-Adresse) ausgeliefert wird. Diese Daten sind interessant in Sachen Kinderpornographie, Rechtsextremismus, Urheberrecht etc.
- Filesharing: Teilnehmer (mit IP-Adresse "xy" und evtl.Nickname "abc") bietet folgende Dateien an (und dies oft schon während des Downloads).
Das ist für Rechteinhaber relevant, die in Filesharing-Netzen nach ihren (urheberrechtlich geschützten) Werken suchen. Diese Daten sind also interessant in Sachen Urheberrecht/ Copyright etc. - und noch einiges mehr …
Schützen Proxy-Server die Anonymität?
Nur sehr bedingt. Der Server-Betreiber sieht hier zwar nicht mehr die IP-Adresse des Endabnehmers, sprich Nutzers, sondern nur noch die des Proxy-Servers. Aber nun hat der Proxy-Betreiber die entsprechenden Informationen.
Zusätzlich "sieht" jeder, der an der Leitung "horchen" kann, diese Informationen. (Die Leitungen, welche die Universität der Bundeswehr München für Internet-Verbindungen nutzt, enden beispielsweise in Netzknoten des X-WiN / DFN-Vereins.)
Fazit
Die Wahl, einen Proxy einzusetzen, ist Vertrauenssache. Wem vertraue ich mehr: den einzelnen Server-Betreibern oder dem Proxy-Betreiber?
(Da das Rechenzentrum an der Leitung "horchen" kann, geben Sie dem RZ mit der Nutzung des RZ-eigenen WWW-Proxy kaum weitere Informationen preis.)
Bemerkung
Hier wird absichtlich nicht auf die Frage eingegangen, ob alles, was gemacht werden kann, auch gemacht werden darf. Denn die hierzulande geltenden Ansprüche an den Datenschutz gelten eben nur hierzulande (und nicht im Ausland) und bei konkreten Ermittlungen der Strafverfolgungsbehörden sieht die Sache nochmals anders aus.
Schlussfolgerung
Es gibt keine Anonymität im Internet. Bei Rechtsverstößen (zum Beispiel im Zusammenhang mit Filesharing) können die Verursacher ausfindig gemacht und gegebenenfalls belangt werden.
Erstmals am 29. Januar 2007 veröffentlicht.